Hessen Kassel - Eintracht Frankfurt

Süddeutscher Pokal 1958/1959 - 2. Runde

2:3 (1:2)

Termin: 07.02.1959
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Webner (Dotzheim)
Tore: 0:1 Erich Bäumler (4.), 1:1 Müller (9.), 1:2 Hans Weilbächer (18.), 2:2 Müller (63.), 2:3 Istvan Sztani (71.)

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Hessen Kassel Eintracht Frankfurt

  • Haake
  • Vollmer
  • Schmied
  • Schulz
  • Hutfles
  • Alt
  • Volmar
  • Müller
  • Döring
  • Metzner
  • Schröder

 


 

Trainer
  • Josef Kratz
Trainer

 

Warum spielte Höfer Linksaußen?

Hessen Kassel — Eintracht Frankfurt 2:3 (1:2)

Die Eintracht pendelte im Kasseler Auestadion zwischen dem Niveau eines leichtgehobenen Oberligisten und zwischen tiefster Erniedrigung. Das, was man vom Zweiten im Süden erwartete, brachten sie nie. Immerhin, es gab Gründe dafür. Pfaff, Kress, Feigenspan und Meier fehlten. Offenbar aus einer Art Faschingslaune heraus hatte man Höfer erlaubt, sich als Linksaußen an vergangene Stürmerherrlichkeit zu erinnern. Aber viel mehr als die Erinnerung war ihm nicht geblieben.

Höfer stürmte sonst als Verteidiger, wenn der Gaul mit ihm durchgeht, besser als in Kassel, wo man ihm das Trikot mit der Nummer 11 verpaßt hatte. Ein Risiko, allerdings ein gelungenes, wie sich in der zweiten Halbzeit herausstellte, war auch die Aufstellung Sztanis, den man kaum vom Gips befreit, gegen Stopper Hutfles setzte. Kurz, von diesem Sturm konnte kein vernünftiger Mensch mehr verlangen, als das, was er vor der Pause geboten hatte.

Zentralfigur dieser bunt zusammengewürfelten Truppe war überraschenderweise der linke Verbinder Weilbächer, der keine Mühe scheute, seinen umstrittenen Ruf als Stürmer auf schnellem Wege wiederherzustellen. Weilbächer, Schymik, späterhin auch Bäumler schmiedeten die Ketten, hinter denen die Hessen in der zweiten Hälfte des ersten Durchgangs plötzlich festsaßen. In dieser Phase berauschte sich die Eintracht an ihrer eigenen Ueberlegenheit, Tore jedoch fielen nicht. In Abwesenheit von Meier, Feigenspan und Kress befand sich im Eintracht-Sturm kein einziger Mann, der einen Sprinter-Zweikampf gegen Kassels Abwehrspieler gewinnen konnte. Ohne Pfaff und mit einem unruhigen Lindner fehlte ihm außerdem ein Mann, der Ueberrumpelungs-Effekte technisch klar erzielt hätte.

So blieb alles im Herkömmlichen stecken. So war man ganz auf den Ehrgeiz und die Kraft Weilbächers angewiesen. Dennoch schienen die Dinge ihren erwarteten Verlauf zu nehmen. Bäumlers großer solider Start, bei dem er einschließlich Tormann eine ganze Stafette von Abwehrspielern ins Bockshorn jagte, verhalf den Riederwäldern schnell zum Führungstreffer, den die Hessen schon fünf Minuten später ausglichen, als Metzner die schläfrige Eintracht-Abwehr aufrollte und Müller einen vom Pfosten abgeprallten Ball zwischen den Kanten des Torrahmens und dem zögernden Loy über die Linie preßte. Die Kasseler Abwehr verbummelte bald darauf bei einer Höfer-Flanke die Deckung Weilbächers und dieser hatte Muße, in aller Ruhe zu stoppen und in aller Ruhe zu schließen. War bis dahin noch ein einigermaßen lebhafter Szenenwechsel im Gange, so bestand die restliche Zeit bis zum Wechsel aus drückender Eintrachtüberlegenheit. Was Weilbächer für den Eintrachtsturm bedeutete, erkannte man erst nach der Pause in vollem Ausmaß. Einem unerforschlichem Ratschluß folgend, kehrte nämlich der blonde Hans nun in die Läuferreihe zurück, während Schymik sich als Verbinder versuchte. Damit war der Riederwälder Angriff fürs erste erledigt. Der Zweitligist beherrschte die Szene. Die Eintracht geriet hart an den Rand der Niederlage. Nur an Hand trauriger Ueberbleibsel erkannten die verblüfften Zuschauer noch, wo hier die „Erstklassigen" standen.

Die Kasseler hatten auch schnell den Dreh heraus, mit dem ihren hohen Gästen an diesem Tage beizukommen war. Sie brauchten nur ihre Flitzer, den Rechtsaußen Volmar und den Mittelstürmer Döring auf Höchstgeschwindigkeit zu bringen und schon gab es Scherben in der Frankfurter Hintermannschaft. Unermüdlich, wenn auch nicht mit Erfolg, bahnte Metzner Gasse um Gasse für seine schnellen Vorderleute. Aber Vollmer vergaß vor lauter Rennen das Fußballspielen, und Döring verlor auf dem Weg zum Glück im entscheidenden Augenblick Mut und Kaltschnäuzigkeit. Viele schießen zu spät, er schoß zu früh. So reichte es nur nach Ecke von links und voluminösem Kopfball Müllers zum 2:2. Ein Schreckschuß Dörings an den Pfosten brachte die Riederwälder endlich wieder einigermaßen zur Besinnung, und als der verständlicherweise vorsichtig agierende Sztani plötzlich aus sich heraus ging, war das Gleichgewicht wiederhergestellt. Ein Sztani-Schuß aus 20 Meter schlug zum Siegestreffer der Eintracht ein. Die Riederwälder waren noch einmal davongekommen.

Aber die Kasseler hatten am Ende vielleicht mehr Grund zur Zufriedenheit als der Sieger. Unter den erhöhten Belastungen dieses Spiels bestätigte sich von neuem, daß dieser jungen Mannschaft vieles im Reifen scheint, was zu der Hoffnung berechtigt, daß ihr der Weg in die höchste Klasse demnächst offenstehen könnte. Genannt seien außer Döring und Volmar hier nur die beiden Außenläufer, von denen Schulz durch seine Betriebsamkeit besonders auffiel und der rechte Verteidiger Vollmer, der eigentlich mit seinem überraschenden Temperament eine neue Verletzung Sztanis auf dem Gewissen hat.      Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 09.02.1959)

 

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