SpVgg Fürth - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1958/59 - 17. Spieltag
0:3 (0:2)
Termin: 18.01.1959
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Treiber (Würmlingen)
Tore: 0:1 Dieter Lindner (15.), 0:2 Richard Kreß (45.), 0:3 Hans Weilbächer (54.)
SpVgg Fürth | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Lutz als excellenter Stopper Spvgg. Fürth — Eintracht Frankfurt 0:3 (0:2) Manchmal zwickte man sich vorsichtshalber in den Oberschenkel. Nein, es stimmte wirklich. Das waren die Fürther und keine anderen. Dieselben Fürther, die am Riederwald die Eintracht zur Verzweiflung zu bringen pflegen, in deren ausgeklügelter Abwehrmaschinerie der Eintracht-Sturm sich in der Vorrunde auflöste oder zu Klumpen verfilzte, die derart konsequent ihre Linie verfolgten, daß die cleversten Gegner mit der Zeit das Einmaleins vergaßen. Das waren sie. Man träumte nicht. Aber welch eine Wandlung machen sie durch, wenn ihnen zu Hause die alten Traditionen zu schaffen machen. Irgend jemand hat ihnen irgendwann eingeblasen, daß sie zu Hause immer noch dem alten Seiderer und Kollegen Ehre machen müssen, und so mühen sie sich ab, die goldenen zwanziger Jahre heraufzubeschwören, spielen einen Fußball, der allenfalls noch ins Germanische Museum paßt, aber schon längst nicht mehr auf die Plätze der süddeutschen Oberliga, suchen auf Umwegen das gegnerische Tor, die vom Linksaußen zurück über den rechten Verteidiger, wieder vor über den Rechtsaußen führen und geraten doch nur in die Irre. Das alles läuft dazu mit einer Zeitverschwendung ab, als ob sämtliche Uhren der Welt stehen geblieben wären; und wenn eine alte Faustregel besagt: Der Ball läuft schneller als der Mann, am Ronhof gilt diese Faustregel nicht. Man konnte ihnen überhaupt nicht imponieren, den Riederwäldern an diesem Tag. Von der ersten Minute an wirkten sie wie frisch umgewandelt und neu gestärkt. Mit Eigenbrodt als rechter Verteidiger, Schymik als rechter Läufer. Lutz für den schonungsbedürftigen Horvat als Stopper und Lindner als rechten Verbinder erhob sich in ihren Reihen ein frischer Wind, der das Fürther Feuerchen bereits in der ersten Halbzeit ausblies. Die renovierten Stellen fielen sofort ins Auge. Lutz lieferte eine Stopperpartie, die man schlicht als exzellent bezeichnen muß. Der Schnee, der dem guten Horvat so manchen Streich spielte, schien für ihn einfach nicht da. Nichts, was ihm gemangelt hätte, entschlossen, positionssicher mit unfehlbarem Blick für die Lage, nach einer Strecke von drei Meter bereits auf höchster Geschwindigkeit, und dazu noch exakt im Abspiel — so entnervte er den Fürther Innensturm und trug außerdem noch zum Aufbau bei. Nur wenig nach stand ihm Lindner, dessen Vorrat an Kondition sich freilich im Laufe der zweiten Halbzeit erschöpfte. Aber wie ließ dieser respektlose Frechdachs vorher die Puppen tanzen! Mit zierlichen Tangoschritten pirschte er sich heran. Wenn der Angreifer zuschnappte, war Lindner auch schon entfleucht und schloß sich mit Kreß, unwiderstehlich wie noch nie in dieser Saison, zu einem rechten Flügel zusammen, von dem Schmolke und Gettinger meistens nur die Absätze sahen. Unter diesen Umständen fiel Feigenspans allzu biederes Mittelstürmerspiel nur insofern auf, als er es war, der die schönsten Chancen verdarb. Bei ein bißchen Vollstreckerglück von Feigenspan hätte es noch anders aussehen müssen! Maier wurde, offenbar von Schneeblindheit geschlagen, gar nicht gebraucht, und konnte sich Pfaff mit einigen herrlichen, in den Raum gestreuten Steilvorlagen begnügen. Lindner und Kreß besorgten das Entscheidende fast allein. Lindner und Kreß schossen auch die ersten Tore der Eintracht. Zwei Tore, wie am Reißbrett entworfen. Nr. l bereitete Kreß vor, als er an zwei Angreifern vorbei bis fast zum Torpfosten durchstieß. Nr. 2 bastelte Lindner zurecht, als er sich einen schon verlorenen Ball wieder vorlegte und ihn in die Gasse schickte. Den ersten erledigten beide wechselseitig mit klatschenden Schüssen. Ein 25-m-Freistoß von Weilbächer, der zwischen den Fingerspitzen des tüchtigen Fürther Ersatztorhüters Faßhold und dem Querbalken in die obere Ecke rutschte, schufen bereits kurz nach der Pause unwiderrufliche Tatsachen. Was jetzt noch an Arbeit übrigblieb, tat die Eintracht mit Zuspielübungen im Mittelfeld, die die Fürther endgültig in die Resignation trieben. Gewiß, Stopper Erhardt, auf seinem Posten nun nicht mehr zu halten, scheuchte seine Vordermänner noch einmal auf, und noch einmal flogen gutgemeinte, aber schlecht gezielte Schüsse auf Loy. Aber wenn die Riederwälder marschierten, erzielten sie auch jetzt noch die größeren Effekte. Beinahe hätte sich sogar der Wunsch des abenteuerlustigen Höfer erfüllt, endlich wieder einmal „ein Ding ins Netz zu knallen". Immer öfter machte er sich zu seinen riskanten Ausflügen auf, die beim Zeitlupentempo Fürths freilich halb so riskant waren wie üblich. Mit Loy, der sich vor der Pause durch einige bejubelte Reflexparaden auszeichnete, mit Lutz und Schymik, der Weilbächer zeitweilig übertrumpfte, machte sich die Abwehr zum Renommierstück der Riederwälder. Aber auch Eigenbrodt war bis auf einige Leichtsinnsfehler den Anforderungen gewachsen. Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 19.01.1959)
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