Hünfelder SV - Eintracht
Frankfurt |
Süddeutscher Pokal 1961 - 2. Runde
0:6 (0:2)
Termin: 19.11.1960
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Clasen (Gießen)
Tore: Tore: 0:1 Lothar Schämer (31.), 0:2 Lothar Schämer (42.), 0:3 Dieter Lindner (52.), 0:4 Ernst Kreuz (61.), 0:5 Hans Weilbächer (78.), 0:6 Hans Weilbächer (86.)
Hünfelder SV | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Die Eintracht servierte Sekt und Kaviar Hünfeld — Eintracht Frankfurt 0:6 (0:3) VON DER RHÖN wehten dunkle Wolken herüber. Der Mann am Lautsprecher begrüßte die Eintracht als deutschen Fußballmeister, der Beifall begleitete das Spiel wie eine endlose Symphonie. Ganz Hünfeld schnalzte mit der Zunge. Der Genuß war fast perfekt. Und damit nicht alles gar zu eintönig nach Sekt und Kaviar schmeckte, wurden ein paar derbere Hausmannsköstlichkeiten in das Spiel eingestreut. Zum ersten das Duell zwischen Eigenbrodt, dem Eintrachtstopper, und dem Hünfelder Mittelstürmer Kircher, zum zweiten der Kampf zwischen Schwalbach, dem Hünfelder Stopper, und Erwin Stein. Keiner der beiden Mittelstürmer schoß ein Tor, obwohl beide zuletzt mit aller Kraft ihre Bälle auf die Tore schleuderten. Die Duelle endeten 2:0 für die Stopper. * ALLES ANDERE war ein Genuß ohne Reue. Die weiche, behende Art der Eintracht, das geschmeidige Spiel des langen Kreuz, das perfekte Auftreten des neuen Eintracht-Verteidigers Kübert, Loys Sicherheit — das Spiel der Riederwälder entsprach den Hünfelder Träumen bis ins Detail. So hat man sich dortzulande eine Meisterelf vorgestellt. Leise Abstriche wurden in Kauf genommen, weil sie ausnahmslos ein Kompliment für Hünfelds Mannen nach sich zogen: Daß Weilbächer als Halbstürmer nicht recht zum Zuge kam, ging auf die Kappe seines guten Gegenspielers B. Janßen; daß Kreuz seine schwindelerregende Akrobatik erst nach der Pause im vollen Ausmaß ausbreiten konnte, schrieb man der Gegenwirkung des zweiten Janßen zu; daß Lindner mächtig ackern mußte, um nicht unterzugehen, war Hohler, dem tüchtigen Verteidiger, zuzuschreiben. Das waren die leisen Einschränkungen. Alles andere lief in den Bahnen der Eintracht, die dennoch zu jeder Minute darauf bedacht war, keinerlei Selbstgefälligkeit aufkommen zu lassen. * DAS ERGEBNIS trifft den Verlauf ziemlich genau. Freilich wurde das Publikum leicht verwirrt und hielt das eine oder andere Tor für durchaus vermeidbar, weil alles so federleicht geschah. Kaum ein Schuß kam mit Urgewalt. Wer als letzte Station vor dem Hünfelder Tor postiert war, sah sich bemüßigt, den Ball über die Linie zu lupfen, ihm keine Gewalt anzutun. Schützen waren kaum gefragt. Selbst Weilbächer, der sich nach einer Stunde hin und wieder aus den Fängen B. Janßens lösen konnte, spielte mit, lupfte mit. * DEN SELTENEN BELASTUNGEN zeigte sich die Eintrachtdeckung in einen frappierendem Stil gewachsen. Nach Lutz wurde keinerlei Sehnsucht wach. Eigenbrodt nahm Kircher von der ersten Minute an ernst, Loys Prüfungen endeten mit einer glänzenden Bewertung, der Neuling Kübert fegte und ordnete mit der Ruhe eines uralten Fußballfuchses. Höfer hielt mit. Dank dieser Sicherheit durften sich Schymik und Stinka ohne ernstliche Gegenwirkung im Mittelfeld ausbreiten und die Winkelzüge vorbereiten, die allen Beteiligten viel Freude machten. Am interessantesten und einer Meisterelf am ähnlichsten war die Eintracht, wenn Kreuz seine Haken schlug. Vor der Pause, als es bergab ging, nahm der Ball im Gefälle hin und wieder eine zu starke Fahrt, aber später sah alles aus wie aus dem Skizzenbuch. An Kreuz hatte ganz Hünfeld seinen Spaß. * DER MANN AM MIKROPHON kommentierte jeweils während der letzten Minuten der beiden Halbzeiten das Spiel. Er bedankte sich bei Herrn Schämer für die beiden hübschen Tore, lobte Hünfelds Außenläufer, bedauerte, daß just in seine Ansprache hinein das sechste Tor fiel und war traurig, daß seiner Elf nicht einmal der Gegentreffer geglückt war. So locker wie seine Rede, war das ganze Spiel. * DIE HÜNFELDER schlugen sich besser, als es einer Mannschaft der Bezirksklasse eigentlich zusteht, ohne daß sie allzusehr versuchten, mangelnde Schulung durch Kraftverschwendung zu neutralisieren. Sie zeigten in ihren guten Momenten Züge, die in pausenloser Folge von einem Tor zum anderen führten und sie kamen schließlich nur um ihren Treffer herum, weil ihr Mittelstürmer Kircher in seinem größten Moment, der einen klaren Spurtsieg gegen Eigenbrodt einbrachte, nur den Pfosten traf. Herbert Windecker (aus 'Der neue Sport' vom 21.11.1960)
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