Eintracht Frankfurt - FC Schweinfurt 05

Oberliga Süd 1957/58 - 28. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: 30.03.1958
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Freimut (Mainz)
Tore: 1:0 Erich Meier (83.), 2:0 Erich Meier (88.)

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Eintracht Frankfurt FC Schweinfurt 05

 


  • Geyer
  • Gehling
  • Schmitt
  • Stammberger
  • Merz
  • Lang
  • Grimm
  • Wendrich
  • Aumeier
  • Burkhardt
  • Zierer

 

Trainer Trainer
  • Fritz Käser

 

Meiers Sonntagsschüsse am Riederwald

Zwei Tore eines Pechvogels

18.000 bangten mit

Eintracht Frankfurt — 1. FC Schweinfurt 05 2:0 (0:0)

Es klang wie ein Erdrutsch, man hörte förmlich Steinkaskaden von den Eintrachtherzen fallen! Kein Wunder, denn ein Punktverlust stand dicht vor der Tür, Man stelle sich vor, die gleiche Mannschaft, die im Nürnberger Stadion zur Pause 5:3 geführt hatte, war acht Minuten vor Schluß noch immer nicht über ein 0:0 hinausgekommen. Ein hundertprozentiger Glücksschuß von Meier, der an diesem Sonntag der große Pechvogel war, riß die Zuschauer von den Sitzen. Von der Fußspitze Meiers getroffen landete der Ball, vom kräftigen Märzwind unterstützt, unerreichbar für Geyer, in der äußersten Torecke. Und dieser Meier, den man bis dahin in Grund und Boden verdammt hatte, schrieb sich zwei Minuten vor dem Schlußpfiff noch einmal in die Torschützenliste ein!

Viele mögen von der Eintracht enttäuscht gewesen sein, wir waren es nicht. Gewiß, das war keine meisterliche Leistung, aber hat auch jeder bedacht, daß Schweinfurt 05 bis vor kurzem zur Spitzengruppe zählte? Diese Schweinfurter haben ihre Tradition: sie machen seit Jahren in Frankfurt den Riederwälderm und auch den Bornheimern viel Kummer. Ihre Deckung ist schwer auszuspielen, messerscharf engt diese Deckung den gegnerischen Sturm ein, und der Sturm kann durch seine wenigen, aber blitzschnellen Vorstöße sehr gefährlich werden.

Merz als Schatten Sztanis

Wenn wir einen Schweinfurter Spieler herausheben wollen, dann den 35jährigen Mittelläufer Merz. Von Anfang an folgte Merz dem überall auftauchenden Sztani wie ein Schatten. Sztani sah sich dadurch so behindert, daß er in der zweiten Halbzeit sich bis in die eigene Hälfte zurückzog und kaum noch als Angriffsspitze auftauchte. Der junge Ungar mußte verspüren, daß der Schweinfurter Merz aus anderem Holz geschnitzt war als der Nürnberger Knoll. Bei Merz gab es keine Raumdeckung, bei Merz hieß es: ran an den Mann. Nach dieser Devise arbeitete die gesamte Schweinfurter Abwehr einschließlich der Außenläufer.

Es war wie im Länderspiel gegen Spanien, schon in der Entwicklung wurden die Kreise des Eintrachtspieles gestört, so kam es zu keinen fließenden Kombinationen. Jeder mußte es auf eigene Faust versuchen, das galt für Kreß ebenso wie für Lindner, Sztani, Pfaff und Meier. Das machte alles für den Eintrachtsturm nur noch viel schwerer.

Dabei machte es sich der Spitzenreiter aber; auch selbst schwer. Beide Außenläufer hätten jetzt die Last des Spielaufbaues tragen müssen, zumal sich Pfaff unerbittlich von Stammberger bewacht sah. Pfaffs Laune (und damit sein Spiel) litt unter dieser Beschränkung offensichtlich. Aber Weilbächer dachte an keinen geplanten Spielaufbau, er dachte nur an Weitschüsse und drängte sich förmlich danach, direkte Freistöße auszuführen. Der Erfolg war gleich Null, weil seine Freistöße weit neben dem Schweinfurter Tor landeten. Wenn Weilbächer keinen Freistoß trat, dann tat es Pfaff. Sein Erfolg war ebenfalls gleich Null.

Sztani eingeengt, Pfaff immer mürrischer, nahm es wunder, daß Meier in der Luft hing? War es nicht verständlich, daß die größte Gefahr für die Gäste von Kreß und Lindner ausging? Besonders der junge Lindner verbiß sich förmlich in die Schweinfurter Abwehr, während Kreß sich unermüdlich mit Schmitt herumschlug, wobei der gute Schmitt meistens den kürzeren zog. Aber diese Abwehr war im Grunde nicht mit Einzelleistungen, sondern mit großflächigen Kombinationen über die Flügel auszuspielen.

Wie gut war es, daß Bechtold, Horvat und Höfer den Schweinfurter Stürmern unerbittlich in die Parade fuhren. Mit dem Wind im Rücken kamen die Gäste zu etlichen gefährlichen Vorstößen. Einmal hatte Loy Glück, daß er einen Schuß Burkhardts noch gegen den Pfosten drücken konnte (3. Minute). Als Burkhardt sich in der 26. Minute an der Außenlinie verarzten ließ, geriet der Schweinfurter Drang etwas ins Stocken. Nach der Pause ebbten die Schweinfurter Angriffe immer stärker ab.

Jetzt führte die Eintracht eindeutig das Kommando. Aber der Sturm wurde immer nervöser, die Züge wurden immer überhasteter. Die Zeit drängte, die Angst vor dem Punktverlust wuchs von Minute zu Minute. Sollte Meiers Patzer in der 3. Minute, als er von Gehling den Ball vorgelegt bekam und völlig unbehindert weit neben das Tor schoß, sollte dieser Patzer den Sieg gekostet haben? Die Nervosität führte zu Härte, besonders Weilbächer versuchte seine schlechte Tagesform durch hartes Einsteigen wettzumachen. Auf dem Eckenkonto der Eintracht häuften sich die Eckbälle, aber ein Tor, das wollte nicht fallen. Groß der Jubel in der einen Kurve, noch größer die Enttäuschung — Kreß hatte nur das Außennetz getroffen (67. Minute), Ein Rückzieher Sztanis landete neben dem Tor (70. Minute).

Um das Maß des Pechs vollzumachen: zuerst landete Lindners Schuß am Pfosten, dann konnte sich Geyer Meiers Nachschuß noch entgegenwerfen — eine neue Ecke (72. Minute). Als das Herzklopfen bei einigen Eintrachtlern nicht mehr auszuhalten war, da fiel Meiers Glückstor wie ein Geschenk vom Himmel, und als Meier noch der zweite Treffer gelungen war, da war alles vergessen und vergeben.

Schiedsrichter Freimuth zeigte eine gute Leistung, er zögerte auch nicht, etwas mehr zu pfeifen und zu ermahnen, als das Spiel nach der Pause härter wurde.     Horst Kickhefel (aus 'Der neue Sport' vom 31.03.1958)

 

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