SV Darmstadt 98 - Eintracht Frankfurt

Süddeutscher Pokal 1960 - 2. Runde

2:3 (1:0)

Termin: Samstag, 27.02.1960
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Rosenhausen (Gießen)
Tore: 1:0 Mühlbach (20.), 1:1 Richard Kreß (60.), 1:2 Erich Bäumler (63.), 1:3 Alfred Pfaff (73.), 2:3 Ley (78.)

>> Spielbericht <<

SV Darmstadt 98 Eintracht Frankfurt

  • Rau
  • Rasch
  • Fiedler
  • Kastner
  • Habermehl
  • Ley
  • Korbus
  • Mühlbach
  • Berz
  • Lehmann
  • Müller

 


 

Trainer
  • Adolf Schmidt
Trainer

 

 

Sieg in 13 Minuten

Darmstadt 98 — Eintracht Frankfurt 2:3 (1:0)

Eine volle Stunde lang durften die Darmstädter von der Ueberraschung träumen, und sie hatten allen Grund zu ihrem Optimismus. Mit Mühlbach und Lehmann verfügten sie über zwei Halbstürmer, denen die Oberliga-Luft nichts Neues ist, von denen Mühlbach abgebrüht und mit Umsicht, Geschick und sicherem Einfühlungsvermögen die Parolen ausgab und Lehmann sich wie eh und je vor keiner Katzbalgerei um den Ball drückte. Außerdem verfügten die Darmstädter über zwei junge Temperamentsstürmer, von denen die Fußballfreunde in absehbarer Zeit vielleicht noch mehr hören.

Wenn das so einfach ginge, hätte die Eintracht den Linksaußen Müller wahrscheinlich gleich mitgenommen. Müllers Spurtkraft, Schußgewalt, Wucht und Furchtlosigkeit ist gepaart mit einem gut entwickelten Sinn für die Notwendigkeiten des Augenblicks sowie mit einer sicheren Technik, die auch in höchstem Tempo noch ausreicht, um die Kugel mit ausreichender Genauigkeit unter Kontrolle zu halten. Für Eigenbrodt war der Nürnberger Müller vom vorigen Sonntag ein Kinderspiel gegen diesen Zweitliga-Müller, der seinen oft recht ratlosen Bewacher immer mehr in den Zustand einer ungewohnten Gereiztheit versetzte. Müller beschwor auch beide Darmstädter Treffer herauf. Beim Treffer zur l:0-Führung zog er die scharfe Flanke vor das Tor, die Mühlbach mit dem Kopf in den Winkel stieß.

Vor dem Treffer zum 3:2 sah sich Eigenbrodt zu einigen Bemerkungen veranlaßt, die Rodenhausen-Gießen mit einem indirekten Freistoß quittierte. Den Rest erledigte Ley mit einem zischenden Achtzehn-Meter-Schuß. Schwer zu schaffen machte der Eintracht auch Darmstadts Mittelstürmer Berz, der den braven Bechtold zu Anfang mit Temperamentausbrüchen verblüffte, die weit über das Uebliche hinausgingen. Im übrigen freilich kamen die Darmstädter in keinem Punkt an die rein spielerischen Qualitäten der Frankfurter heran. Was jedoch wiederum nichts an der Tatsache ändert, daß sie stets gefährlicher waren als der deutsche Meister wahrhaben wollte.

Daß die Riederwälder das Spielchen schließlich doch ohne besonderen Kraftaufwand unter Dach und Fach brachten, verdanken sie nicht zuletzt der anständigen Gesinnung des Gegners, der sich im Zweikampf zwar keineswegs zimperlich benahm, jedoch auf jede Art von Doppelstopperei großzügig verzichtete. Mit einer normal bestückten Abwehr von Zweitligaformat konnte man den Angriffskräften der Frankfurter einfach nicht beikommen. Richard Kress brauchte seine Angreifer quasi nur scharf anzusehen, da bekamen diese es schon mit der Angst zu tun. Die Tricks des Alfred Pfaff, die konstruktiven Pässe Lindners, die eigenwillige Mittelstürmerpartie Weilbächers, der mit fein abgestimmten Vorlagen imponierte, und vor allem das profunde Außenläuferspiel von Schymik und Stinka taten ein übriges und sicherten der Eintracht jeder Zeit so viel Vorteile, daß sie der Wucht und des Draufgängertums kaum bedurfte. Innerhalb dreizehn Minuten schossen die Riederwälder die zum Sieg notwendigen Treffer und jeder einzelne davon war ein kleines Kabinettstück.      Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 29.02.1960)

 

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