VfL Marburg - Eintracht
Frankfurt |
Süddeutscher Pokal 1958/1959 - 1. Runde
1:8 (0:3)
Termin: 28.12.1958
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Rosenkranz (Kassel)
Tore: 0:1 Eckehard Feigenspan (4.), 0:2 Dieter Lindner (25.), 0:3 Alfred Pfaff (37.), 0:4 Hans Weilbächer (51.), 0:5 Alfred Pfaff (55.), 0:6 Erich Bäumler (75.), 1:6 Runkel (76.), 1:7 Dieter Lindner (86.), 1:8 Dieter Lindner (89.)
VfL Marburg | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Schauß hatte Angst vor großen Tieren VfL Marburg — Eintracht Frankfurt 1:8 (0:3) Was soll man nach einer derartigen Schlappe zum Troste der Marburger sagen? Vielleicht nur das eine: Nehmt's nicht zu tragisch! Ihr habt getan, was ihr tun konntet, und wenn euer Tormann, der gute Schauß, nicht so viel Angst vor „großen Tieren" gehabt hätte, wäre die Niederlage wesentlich erträglicher ausgefallen. Drei, ja vielleicht sogar vier Tore sahen nicht gerade unhaltbar aus. Ihr habt zum mindesten in der ersten Halbzeit im Mittelfeld recht ordentlich mitgespielt, zwei Bälle auf dem Fuß gehabt, an denen eigentlich nichts mehr zu verderben war, und der Eintracht-Abwehr mehr Mühe gemacht, als sie erwartete. Ihr habt bis zum Wechsel die Hessische Landesliga so gut vertreten, wie es unter den erschwerten Bedingungen ging. Was dann kam, passierte in ähnlichen Situationen schon Besseren! Nicht zu Unrecht nagte in der Pause das Gefühl in Euch, mit 0:3 weiter als verdient im Rückstand zu liegen, und raus ging's mit „Carracho", um die Quote zu normalisieren. Justament aber gerade darauf hatte die Eintracht gewartet: jetzt, in einer Zeit, als ganz Marburg nur ans Stürmen dachte, eröffneten sieh den Riederwäldern die schönsten Möglichkeiten. Im Kontern sind sie Fachleute. Innerhalb weniger Minuten fielen zwei weitere Tore. Und dieses 0:5 wurde von dem Tabellenführer der Hessischen Landesliga innerlich nicht mehr verkraftet. Gewiß, man schickte Gaßmann nach vorn und opferte so die wertvolle Abwehrkraft, um dem Sturm auf die Beine zu helfen, man versetzte Richard Weber auf den Stopperposten, wo er eine wesentlich markantere Figur abgab als vorher auf Halblinks. Aber das war nur äußerlich, innerlich machte sich mehr und mehr Fatalität breit. Man kämpfte weiter, aber man glaubte nicht mehr. Daß beim Stande 0:6 durch einen zischenden Schrägschuß von Runkel doch noch ein Gegentreffer fiel, änderte an dem allgemeinen Zustand nur vorübergehend ein wenig. Selbst die bis dato emsigsten und erfolgreichsten, die kantigen Verteidiger Schäfer und Wickenhöfer, die beiden Innenstürmer Runkel und Brinkmann, der rechte Läufer Holzhauer, der ganz anders spielt wie er heißt, selbst sie büßten an Widerstandskraft und Unternehmungslust ein. Der Ueberschuß, mit dem ein Außenseiter unter den obwaltenden Umständen ins Rennen geht, war aufgebraucht, und zurück blieb eine lähmende Leere. Was die Eintracht tun konnte, um ihren Sieg nicht ins Uferlose zu treiben, tat sie. In ihrer Mannschaft steckten elf Kinder, und die wollten spielen, mehr nicht. Wenn nebenbei auch Tore fielen, um so besser, aber keineswegs unbedingt notwendig. Einer stillschweigenden Abmachung gemäß verzichteten die Stürmer prinzipiell auf nennenswerte Schüsse. Es sei denn, das ganze Repertoire an Tricks und Päßchen war aufgebraucht oder der Ball schwebte so günstig vor der Stirn, daß sich das Zustoßen einfach nicht mehr vermeiden ließ. Die Hälfte der Riederwälder Torausbeute bestand aus Kopfbällen. Ludwig Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 29.12.1958)
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