Karlsruher SC - Eintracht Frankfurt

Süddeutscher Pokal 1958/59 - Achtelfinale

0:8 (0:5)

Termin: 12.04.1959
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Kandelbinder (Regensburg)
Tore: 0:1 Alfred Pfaff (8.), 0:2 Eckehard Feigenspan (16.), 0:3 Dieter Lindner (17.), 0:4 Istvan Sztani (41.), 0:5 Istvan Sztani (42.), 0:6 Richard Kreß (54.), 0:7 Eckehard Feigenspan (58.), 0:8 Dieter Lindner (73.)

>> Spielbericht <<

Karlsruher SC Eintracht Frankfurt

  • Fischer
  • Dimmel
  • Baureis
  • Klaussner
  • Termath
  • Schwall
  • Reigaßl
  • Herrmann
  • Matischak
  • Kunkel
  • Traub

 


 

Trainer
  • Ludwig Janda
Trainer

 

Eintracht spielte im Fußballtaumel

Ludwig Dotzert meldet sich vom KSC-Stadion

Karlsruher SC — Eintracht Frankfurt 0:8 (0:5)

Die Eintracht hätte zehn, ja sie hätte ein Dutzend Tore schießen können. Sie war trunken vor Wonne. Sie ließ nicht locker. Sie pickte die fetten Brocken mit der Nonchalance eines südamerikanischen play-boys vom Tisch. Sie brachte den verdatterten Gegner, der sich immerhin noch süddeutscher Meister nennen darf und der mit Ausnahme des verletzten Ruppenstein seine komplette Galabesetzung zur Stelle hatte, an den Rand eines seelischen Zustandes, in dem man am liebsten seine Fußballschuhe verbrennen möchte.

In Karlsruhe sah man eine Eintracht, die sich selbst idealisierte. Um für den Fall, daß die gleiche Eintracht in einer Woche mit Weh und Ach gerade ihre Punkte gewinnt, vorzubeugen: eine solche Leistung läßt sich so schnell nicht wiederholen. Und außerdem: sie ist nur möglich, wenn die Eintracht die Zwangsjacke des eisernen Muß in der Garderobe lassen kann. Eine Eintracht, die Siege auf Kommando zu liefern hat, und eine Eintracht, die aus lauter Lust und Liebe siegt, das sind zwei grundverschiedene Dinge. In Karlsruhe siegte sie aus Lust und Liebe und konnte einfach nicht genug davon kriegen. Wer eine Erklärung dafür braucht, wie sich derartiges ereignen kann, bitte, der Berichterstatter weiß nur die eine: Die Eintracht siegte so bravourös, weil ihr zum erstenmal seit Monaten kein Mensch die Niederlage übelgenommen hätte. Das muß ein Gefühl sein für die Riederwälder wie Frühlingsanfang.

Einzelkritik? In einem Spiel, in dem die Einzelnen mit Haut und Haar im Ganzen aufgehen, unmöglich. Das gilt übrigens für beide Parteien. Die Eintracht war die komplette Höchstleistungsmaschinerie, die Karlsruher das komplette Chaos. Gesagt werden muß lediglich, daß Weilbächers und Höfers Abwesenheit überhaupt nicht bemerkt wurde. Stinka und Eigenbrodt vertraten sie prächtig. Ja, aus weniger knorrigem Holz geschnitzt, paßten sie besser in das allgemeine Bild der Riederwälder Schwerelosigkeit, als es die beiden Hannover-Fahrer getan hätten... Was freilich nichts daran ändert, daß diese Hannover-Fahrer in den Gefechten, die nun bevorstehen, unentbehrlich sind.

Gesagt sei auch, man kann es nicht oft genug sagen, daß Alfred Pfaff virtuos und fleißig zugleich bei der Sache war, daß Sztani aufzublühen scheint und daß Kreß wie ein hochfrisierter Traktor durch die gegnerische Abwehr pflügte, eben noch brachiale Gewalt verspürte und im nächsten Moment eine Flanke nach innen schaufelte, die sich leicht wie ein Federball auf den Gefahrenpunkt senkte. Drei Tore leitete Kreß auf diese Art ein; eines erzielte er noch per Kopfball selbst. So sieht man ihn, wenn man ihn sieht, nur fern der Heimat.

Schon zu viel der Details...! Die Eintracht war einfach unverschämt gut in all ihren Teilen und in allen Bezirken. Falls sich jedoch einer die neunzig Minuten vorstellt, wie ein einziges Bombardement der Riederwälder auf das Karlsruher Tor, — so war es beileibe nicht. Die Eintracht war fast stets klar überlegen. Gewiß, ausgenommen eine Viertelstunde vor der Pause. Aber sie war nie drückend überlegen. Sie hatte es fast nie mit Menschenaufläufen im gegnerischen Strafraum zu tun. Lecker, locker, leicht gekickt, verwirrte sie ihren Freunden diesen unerwarteten Rosinenkuchen. (aus 'Der neue Sport' vom 13.04.1959)

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg