TSG Ulm 1846 - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1960/61 - 13. Spieltag
0:0
Termin: 13.11.1960
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Kandelbinder (Regensburg)
Tore: ./.
TSG Ulm 1846 | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Hoch und Tief in Ulm Sonderbericht von Ludwig Dotzert TSG Ulm 1846 — Eintracht Frankfurt 0:0 Um zu diesem kümmerlichen 0:0 zu kommen, mußten sich die Riederwälder mehr aufregen und mehr ausgeben als beim 2:1-Sieg in Stuttgart. Die Erklärung dafür ist sehr einfach. Die Ulmer spielten um eine halbe Klasse stärker als die Stuttgarter. Ihr rechter Läufer Losch war an diesem Sonntag sogar eine Klasse für sich. Mit seinem ausgegärten, gestochenen und instinktsicheren Mittelfeldspiel hob er das Niveau seiner ganzen Umgebung an. Die Eintracht besaß in den Regionen, die zum Aktionsradius dieses Losch gehörten, nichts Gleichwertiges. So geschah etwas ganz anderes als das, was sich die Eintrachtfreunde vor dem Spiel in Ulm ausgemalt hatten: Doppelstopper? Keine Spur. Die Eintracht in permanentem Ansturm? Nicht im entferntesten. Im Gegenteil. Vor dem Wechsel schien es mehrmals, als ob die Gegner mit vertauschten Rollen spielten. Ulm stürzte die Eintrachtabwehr in wilde Hetzerei. Ulms Abwehr durfte sich immer wieder längerer Pausen erfreuen. Nach dem Wechsel allerdings brachten die Riederwälder eine ziemlich dauerhafte Überlegenheit zustande. Die Schwungräder, die das Werk in Gang setzten, knirschten aber auch jetzt noch. Das innere Gleichgewicht war sichtlich gestört. Entweder wurden die Angriffe mit aufreizender Behäbigkeit vorgetragen, oder es grassierte Nervosität und Ungenauigkeit. Trotzdem waren genug Chancen, um das Treffen mit imponierendem Vorsprung zu gewinnen, manchmal ohne daß niemand der Beteiligten etwas falsch machte, Traumchancen! Wenn man von dieser Situation ausgeht, dann blieb der zweite Punkt der Riederwälder an niemand anderem hängen als an einem Tormann namens Fahrian. Die unbekannte Größe im Ulmer Gehäuse schien unverwundbar. Was Fahrian nicht mehr mit den Händen erreichte, das erwischte er mit dem Waden- oder Schlüsselbein. Fahrian verhinderte mindestens ein Kreß-, ein Lindner-, ein Stein- und ein Weilbächer-Tor. Man sieht daran, wieviel in den Riederwäldern steckte. Selbst an diesem mittelmäßigen Tag fielen große Möglichkeiten im Ueberfluß an. Das Treffen war zu gewinnen, obwohl der als Linksaußen eingesetzte Kraft mit Pauken und Trompeten durchrasselte (so daß dem x-ten Versuch auf diesem Posten nicht das geringste im Wege steht), obwohl Lindner von einem Schwächeanfall in den anderen purzelte, obwohl Erwin Stein kaum einen schußfertigen Ball erhielt, obwohl Weilbächer nur selten einen Paß an den Mann brachte, obwohl Kreuz — bei aller Anerkennung — oft auf geradezu verschrobene Ideen verfiel und obwohl Richard Kreß in der ersten Halbzeit zuviel tat, während er sich in der zweiten Halbzeit übermäßiger Zurückhaltung befleißigte. Soweit nur die auffälligsten Mängel. Es gab kaum eine Stelle im Eintracht-Konzept, wo nicht geknickst, durchgestrichen, radiert und übermalt wurde. Und doch blitzten zwischendurch wieder Momente auf, in denen sich die ganze Dynamik und die ganze Schärfe des Riederwälder Angriffstils auswirkte, wie an besseren Tagen. Da waren die Momente, in denen Tormann Fahrian seine bodenakrobatischen Einlagen gab. Zur Abwechslung agierte Eigenbrodt diesmal wieder im Abwehrzentrum, während Lutz den Posten des rechten Verteidigers übernahm. Der Tausch brachte zumindest keine Nachteile mit sich. Am besten jedoch schnitt in der Hintermannschaft Egon Loy ab, der in den hitzigen Scharmützeln der ersten Halbzeit sein altes Draufgängerherz wiederfand. Als Zweiter in der Rangliste dürfte sich Schymik placiert haben, wenn er auch an seine sonstige „Auswärtsform" bei weitem nicht heranreichte. Im übrigen — ausgenommen Kraft und Lindner, denen überhaupt nichts gelang — wechselten Hoch und Tief bei den Riederwäldern rascher als im April. (aus 'Der neue Sport' vom 14.11.1960)
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