Eintracht Frankfurt - FC Schweinfurt
05 |
Oberliga Süd 1960/61 -10. Spieltag
2:0 (0:0)
Termin: 15.10.1960
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Deuschel (Mundenheim)
Tore: 1:0 Eberhard Schymik (82.), 2:0 Krämer (87., Eigentor)
Eintracht Frankfurt | FC Schweinfurt 05 |
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Trainer | Trainer |
83 Minuten Herzklopfen am Riederwald Sonderbericht von Horst Kickhefel Eintracht Frankfurt—1. FC Schweinfurt 05 2:0 (0:0) Bei der Eintracht muß allmählich der Namen Schweinfurt 05 starkes Alpdrücken hervorrufen. Es gehört zur Tradition der Grünhemden, am Riederwald dem Gastgeber mehr als Schwierigkeiten zu bereiten. Diesmal schien es anders zu werden. Die Eintracht beherrschte ihren Gegner so eindeutig, daß sich allgemeine Behaglichkeit auf den Rängen breitmachte. Man nahm die verpufften Chancen gelassen hin, zeigte sich auch zur Pause sehr zuversichtlich, aber in der zweiten Halbzeit stand alles unter dem Schweinfurt-Komplex, der sieben Minuten [vor Schluß] vom erlösenden Führungstor davongejagt wurde. Auf Schweinfurts Trainerbank saß einer, der seine Frankfurter Pappenheimer genau kannte: Ali Remlein. Sein Plan ging beinahe auf, er begegnete seinen alten Vereinskollegen mit einem Vier-Mann-Sturm und einem in die Läuferreihe zurückgezogenen Stürmer. Neu an dieser Taktik war, daß sich etliche Stürmer fortlaufend in dieser Sonderaufgabe ablösten. So versuchte Ali Remlein die offensiv spielenden Eintracht-Läufer zu verwirren und mit plötzlichen Vorstoßen zu Treffern zu kommen. Ali Remleins Plan konnte nur zur Hälfte aufgehen, denn keiner seiner Stürmer verfügte über die bei dieser Taktik notwendige Schnelligkeit. Aber eins wurde erreicht: An der laufenden Eintrachtoffensive beteiligten sich allmählich auch die Verteidiger, aber je mehr man nach vorne drängte, um so stärker massierte sich alles im Schweinfurter Strafraum. Zudem bestand der Eintrachtsturm aus fünf Solisten. Jeder war auf seine Art ein Könner, aber mannschaftsdienlich war das zumeist Gezeigte meistens nicht. Mit einer Ausnahme: Richard Kreß. Herbergers Anwesenheit beflügelte ihn zur Superform, Seine maßgerechten Vorlagen durchschnitten Schweinfurts Abwehr, aber seine Nebenleute gingen zu wenig auf die Ideen ihres Seniors ein. Die Zeit verrann — und kein Tor fiel, so sehr sich Stürmer und Läufer bemühten. Auf dem linken Flügel stand in Kraft ein Debütant, keck und ohne Nerven, mit einer Frechheit angreifend, als wäre es nicht sein erstes Oberligaspiel. Stein sehr beweglich, aber mit seinen Schüssen nicht immer glücklich. Kreuz technisch großartig, aber etwas zu umständlich. Solz leider zu ballverliebt und zu wenig aufs Mannschaftsspiel bedacht. So mußte einer der Läufer den Bann lösen. Für einen Augenblick war Schymik unbewacht, mit wenigen Schritten drang er in den Strafraum ein, und gegen seinen Schuß war Bernard machtlos. Der junge Schweinfurter Torwart verließ das Feld. Er hatte sich großartig geschlagen und einmal großes Glück gehabt, als ein Stein-Schuß nur die Innenkante der Latte traf. Kurz vor Schymiks Tor hatte sich Bernard tollkühn vor die Füße geworfen und dabei verletzt. Für ihn zog Stürmer Brunner das Torwarttrikot über. Er stürzte sich ins Getümmel und mußte Steins Schuß vorbeilassen, da einer seiner Verteidiger dem Ball eine andere Richtung gegeben hatte. (aus 'Der neue Sport' vom 17.10.1960)
