SpVgg Fürth - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1957/58 - 14. Spieltag
2:2 (1:2)
Termin: 10.11.1957
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Meumayer (Ebingen)
Tore: 1:0 Schneider (4.), 1:1 Erich Bäumler (22.), 1:2 Alfred Pfaff (24.), 2:2 Schneider (75.)
SpVgg Fürth | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Alfred Pfaff mit neuem Akku Für diesen Punkt gebührt der Eintracht eine Sonderprämie von 11 Litern Baldrian. Zur Beruhigung der Nerven. Man bedenke: ein Tor für Fürth in der 3. Spielminute. Ein Tor zum Haare ausreißen, denn Loy schien den Ball am Boden liegend schon sicher im Griff zu haben, und dann kullerte das Leder doch noch in die Ecke. Man bedenke: ein Elfmeter mit zwei Versuchen in der 70. Minute, als Höfer mit einem Spreizschritt nicht mehr den Ball erreichte, sondern nur noch die wirbelnden Absätze des Fürther Halbrechten Schmidt. Beide Elfmeter hart auf die Ecke geschossen, den ersten von Schmidt und die Wiederholung von Appis und beide von Loy mit dem Unterarm von der Linie heruntergewischt. Loy sollte sich vor der Ausführung des ersten Strafstoßes bewegt haben, eine Regelwidrigkeit, die keiner der 25.000 Zuschauer bemerkte, nur der Schiedsrichter! Man bedenke also des weiteren einen unbarmherzigen Schiedsrichter (Neumayer-Ebingen), der nach einigen gellenden Protesten des Publikums in der zweiten Halbzeit unverkennbar darauf bedacht war, vor seinem Abgang für gut Wetter zu sorgen. Und man bedenke eine Kulisse, in der alles gebilligt wurde, wenn nur die Eintracht, der Erzrivale des Nürnberger Clubs, fiel. Fürwahr, diese 90 Minuten waren nichts für Managerkranke. Aber die Eintracht fühlte sich nie gesünder als diesmal. Sie begingen nur einen Fehler, sie verträumten den Sieg. Als es einmal 2:1 für die Riederwälder stand, als nur noch 45 Minuten zu spielen waren, schienen sie nichts mehr anderes im Kopf zu haben, als diesen Vorsprung über die Zeit zu jonglieren. Was normalerweise erst in den letzten fünf Minuten geschieht, wenn man sich mit einer Nasenlänge vor dem Gegner aus dem Spiel retten will, das probierte die Eintracht so lange, bis Fürth ausgeglichen hatte. Schon kurz nach dem Wechsel lag ihr diesmal nicht mehr an weiteren Treffern, sondern nur noch daran, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Also ging ihr Spiel zusehends in die Breite, also wurden die Chancen seltener, und die Fürther auf einmal mutiger. Ihre beiden Außenstürmer Mai und Kuhnert entfesselten ein Kesseltreiben, in dem selbst die clevere Abwehr der Riederwälder hin und wieder die Uebersicht verlor. Ungeahnte Energien schienen auf einmal im Fürther Lager freizuwerden; aber während ein solcher Gewaltausbruch sonst meist in ein unsinniges Toben ausartet, blieben die Fürther elegant, präzis und geschmeidig. Es kam zu dem Elfmeterdrama, und es kam fünf Minuten später durch den kleineren Schneider, der auch den Gegentreffer schoß, zum Ausgleich. Ohne Loy und Horvat wäre es fast noch zu Schlimmerem gekommen. Aber sonst... wer hat die Eintracht jemals aggressiver, kühler und klüger gesehen als diesmal? Der Tag von Fürth ist fast ein historisches Datum. Endlich scheint Alfred Pfaff aus dem Dreck heraus. Man schickte ihn als Halbrechten ins Spiel, um dem zarten Lindner die unvermeidlichen Püffe zu ersparen, ohne die es inmitten dieser athletischen Fürther Abwehr nicht abgeht. Pfaffs innerer Akku ist wieder geladen. Er kommt wieder mühelos an seinem Gegner vorbei, und er findet mit seinen Pässen wieder die Lücken, die den Gegner am empfindlichsten treffen. Er polierte das ganze Angriffsspiel der Eintracht auf, schliff unnötige Ecken ab und begradigte die Linien. Da er außerdem zum grandiosen Dropkick-Tor von Bäumler (wenn Bäumler Tore schießt, dann sind es immer Prachtexemplare) die passende Flanke lieferte und den zweiten Treffer selbst schoß, kann man das Risiko einer gewagten Behauptung getrost auf sich nehmen: Alfred hat sich wieder gefangen. Feigenspan fand sich wieder, Geiger weiterhin verheddert, und Kreß war eine Wucht Schade, daß Bäumler von der 30. Minute an leicht verletzt weiterspielte. Er begann verheißungsvoll. Braucht man über die Männer um Horvat noch ein Wort zu verlieren? Sie bewährte sich auch gegen die schwer zu fassenden Quallen im Fürther Sturm. Sie mußten sich mehr plagen als üblich, um die von Kuhnert und Mai angerichteten Schäden rechtzeitig zu flicken. Aber sie leisteten das Menschenmögliche. Daß Schymik und Weilbächer ihrem Sturm nicht viel helfen konnten, machte wenig aus. Der Sturm kam zumindest in seiner ermutigenden 1. Halbzeit allein zurecht. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 11.11.1957)
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