Eintracht Frankfurt - Viktoria
89 Berlin |
Flutlichtpokal 1958 - Gruppe 3
6:3 (2:1)
Termin: 07.06.1958
Zuschauer: 1.200
Schiedsrichter: Gathof (Bieber)
Tore: 0:1 Heuer (9.), 1:1 Istvan Sztani (22.), 2:1 Dieter Lindner (29.), 2:2 Heuer (52.), 3:2 Istvan Sztani (52.), 4:2 Istvan Sztani (72.), 5:2 Istvan Sztani (75.), 6:2 Helmut Geiger (77.), 6:3 Heuer (85.)
Eintracht Frankfurt | Viktoria 89 Berlin |
|
|
Wechsel | Wechsel
|
Trainer | Trainer |
Neun Tore und vier Lattenschüsse Eintracht Frankfurt — Viktoria 89 Berlin 6:3 (2:1) Zunächst eine Dankesadresse an die Berliner. Ohne eine Miene zu verziehen schluckten sie die sechs bitteren Pillen. Unverdrossen bauten sie an ihren Leichtbau-Kombinationen und fanden es ganz selbstverständlich, daß diese dutzendemal akkurat vor dem letzten Hammerschlag zusammenpurzelten wie Bubis Eiffelturm aus Streichholzschachteln, wenn Papi etwas lauter als sonst hustet. Ihr Torhüter Meh1mann, ein unerschrockener Leichtgewichtler mit flinkem Gehirn und sicherem Griff, ihr Stürmer Heuer, der Schütze sämtlicher Gegentreffer, und vor allem ihr rechter Läufer Jonas — einfach knorke. Einen Mann wie Jonas hätte man ihnen überhaupt nicht zugetraut. Wo er stand, war es immer am hellsten und dies nicht nur wegen seiner Yul-Brynner-Frisur. Jonas war Schutz und Schirm der Berliner Hintermannschaft, Lenker und Leiter des Berliner Sturms und vielleicht der betriebsamste Spieler auf dem Platz. Daß seine Mannschaft verlor, konnte er nicht vermeiden, aber er vermied, daß sie unterging. Die Eintracht traf nicht nur ein halbes Dutzendmal ins Schwarze, sondern auch viermal ins Weiße, an Pfosten und Latte nämlich. Man sieht, ihr Sieg hätte bombastische Formen annehmen können. Dazu kam, daß fast jedes Tor ein Prachtstück seiner Art war. Mit dem Fuß, mit dem Knie und mit dem Kopf bugsierte Sztani seine vier „Apparate" über die Linie. Lindner und Geiger taten es nicht, ohne vorher brillante Soli zum Besten zu geben, und Geiger umkurvte sogar den Tormann, bevor er einschoß. Um so schwerer war für die 1200 Publikümer, die sich samt und sonders auf der Tribüne zusammenscharten, zu fassen, was hin und wieder zwischen den großen Eintrachtszenen lag. Die Leistungen der Riederwälder pendelten unablässig von Weltstadtfußball bis Allerweltsfußball hin und her. Gleich blieb sich nur der Tausendsasa Dieter Lindner, dem an diesem Abend schier alles gelang. Er schoß, er drehte sich mit dem Ball am Fuß frech aus der Umklammerung von drei Angreifern heraus, und er verschickte die vernünftigsten Pässe. Kurz, er spielte dem Publikum aus dem Herzen. Halt! Noch einer blieb sich gleich: Linksaußen Meier, dem an diesem Abend alles mißlang, aber auch restlos alles. Die andern - ausgenommen die Abwehrlinie Lutz—Horvat—Höfer — zeigten sich durchweg mal so, mal so. Immerhin scheint Richard Kreß seiner Normalform näherzukommen, Sztani war zumindest in den Torszenen ganz der alte, und Weilbächer schaffte sich nach mäßigem Start zäh nach vorn. Aber bei Charlie Lindner im Tor, bei dem noch nicht wieder eingearbeiteten Schymik und bei Hanek, der als Vertreter des verletzten Bäumler im Sturm aushelfen mußte, überwogen die schwächeren Momente. Geiger kreuzte als Ablöser für Hanek erst in den letzten Minuten auf und sorgte noch einmal für frischen Wind. L. Dotzert (aus 'Der neue Sport' vom 09.06.1958)
|