FC Schweinfurt 05 - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1957/58 - 13. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: 03.11.1957
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 0:1 Erich Bäumler (51.)

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FC Schweinfurt 05 Eintracht Frankfurt

  • Scheurer
  • Grimm
  • Schmitt
  • Stammberger
  • Merz
  • Gehring
  • Henke
  • Burkhardt
  • Turi
  • Wendrich
  • Aumeier

 


 

Trainer
  • Merz
Trainer

 

 

Pfaff spielte in der Reserve

Bäumlers Bombenschuß

Wer sagt denn, daß die Eintracht ihre Tore nicht mehr hineinschießt, sondern nur noch hineindrückt? So ein Tor, wie es Bäumler in Schweinfurt schoß, fällt normalerweise nur an höheren Festtagen. Es war fünf Minuten nach der Pause, als Kreß an den drei Meter neben ihm stehenden Bäumler weitergab. Außerdem stunden da zwei Schweinfurter Abwehrspieler, bereit, sich auf den Riederwälder Wichtelmann zu stürzen. Das Tor lag achtzehn Meter weiter zurück und niemand witterte eine direkte Gefahr. Da zuckte auf einmal das rechte Bein Bäumlers heraus, als hätte ihm der Regimentsarzt mit dem Gummihammer aufs Knie geschlagen. Als Scheurer im Schweinfurter Tor den Knall hörte, lag der Ball schon im obersten Winkel, und die Eintracht hatte gewonnen.

Noch war zwar nahezu eine volle Halbzeit zu spielen, aber nun lag das Wohl und Wehe der Riederwälder allein in der Gewalt der Hintermannschaft. Also konnte nichts mehr passieren. Bei der Truppe um Horvat war der knappe Vorsprung besser aufgehoben als bei der Bundesbank. Was half es, daß die Schweinfurter sich nun nach vorne warfen, daß Stammberger und besonders der von der Verteidigung in die Läuferreihe versetzte Gekling das Regiment im Mittelfeld übernahmen, daß Burkhardt aufwachte, daß Aumeier nach innen spielte und so einmal an Bechtold vorbeikam?

Es half im Grunde nichts. Gewiß, die Kontakte zwischen der Riederwälder Abwehr und dem Riederwälder Sturm lockerten sich zeitweise. Lindner mußte der Hintermannschaft beispringen. Kreß flitzte zurück, und zweimal kam sogar Loy in arge Not. Aber beide Male reagierte der Lange im Eintrachttor mit bestechender Brillanz. Alles in allem schien es einfach unmöglich, bei dieser Abwehr in Schußposition zu kommen. „So was müßte verboten werden", seufzte ein Schweinfurter auf der Pressetribüne und meinte die kaltschnäuzige Art, wie Horvat seinen hoffnungslosen Widersacher Turi abwimmelte. Dazu ein Höfer, der alle Verteidigertugenden in sich vereinte, ein Bechtold, bei dem kaum ein Trick Aumeiers verfing, ein Schymik, der seine Haxen überall dazwischen hatte, wo es gefährlich wurde, und ein Weilbächer in der Form seines Lebens.

Es sah aus, als spielte die Eintracht mit dem doppelten indonesischen Riegel. Dabei dachte sie gar nicht daran. Die Riederwälder verdienten sieh ihren Sieg mit den herkömmlichen Mitteln. Außergewöhnlich waren lediglich diverse interne Einzelheiten, die nur wenigen der 7000 Zuschauer bewußt wurden. Es fing, damit an, daß sich Alfred Pfaff dazu bereitfand, in der Reserve zu kicken. Bravo Alfred! Es setzte sich damit fort, daß Kreß doch in der Ersten stand, und es endete mit der verblüffenden Tatsache, daß in Schweinfurt ein ganz neuer Bäumler im Eintracht-Angriff stürmte, oder besser: der ganz alte.

Ohne Bäumlers sprunghafte Leistungsverbesserung hätte die Eintracht in Schweinfurt bestenfalls ein Unentschieden erreicht. Er war der Schlüssel zum Sieg. Endlich gelangen ihm wieder die ruckartigen Kehrtwendungen, an denen ganze Abwehrbastionen zerbrachen, endlich hatte er wieder die Kraft, sich an zwei Angreifern vorbei zur Mitte zu schieben, endlich versteckte er sich nicht mehr vor dem Ball, und endlich kamen seine Schüsse wieder unangemeldet aus dem Unterschenkel heraus.

So fiel es gar nicht ins Gewicht, daß die Spurt von Kreß, der noch unter den Nachwehen seines Zusammenpralles mit dem Nürnberger Wabra litt, diesmal Seltenheitswert besaßen und Feigenspan im Kampf mit Merz fast unterging. Der auferstandene Bäumler und der pfiffige Lindner genügten, um dem Eintrachtsturm auf die Sprünge zu helfen, und wenn bei Geiger der Groschen fiel, dann hatte der vielgeschmähte Riederwälder Angriff große Augenblicke.

Jedenfalls gehörte der Eintracht bis auf einen etwa zehnminütigen Zwischenspurt die erste Halbzeit fast vollständig, und jedenfalls hatte sie auch nach der Pause mehr echte Chancen, als die tobenden Schweinfurter. Zum erstenmal seit langer Zeit lag es nicht nur an den Außenläufern, wenn die Eintracht kämpfte. Gewiß, Weilbächer war wieder kolossal, und kolossal waren auch seine Schüsse aus dem Hinterhalt, darunter ein Dreißig-Meter-Schuß an die Querlatte: aber von Schymik, der sich in der Abwehr aufrieb, hatte der Sturm diesmal nicht so viel wie am vorigen Sonntag im Stadion. Daß die siebentausend Zuschauer dennoch gerade vom Angriff der Frankfurter schwärmten, sagt alles darüber, wieviel Angst und Schrecken er verbreitete... Wenn auch noch nicht alles stimmte. Ein graumelierter Herr machte beim Abmarsch der Eintracht das schönste Kompliment des Tages: ..Das war die beste Mannschaft, die in dieser Saison in Schweinfurt spielte. Da kann sogar Karlsruhe nicht mit", und niemand widersprach ihm. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 04.11.1957)

 

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