TSG Ulm 1846 - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1958/59 - 26. Spieltag
0:1 (0:0)
Termin: 05.04.1959
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Jakobi (Heidelberg)
Tore: 0:1 Dieter Lindner (81.)
TSG Ulm 1846 | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Der alte Eintracht-Kummer: der Sturm Ludwig Dotzert fuhr mit den Riederwäldern nach Ulm TSG Ulm 1846 — Eintracht Frankfurt 0:1 (0:0) Egal, gegen wen die Eintracht spielt, ihre Spiele kann man sich neuerdings schon eine Woche vorher bis in die Einzelheiten vorstellen. Es war alles, wie gehabt. Die Fehler der Deckung konnte selbst der aufmerksamste Beobachter an den Fingern einer Hand abzählen; um die Fehler des Sturms zu registrieren, brauchte man eine ganze Hollerith-Maschine. Pfaff übertraf seine Mitstürmer bei weitem und bot eine von der ersten bis zur letzten Minute konstante Leistung. Er tat kaum etwas für die Zuschauer, dafür jedoch umsomehr für die Mannschaft. Ja, er war in den kritischen Phasen nach der Pause oft in den hinteren Regionen zu finden, setzte mit edlem Ingrimm den gegnerischen Ballschleppern nach und hatte eine Art, das Leder aus dem Zweikampfknäuel herauszujagen, die die relativ zahlreich vertretenen Eintracht-Anhängern von mancher brennenden Sorge erlöste. Zugegeben: Alfred Pfaff ist besser als gehabt. Aber sonst... Die gleiche Jacke. Ein Fundament aus Eisen, sein dritter Stock aus Pappe. Muß man noch hinzufügen, daß das Siegestor erst nach der Pause fiel, tief in der zweiten Halbzeit. Daß die Chance, die diesem Tor vorausging, gering war gegen die Gelegenheiten, die vorher vor allem Sztani ausließ. Oh Sztani. So viel Pech ist schon verdächtig. Muß man sagen, daß die Anstrengungen der Eintracht gegen Ende immer mehr die flattrigen Züge annahmen, die auf wachsende Nervosität schließen lassen? Wem sagt man das alles? Die Frankfurter kennen ihre Pappenheimer! Und dennoch! Auch in Ulm festigte sich der Eindruck, daß dieser Mannschaft nicht das gleiche passieren wird, wie vor zwölf Monaten. Bis auf einen Fehlgriff Loys nach einem glühendheißen Freistoß Zatopeks agierte die Abwehr selbst in den Augenblicken höchster Gefahr mit einer Kühle, als hätte jeder einzelne einen Eisbeutel als Amulett um den Hals hängen. Mag sein, daß sich Weilbächer die Arbeit mit dem Oberliga-Methusalem Siegfried Kronenbitter leichter dachte, aber mit der Zeit wurde Weilbächer auch mit dieser Aufgabe fertig und damit war der zur Zeit unerreichte Sechserreigen der Riederwälder Abwehrelite komplett. Die Kehrseite der Medaille zeigte sich auch in Ulm sofort dann, wenn der Angriff des Gegners in den eigenen Angriff überging: die große Sekunde der Außenläufer. Dieser Augenblick wurde — von Schymik noch mehr als von Weilbächer — durch fahriges Zuspiel oft kläglich vertan. Zwei Außenläufer, die im Kampfgetümmel die Uebersicht behalten, und die Eintracht wäre kaum noch zu schlagen. Aber man kann ja nicht alles haben. Man hat als Aequivalent für diesen Nachteil zwei Außenläufer, die in der Abwehr ihresgleichen suchen und man hat obendrein einen Alfred Pfaff, der als Aufbaukraft für die Außenläufer mitarbeitet. In Ulm wurde allerdings erneut offenbar, daß Alfred bei der geschilderten Sachlage als Torschütze kaum noch in Frage kommt. Am liebsten hatte es Pfaff mit seinem Nebenmann Lindner auf Linksaußen zu tun, aber wer von Lindner ein typisches Außenstürmerspiel verlangte, verlangt von ihm, daß er über seinen eigenen Schatten springen soll. Sein Treffer war der rettende Ausnahmefall. Lindner schoß ungefähr von der Strafraumecke, obwohl die Situation nicht unbedingt nach einem Schuß schrie, und vom Rücken des stürzenden Zatopek erhielt der Ball jenen fatalen Dreh, der ihn für den Prachtkerl im Ulmer Tor, für Paul, unerreichbar machte. Als das Gegenteil von Lindner erwies sich Feigenspan, in Ulm nur Draufgänger, nur Platzpatrone. Und doch wäre ihm um ein Haar wieder ein tolles Kunststück gelungen. Phantastisch, wie er kurz nach der Pause aus der Horizontalen eine halbhohe Vorlage im Fluge an die Querlatte schleuderte. Für ihn gilt: Auch ohne Tor unentbehrlicher als je. Den Raum, den Pfaff durch Passen überwand, versuchte Sztani durch Laufen zu überwinden. Das gelang nur hin und wieder. Kreß schwang sich zu einzelnen Bravourstücken auf, die manches andere vergessen ließen, aber bisweilen schlichen sich lange Zwischenräume ein. (aus 'Der neue Sport' vom 06.04.1959)
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