Arsenal London - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1957/1958
1:0 (1:0)
Termin: 15.02.1958
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Clayton (42.)
Arsenal London | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Kraftprobe in Highbury Arsenal London — Eintracht Frankfurt 1:0 (1:0) Am Samstagnachmittag im Highbury-Stadion zu London feierte die Eintracht vor 20.000 sichtlich beeindruckten Engländern einen großen Erfolg. Sie verlor zwar ein Spiel, aber sie gewann den Glauben an sich selbst zurück. Wer dabei war, kann an die Niederlage gegen Reutlingen sieben Tage vorher nur noch wie an eine Groteske denken. So sind die Riederwälder: sie stolpern über Strohhalme und nehmen dann die schwierigsten Steilwände. Wenn sie ihre Kraftleistung vom Highbury-Stadion nur ein halbes Dutzendmal wiederholen könnten, gäbe es für die Frankfurter keine Probleme mehr, aber das ist für eine Vertragsspieler-Elf deutscher Art eine physische Unmöglichkeit. Die Niederlage war nur ein Schönheitsfehler. Mehr nicht. Sie traf die Gäste. Sie hätte auch die Gastgeber treffen können. Das Spiel hatte 90 Minuten lang den Charakter eines englischen Pokalkampfes, und es gibt nur den einen Grund dafür, daß das Ergebnis so und nicht anders ausfiel: die simple Tatsache, daß Clayton in der 42. Minute mit einem grandiosen Kopfstoß genau in den Winkel traf. Das ist der Grund. Es gibt keine Hintergründe. Die Eintracht hatte nur zwei Spieler, die über die athletische Kondition eines in täglichem Training getrimmten englischen Profis verfügten, Arsenal deren elf. Und trotzdem verwischten sich die Kontraste mehr und mehr. Der Unterschied bestand schließlich nur darin, daß Arsenal das normale Pensum ableistete, während die Eintracht den Energievorrat für drei Spiele verpulverte. Trainer Patek: „Keine zehn Pferde hätten meine Leute dazu gebracht, am nächsten Tag noch einmal einen Ball anzurühren. Mir tun nur die Offenbacber leid, die zweimal gegen diese englischen Maschinenfußballer antreten müssen." Geiger verletzt Für die Feinmechaniker unter den Riederwäldern freilich war der Besuch in London eine einzige Qual, und am schlimmsten erging es Sztani. Die Engländer hatten nicht den geringsten Sinn für seine Kunststückchen, und als es am Anfang ein paarmal nicht klappte, stand Sztani da wie das Kind beim Schmutz. Nach dem Wechsel schickte Patek für den Ungarn Geiger auf das Spielfeld; aber Geiger überlebte im Duell mit den Arsenallokomotiven noch nicht einmal eine Minute. Dann wurde er verletzt. Also wieder Sztani hinaus in die Schlacht, und jetzt riß er sich sichtlich zusammen. Auch Hanek, der Schymik als Außenläufer vertrat, kam mit seinen Dribblings nicht durch; aber er paßte sich schnell der Situation an und gab den Ball ohne Aufenthalt weiter. Zermahlen zwischen den Mühlsteinen der gegnerischen Abwehr wurde Zwerg Bäumler und zermahlen wurde nach der Halbzeit auch Zwerg Lörincz, der sich zuerst durch seine flinken Aktionen prächtig aus der Affäre zog. Aber dann wurden die Beine schwerer und die Zweikämpfe mit seinem Verteidiger waren nicht mehr zu umgehen. Lörincz verschwand unter der Oberfläche. Das machte aber nichts aus, denn die andern kämpften für sie mit. Was für die Schöngeister eine Qual war, schien für Kreß und Weilbächer geradezu ein Fest. Hier fühlten sie sich in ihrem eigentlichen Element. Hier konnten sie ihre Kraft auslassen und bekamen noch Beifall dazu. Das war ihr Spiel. Der Rest der Truppe glich sich ihnen nach bestem Vermögen an. Loy blieb in hundert Luftkämpfen kein Stoß und kein Puff erspart, denen ein englischer Tormann ausgesetzt ist; aber er ließ sich die Courage nicht abkaufen, und vor ihm hatte sich eine Abwehr aufgebaut, die unter dem Hammer der englischen Vorstöße immer noch härter wurde. Die erstaunlichsten Wandlungen aber vollzogen sich an Lutz, der den verletzten Stopper Horvat ersetzte, und an Lindner, der an Stelle Geigers in der linken Verbindung stürmte. Lutz zeigte, daß man mit Zähigkeit, Mut und Ehrgeiz fast die gleiche Abwehrwirkung erreichen kann wie mit Cleverness und Erfahrung. Und Lindner zeigte, daß es eine optische Täuschung, ist, wenn man ihn als verzärtelt betrachtet. Er leistete nicht nur einen wertvollen Beitrag für den Angriff, sondern auch für die Abwehr. So entpuppte sich die Eintracht als zumindest gleichwertiger
Partner, sicherte sich die ersten zwanzig Minuten und die letzten zwanzig
Minuten und steigerte sich schließlich zu einem packenden Endspurt.
Dazwischen lag der Generalangriff Arsenals kurz nach dem Wechsel. Aber
um diese Zeit halte sich der Widerstand im Riederwälder Strafraum
schon derart verhärtet, daß keine größere Lücke
entstand. (aus 'Der neue Sport' vom 17.02.1958) |