H. HOFFMANN: Die starke Gästedeckung hielt dem Eintracht-Druck 82 Minuten lang stand Kreß dribbelte und flankte großartig FRANKFURT. — Als Schiedsrichter Deuschel (er leitete korrekt, unauffällig) dieses Samstagspiel in der schon hereinbrechenden Dunkelheit abpfiff, waren die knapp 6000 Zuschauer des Sieges ihrer Eintracht nicht recht froh. Gewiß, die beiden Punkte waren in der Scheuer, und das 2:0 hört sich nicht schlecht an, aber wie es zustande gekommen war gegen die tapfer kämpfenden Schweinfurter, das war alles andere als ein Ruhmesblatt für den deutschen Exmeister. Die Eintracht glaubte offenbar, dank ihrer spielerischen Ueberlegenheit, „spielend" gewinnen zu können. So riß sich Kreuz durchaus kein Bein aus, Solz, etwas lebhafter, hatte kein Glück, und Stein in der Mitte rannte sich immer wieder an Stopper Krämer fest. Hätte nicht Richard Kreß, der Unermüdliche, mit seinen Flankenläufen am rechten Flügel, mit seinem Pendeln zur Mitte (der Bundestrainer auf der Tribüne wird seine Aktionen im Hinblick auf Belfast besonders interessiert beobachtet haben) für den nötigen Auftrieb gesorgt, dann hätte die Abwehr der „Grünweißen" überhaupt keine Sorgen gehabt. Aber auch so wuchs die Schweinfurter Deckung immer fester zusammen, überwand der kleine Bernard im Tor seine anfängliche Unsicherheit und klärte Verteidiger Gehling immer kaltschnäuziger. Als sich die Abwehr der Gäste erst mal eingespielt hatte, stand sie bombensicher und war durch nichts mehr zu erschüttern. Nicht durch Höfers 20-m-Kanonenschuß (25.), nicht durch Krafts Kraftschuß (42.), nicht durch alle Dribblings und manchmal recht gute Vorlagen von Kreß. Mit 3:3 Ecken wurden die Seiten gewechselt. Die Eintracht verstärkte nach der Pause zwar ihren Druck, Erwin Stein brach jetzt zum linken Flügel aus, Kreß-Solz zeigten ein paarmal schöne Zusammenarbeit, der Halblinke schoß aus der Luft, selbst Weilbächer stürmte mit — es half nichts. Die Gäste, die bisher nicht gemauert hatten, verstärkten ihre Deckung in den letzten 20 Minuten, und erst, als die Zuschauer sich schon mit dem 0:0 halbwegs abgefunden (und den tapferen Schweinfurtern gegönnt) hatten, brach das Verhängnis über die Gäste herein. Aber ein Außenläufer der Eintracht mußte den Bann brechen. Schymik setzte in der 82. Minute einer Kreß-Vorlage nach und schoß, überraschend für den kleinen Bernard, ins lange Eck. Zwei Minuten später mußte der Schweinfurter Schlußmann, der sich wohl bei einem Zusammenprall mit Kreß verletzt hatte, vom Platz geführt werden. Das Publikum verabschiedete ihn mit Beifall. Rechtsaußen Brunner ging zwischen die Pfosten, und in der 87. Minute unterlief Stopper Krämer, von Mittelstürmer Stein hart bedrängt, noch ein Eigentor. Das war die Krone des Schweinfurter Mißgeschicks in diesen letzten zehn Minuten. Remleins Lob für Lutz In der Kabine der Gäste war Trainer Ali Remlein mit den Leistungen seiner Elf zufrieden, er anerkannte aber doch die spielerische Ueberlegenheit seiner früheren Elf: „Die Eintracht war besonders nach dem Wechsel stark am Drücker, aber ihr Sturm hätte mehr Tore erzielen müssen. Die Hintermannschaft der Eintracht ist in Ordnung, herausragend Mittelläufer Lutz. Als wir stark drückten, wurde bei uns im Sturm der Ball viel zu lange gehalten." Auch Trainer Oßwald kreidete seiner Mannschaft an, daß sie den Ball zu lange gehalten habe. „Die Gäste hatten eine schnelle, bewegliche Mannschaft, meinte er, die allerdings im zweiten Durchgang zuviel verteidigte. Wir hätten in den ersten zehn Minuten unsere Chancen wahren müssen, das Spiel wäre dann anders gelaufen." K. Kern (aus 'Sport-Magazin' vom 17.10.1960)
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