Eintracht Frankfurt - TSV 1860 München

Oberliga Süd 1958/59 - 4. Spieltag

3:0 (2:0)

Termin: 07.09.1958
Zuschauer: 9.000
Schiedsrichter: Stemmler (Offenburg)
Tore: 1:0 Hermann Höfer (12.), 2:0 Erich Meier (24.), 3:0 Hermann Höfer (86., Handelfmeter)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt TSV 1860 München

 


  • Pilz
  • Georg Köbler
  • Martin Pflanzelt
  • Wilhelm Luther
  • Alfons Stemmer
  • Wolfgang Simon
  • Helmut Albert
  • Kurt Mondschein
  • Ferdinand Börstler
  • Peter Lihl
  • Ludwig Zausinger

 

Trainer Trainer
  • Hans Hipp

 

Höfer sorgte für alle Tore

Eintracht Frankfurt — TSV München 1860 3:0 (2:0)

Das war ein ganz vertracktes Spiel. Die Eintracht steuerte mit Volldampf voraus dem Siegeshafen zu, Kapitän Sztani gab den Kurs an — und plötzlich geriet das Eintrachtschiff in Gegenströmungen. Keine gefährlichen Gegenströmungen, aber stark genug, um die Fahrt zu verlangsamen. Um es ohne Bilder zu sagen: die Eintracht führte zu rasch 2:0. Wer will es den Spielern verargen, wenn sie danach bei dieser Treibhaustemperatur die Kräfte schonten. Schon beim Zuschauen vergoß man Schweißtropfen in Strömen.

Zausinger, der in den letzten Jahren bei den „Löwen" Läufer spielte, stand auf dem Linksaußen-Posten. Vermutlich wollten die Sechziger mit einem Blitzstart zu einem Tor kommen und dann Zausinger zurückziehen. Durch ihre Pläne machte ihnen die Eintracht einen dicken Strich. Sie unternahm den Blitzstart, und als die Münchner Zausinger zurücknahmen, da stand es 0:2 (nach ihrem Blickwinkel). So hatten sie sich die Sache bestimmt nicht vorgestellt!

Sztani war es, der mit geschickten Winkelzügen die Gästeabwehr ausspielte, aber Höfer war der Vorbereiter beider Führungstore. Zuerst ließ er mit dem Ball in die Münchner Hälfte und feuerte aus dreißig Metern einen Mordsschuß ab, den Pilz zwar abwehren, aber nicht festhalten konnte. Das schlüpfrige Leder — es hatte zu Spielbeginn leicht vom Himmel genieselt — rutschte ihm aus den Händen und huschte ins Netz. Als dann Höfer ein Dutzend Minuten später wieder einen Vorstoß unternahm, fühlte ihn dieser in die Nähe der Eckfahne. Höfers Flanke prallte von einem Münchner ab und Meier so schußgerecht vor die Beine, daß das 2:0 fällig war.

Jetzt zogen die Sechziger Zausinger zurück, er markierte Sztani und engte die Kreise des einzigen vollwertigen Stürmers bei der Eintracht stark ein. Denn Pfaff hatte bald nach einem kleinen Disput mit dem Schiedsrichter die Lust verloren, Feigenspan hatte mit seinen Kopfbällen kein Glück, Meier zauderte zu oft, und als Kreß angeschlagen wurde, da war der Sturm nur noch ein Torso. Pfanzelt hatte Kreß in der Minute am Knöchel getroffen. Der Richard kam erst aus den Kabinen wieder, als Stemmler zur zweiten Kalbzeit angepfiffen hatte. Für den Rest der Spielzeit stand er als Statist auf seinem Platz.

Ja, vor der Pause fiel noch ein drittes Eintrachttor. Sztani war gefoult worden, blieb jedoch in Ballbesitz, umspielte drei Gegner und Torwart Pilz, aber Stemmler hatte zuvor abgepfiffen. Das Gebrüll der Zuschauer war zu verstehen, aber Stemmler hatte nicht mit Sztanis Raffinesse gerechnet und für unmöglich gehalten, daß er noch alle Gegner ausspielen würde. Schiedsrichter Stemmler war etwas zu nachsichtig, besonders als nach der Pause von einigen Spielern allzu hart eingestiegen wurde. Weilbächer leistete sich zwei böse Fouls (an Mondschein und Albert), und Zausinger rächte sich dafür an dem unschuldigen Pfaff.

Der überragende Teil der Eintracht war die Abwehr. Zwar benötigte Henig eine gewisse Anlaufzeit, war aber dann auf dem Posten. Lutz (eine großartige Leistung!) und Höfer putzen ihren Bereich ohne Zaudern aus, Stinka und Weilbächer unterstützten sie dabei. Stinka hatte man für Schymik eingesetzt. Er ist ein Talent wie man es selten findet; hat schon den Blick für die Spielkonzeption. Gleich gut in Aufbau und Abwehr und nur noch körperlich etwas schwach, aber dieses Manko gleicht er durch seine Technik aus. Erstaunlich, daß Horvat oft den Faden verlor. Ob ihm die Hitze zu schaffen machte? Nun, Lutz und Höfer waren jederzeit zur Stelle, wenn es galt, dem Jugoslawen zu helfen.

Sie konnten sich das unbesorgt leisten, denn die Gäste waren im Sturm harmlos. So schön Mondschein und Liehl aufbauten, keiner der fünf vermochte die Kombinationen mit einem Kraftschuß abzuschließen. So kamen die wenigen gefährlichen Schüsse — an einer Hand abzuzählen — von Läufer Simon, aber Henig war nicht mehr zu überraschen. Zum Schluß gelang der Eintracht sogar das 3:0, als Koebler im Strafraum Hand machte. Elfmeterschütze war Höfer — eine klare Sache.       Horst Kickhefel (aus 'Der neue Sport' vom 08.09.1958)

 

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