FC Schweinfurt 05 - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1958/59 - 28. Spieltag
0:2 (0:1)
Termin: 26.04.1959
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Fierhauser (Karlsruhe)
Tore: 0:1 Istvan Sztani (15.), 0:2 Alfred Pfaff (55.)
FC Schweinfurt 05 | Eintracht Frankfurt |
|
|
Trainer
|
Trainer |
Tore der Supertechniker 1. FC Schweinfurt 05 — Eintracht Frankfurt 0:2 (0:1) Ludwig Dotzerts Sonderbericht aus Schweinfurt 2:0! Nur 2:0? Das ähnelt verzweifelt dem Ergebnis, mit dem sich die Riederwälder vor acht Tagen aus der „Affäre Waldhof" zogen. Das muß Vorstellungen erwecken, in denen die Riederwälder als elf Schwerstarbeiter herumwühlen, die sich im Geist alle Viertelstunde das Trikot auswringen. So können Ergebnisse täuschen. Das 2:0 von Schweinfurt hat mit dem 2:1 gegen Waldhof nicht das geringste gemein. Jenes wurde erzwungen, dieses wurde erkämpelt, wenn man so sagen darf. Die Eintracht spielte im Willy-Sachs-Stadion wie in Usingen zur Kirchweih eingeladen. Ohne jede Furcht, ohne jede Kraftverschwendung und ohne je auch nur im entferntesten selbst in Gefahr zu geraten. Sie deklassierte ihren Gegner zum Sparringspartner. Alles in allem bekam Loy drei Schüsse zu halten die mittlere Qualität kaum überschritten. Innerhalb neunzig Minuten brachten es die Schweinfurter auf sage und schreibe zwei Eckbälle. Bedrohlich wurde es nur einmal als Höfer etwas gewagt zurückgab, aber da hatte der Schiedsrichter schon wegen vorherigen Handspiels abgepfiffen. Da ließ es sich nach Herzenslust Allotria treiben. Sztani bereicherte das Sortiment der mitteleuropäischen Stürmertricks mit einer Häschen-hüpf-Einlage von zwerchfellerschütternder Wirkung. Den Ball zwischen die Füße geklemmt wie zwischen die Backen eines Schraubstocks, setzte er mit drei Sprüngen mitten aus einem Angreiferpulk in den freien Raum hinaus und pustete mit unbewegtem Antlitz eine bildhübsche Flanke nach innen. Pfaff öffnete die Schublade, in der er seine köstlichsten Einfälle aufhebt. Außenrist-, Innenrist- und Absatzkicks, links angeschlagene Bälle, rechts angeschlagene Bälle, Langpässe, Kurzpässe und Dribblings — für ihn lächerliche Kleinigkeiten. Man kann das große Wort gelassen aussprechen: Alfred Pfaff war noch nie besser und noch nie schillernder als diesmal in Schweinfurt. Daß es ihm und Sztani dabei nicht mehr um die Volksbelustigung ging, geht aus ihren Treffern hervor, den einzigen, die an diesem Tag fielen. Aber auch diese Treffer waren brillante Schaustücke. Sztani stoppte vierzehn Meter vor dem Tor einen Ball aus der Luft, als ob er ihn mit dem Schnürriemen als Lasso an den Schuh gefesselt hätte, zog den Schuh weg und schlug den Ball in den Winkel, ohne daß dieser vorher den Boden berührte. Pfaff, der im übrigen am fleißigsten, genauesten und am wuchtigsten schoß, kickte dem versonnenen Verteidiger Baumann das Leder vor der Schuhspitze hinweg, kurvte elegant um Tormann Geyer und legte das Leder behutsam ins Nest wie ein rohes Ei. Wenn Sztani in diesem Spiel die Zensur ,,zwei plus" verdient, dann Pfaff eine glatte Eins. Alle übrigen Stürmer — Feigenspan, Kreß und Lindner, der relativ noch am besten abschnitt — konnten hier nur selten mitreden. Dafür jedoch erwuchs den beiden „Diplom-Technikern" in der Verbindung wertvolle Hilfe durch die Außenläufer. Schymik und Stinka durften sich unbesorgt ganz der Offensive weihen und sie taten dies auch mit beachtlichem Erfolg. Von Stinka überraschte das nicht im geringsten, von Schymik, der sich sonst meist nur als zäher Nahkämpfer auszeichnete, um so mehr. Die übrigen Riederwälder waren dazu verdammt, hinter der Mittellinie Wache zu schieben. Spiele von dieser Sorte könnten Horvat, Höfer, Luth und Loy drei an einem Sonntag absolvieren. Warum die Eintracht bei dieser Sachlage nur relativ knapp gewann? Je nun, Torhüter Geyer verteidigte seinen Geyer-Horst mit der träumerischen Sicherheit, die jeden Torwart bisweilen übermannt. Er hatte Szenen, in denen ihm jene Macht beizustehen schien, die die aus dem dritten Stock fallenden Babys beschützt. Vier schwere Schüsse in drei Sekunden waren für ihn nicht zu viel. Ein übriges hielt der Pfosten. Da verließ selbst Feigenspan das Draufgängerherz. Die dickste Gelegenheit zum dritten Treffer vergab er kläglich. (aus 'Der neue Sport' vom 27.04.1959)
|