Eintracht Frankfurt -
Dynamo Kiew |
Freundschaftsspiel 1960/1961
3:1 (1:0)
Termin: 22.11.1960, Flutlichtspiel
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Sparing (Kassel)
Tore: 1:0 Lothar Schämer (41.), 1:1 Viktor Kanewsky (59.), 2:1 Hans Weilbächer (62.), 3:1 Wolfgang Solz (82.)
Eintracht Frankfurt | Dynamo Kiew |
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Trainer | Trainer |
Ein schöner Fußballabend Eintracht — Dynamo Kiew 3:1 (1:0) Es gibt kaum ein zuverlässigeres Garantiezeichen für guten Fußball als leuchtende Scheinwerfer über dem Riederwald. An die zehntausend Zuschauer wallten an einem dunstigen Dienstagabend zum Eintrachtplatz hinaus, um sich an einem flotten Freundschaftsspiel zu delektieren. Es gab Zeiten in Frankfurt,, da lockte man mit derartigen Angeboten keinen Hund hinter der Zentralheizung hervor. Die Zehntausend werden bei nächster Gelegenheit wiederkommen. Mach Dir einen schönen Abend, geh zur Eintracht! Beide Mannschaften schienen unmittelbar an den Stromkreis, der die Scheinwerfer speiste, angeschlossen. Es dauerte eine halbe Stunde, ehe die ersten Entladungen verzischt waren. Bis dahin sah das Ganze aus wie ein einziger Abtausch von messerscharfen Vorstößen. Die Kraftlosigkeit Lindners, die Blässe Stinkas, die kleinen Defekte im Aufbauspiel von Kreuz, die Hemmungen von Schämer und das unkontrollierte Ungestüm des Halbrechten Weilbächer störten nur in den Details, das Gesamtbild blieb packend und voller Abwechslung. Bereits in der letzten Viertelstunde vor der Pause dominierte die pralle Wucht der Riederwälder unverkennbar über die Kombinationssicherheit des Vizemeister-Teams aus der UdSSR, das vor allem durch glatteres Zusammenwirken aller Teile imponierte. Schämers abgezirkelter Kopfball über das Gedränge im Torraum zum 1:0 spiegelte den Spielverlauf genau wider. Nach dem Wechsel geschah den Ukrainern etwas, was sie bis zum Schlußpfiff nie zu begreifen schienen. Während sie sich auf dem Vormarsch befanden, um sich den gewohnten Erfolg doch noch zu holen, streute ihnen Meister Kreuz genüßlich Sand in die Augen und Steilpässe in den Rücken. Während sie vorn an der Riederwälder Abwehr herumtüftelten, brauchten Stein, Schämer, Weilbächer und Solz auf der andern Seite nur geradeaus zu rennen, um sich die tollsten Gelegenheiten zu erjagen. Ein anderer Tormann als Makarow, der Unfaßbare, im ukrainischen Gehäuse und die durch und durch verdutzten Gäste aus dem Osten hätten bereits in den ersten zehn Minuten nach der Pause den letzten Glauben an sich selbst verloren. So aber trabten sie unverdrossen weiter und kamen durch einen Schmetterschlag ihres Mittelstürmers Karewski sogar zum 1:1. Die Entscheidung brachten schließlich ein zentnerschwerer Fernschuß von Weilbächer und ein Knallbonbon von Solz, den Nachfolger Lindners auf Rechtsaußen, der bei einer Flanke von links entschlossen zuschlug. Die andern Chancen, bei denen sich Makarow als unüberwindlich erwies, waren doppelt so dick. Kreuz — Schymik — Höfer kamen in dieser großen Zeit der Riederwälder am größten heraus; aber auch Weilbacher, Solz und Schämer schlachteten die Situation gegen Ende prächtig aus. Der Applaus rauschte, bis der letzte Mitwirkende nach dem Schlußpfiff in den Kabinen verschwunden war. Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 28.11.1960)
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