Eintracht Frankfurt - 1860 München

Oberliga Süd 1957/58 - 10. Spieltag

0:0

Termin: 13.10.1957
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Tschenscher (Mannheim)
Tore: ./.

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1860 München

 


  • Pilz
  • Köbler
  • Pflanzelt
  • Luther
  • Sommer
  • Zausinger
  • Albert
  • Mondschein
  • Müller
  • Kreß
  • Auernhammer

 

Trainer Trainer
  • Hans Hipp

 

Bechtolds Elfmeterpech

Am Riederwald gab es lange Gesichter. Es war allgemein bekannt, daß die Münchener Aufstellungssorgen hatten, ja sie wollten diese Begegnung wegen der Asiatischen Grippe absagen. Aber es blieb nur beim Ausfall des Reservespieles. Nun, so schwach waren die „Löwen" nicht, auch wenn sie im Sturm wie verspielte Miezekätzchen wirkten und die grippeerkrankten Stemmer, Kölbl, Börstler und den an einer Zerrung leidenden Zausinger zu Hause lassen mußten. Das Unentschieden kam etwas überraschend für sie, um so größer war ihre Freude.

Die Eintracht ist eine rätselhafte Mannschaft. Man hatte erwartet, sie würde mit Glanz und Gloria um den ersten Platz kämpfen. Nichts von dem. Die Eintracht spielte, aber sie kämpfte nicht. Die Münchner Abwehr war gut, aber sie war keine überragende Abwehr. Ein Sturm, der zu spielen versteht, könnte diese Abwehr aus den Angeln heben und man erkannte, wieso der Club dieser Abwehr fünf Tore aufbrummen konnte. Der Eintracht gelang kein Tor und das kostete einen Punkt.

Der Eintrachtsturm muß neu formiert werden. Der junge Lindner benötigt eine Ruhepause, die schweren Spiele sind für diesen talentierten Jungen zuviel. Lindner gab sich bis zur Schlußminute alle Mühe, aber seine Kräfte reichten nicht aus; man spürte oft, wie er verbissen stritt, aber körperlich nicht mitkam. Geiger ist zur Zeit körperlich schwach. Vor Spielbeginn sah man ihn mit einem dicken Schal um den Hals. Hat die Eintracht keine Ersatzleute? Hier ist einer der Hauptgründe für das überraschenden Unentschieden zu sehen.

Der zweite Grund: Die Eintracht besitzt keinen Regisseur, der das Spiel herumreißen kann, wenn es nicht so wie erwartet läuft. Alfred Pfaff ist heute nicht mehr der Mann dafür, auch wenn er sich alle Mühe gibt, für seine Nebenleute die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Die Pfiffe, die man Pfaff zudachte, waren nicht nur unberechtigt, sie waren auch unsportlich. Der gute Alfred mag seine Mucken haben, aber es konnte ihm niemand nachsagen, daß er nicht alles tat, um seinen Sturm mitzureißen. Ein Sturm, der nur auf sechs Beinen steht, ist kein Sturm. Kreß riß auf dem rechten Flügel oft aus, Feigenspan versuchte immer wieder, Sommer ein Schnippchen zu schlagen — aber Geiger und Lindner sind zur Zeit nicht diskutabel (siehe oben!).

Es war im Grunde ein seltsames Spiel: Die Außenläufer bestimmten das Geschehen und das Münchner Paar Luther—Saumweber war dem bekannten Frankfurter Paar Schymik— Weilbächer ebenbürtig. Sollte man unter diesen vier Spielern den besten küren, so müßte man Weilbächer nennen. Weilbächer drückte immer wieder nach vorne und war oft mehr sechster Stürmer als Außenläufer. Schymiks Zuspiel kam viel zum Gegner, aber seine Schnitzer machte er durch gute Abwehrleistungen wett. Vielleicht hätte Weilbächer an diesem Sonntag im Sturm das Steuer herumgerissen.

So aber zählte Weilbächer zur Abwehr, die der Eintracht das Spiel rettete. Horvats Kabinettstückchen riefen immer wieder Beifall hervor, mit Müller hatte der lange Jugoslawe aber nicht allzu viel Mühe. Bechtold kam mit Auernhammer gut zurecht und Höfers Rundschläge fielen nicht ins Gewicht — der Gästesturm war harmlos. Loy hatte wenig Arbeit, die einzige Münchner Chance machte er meisterhaft zunichte: Auernhammers Scharfschuß faustete er prachtvoll zurück.

Sein Münchner Kollege Pilz war weitaus mehr beschäftigt. Das führte dazu, daß er sich immer besser einstellte und zuletzt tolle Paraden zeigte. Glück hatte er dabei auch. Schon in der ersten Minute! Feigenspan war durch und gab ab, anstatt zu schießen. Das hätte das 1:0 sein können. Dafür tippte Pilz einen Kreß-Schuß gerade noch über die Latte (19. Minute), faustete einen 25-Meter-Strafstoß Weilbächers ins Feld zurück (23. Minute) und war rechtzeitig heraus, als Feigenspan durchgebrochen war (39. Minute). Das alles ging zu Lasten des Eckenkontos: Neun Eckbälle trat die Eintracht bis zur Pause, am Ende waren es ein genaues Dutzend (gegen vier Münchner).


Köblers Foul an Feigenspan

Kurz nach der Pause schien sich das Schicksal der Münchener Abwehr zu erfüllen. Feigenspan spielte Sommer aus und schob den Ball an dem herausgelaufenen Pilz vorbei. Aber Köbler rettete noch vor der Torlinie. Und in der 51. Minute holte man am Riederwald tief Luft. Köbler hatte Feigenspan gelegt, und Tschenscher zeigte auf den Elfmeterpunkt. Na, endlich! Doch zum allgemeinen Erstaunen trat Bechtold zur Vollstreckung an. Ein kurzer Anlauf — und das Entsetzen war groß: Bechtolds Elfmeterball sprang von der Pfostenkante ins Aus.

Der Sieg war dahin. Zwar versuchte man mit aller Macht, doch noch zum zweiten Punkt zu kommen, aber im Eintrachtsturm wurde man immer nervöser. Die Gäste zogen ihre Halbstürmer zurück, ihnen genügte das Unentschieden. Mehr war bei ihrem schwachen Sturm nicht möglich. (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 14.10.1957)

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg