Eintracht Frankfurt - FC Schalke
04 |
Flutlichtpokal 1957 - Finale, Rückspiel
0:0*
Termin: 08.10.1957
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Freimuth (Mainz)
Tore: ./.*Eintracht Frankfurt aufgrund des besseren Eckenverhältnisses (8:6) Deutscher Flutlichtpokalsieger 1957
Eintracht Frankfurt | FC Schalke 04 |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Die Vergebung des ersten deutschen Flutlichtpokals wurde durch ein Novum in der Geschichte des deutschen Fußballs entschieden. Das Wiederholungsspiel am Dienstagabend (nach dem 3:3 von Gelsenkirchen) brachte am Riederwald vor etwa 18000 Zuschauern ebenfalls ein Unentschieden, diesmal mit 0:0. Glücklicherweise hatte man vorher bereits vereinbart, in diesem Falle die Entscheidung den Eckbällen zu überlassen. Und mit 8:6 hatte die Eintracht am Ende zwei Ecken mehr als die ganz in Weiß angetretenen "Königsblauen" und bekam dafür vom 1. Vorsitzenden der Offenbacher Kickers, Ludwig Mohler, den Pokal für ein Jahr überreicht. Die Ecken bekamen in diesem Spiel ohne Tore also entscheidende Bedeutung. Sie brachten auch ein unerwartetes Spannungsmoment in den Ablauf schon der ersten halben Stunde, als das Spiel noch etwas flau war. Die Schalker zeigten zwar flüssige Kombinationen, aber sie schossen herzlich schlecht, während der Eintracht-Angriff ohne Zusammenhang war. Mißverständnisse, aufhaltende Kompetenzentscheidungen, zu langes Ballhalten, kaum ein Laufen ohne Ball, das waren die Kennzeichen dieser Periode. Nach dem Wechsel (die Eintracht nahm Meyer für den enttäuschenden Bäumler ins Feld) wurde das Treffen farbig. Bei der Eintracht wurde etwas kräftiger gespielt, bei Schalke, das mannschaftlich weiter den besseren Eindruck hinterließ, gab nun Jagielski ein paar saftige, von Loy aber gut gemeisterte Schüsse ab. Die größte Chance der Eintracht kam in der 68. Minute, als Kreß, der nimmermüde gegen die sehr stabile, aber auch etwas harte Schalker Abwehr anrannte, von Klein gelegt wurde und Schiedsrichter Freimuth (Mainz) auf den Elfmeterpunkt deutete: Pfaff zielte halbhoch ins linke Eck, aber Orzessek hielt den nicht sonderlich scharf geschossenen Ball. Vorher hatten Feigenspan und nachher Lindner den Schalker Torwart angeschossen, der nochmals seine große Klasse zeigte, als die Eintracht das beste Stück des Abends zeigte: Einen Freistoß von halblinks aus etwa 20 Metern ausgeführt von Weilbächer, fein in die Gasse gelegt zu Pfaff, der schoß, aber Orzessek faustete blitzschnell zur Ecke. Kurze Kritik Bei der Eintracht war die Abwehr der bessere Mannschaftsteil. Loy, Bechtold, Höfer und Horvat zeigten keine bedeutenden Fehler. Schymik war im Zuspiel leider etwas schwach. Weilbächer brauchte viel Eifer, um seinen guten und sehr beweglichen Gegenspieler Soya auf die Schliche zu kommen, bekam dafür aber in der zweiten Halbzeit viel Aktionsfreiheit, die er mit Fleiß nutzte. Im Angriff waren einzelne Züge von Pfaff Zucker, dafür war er manchmal etwas passiv. Lindner und Feigenspan schienen noch unter den Nachwirkungen der Grippe zu leiden, Kreß war unermüdlich, Meyer eine Kleinigkeit gefährlicher als Bäumler. Im ganzen spielte der Sturm erst gegen Mitte der zweiten Halbzeit besser zusammen. Im Vorspiel verlor die Amateurmannschaft der Eintracht gegen den SKV Mörfelden 2:6. (eb) (aus 'Frankfurter Neue Presse' vom 09.10.1957)
Flutlichtpokal am Riederwald Die Idee war nicht gerade genial, aber praktisch. Bei unentschiedenem Ausgang des Endspiels um den Flutlicht-Pokal zwischen Eintracht und Schalke 04 am Dienstagabend in Frankfurt sollten die Eckbälle entscheiden. Zwar eckte man mit diesem Entschluß bei den 20.000 Zuschauern erheblich an; aber es wurde eine Verlängerung und damit ein Energie-Raubbau vermieden, den sich keine Mannschaft mitten in der Saison leisten kann. Nutznießer der Situation war die Eintracht, die zuletzt mit 8:6 Ecken vorne lag. Die Riederwälder mit dem süddeutschen Eckball-König Kreß an der Spitze rumorten nach dem Wechsel so lange im Revier des Gegners herum, bis der Schalker Vorsprung langsam, aber sicher dahinschmolz. Zuletzt konnte man ohne Ironie von einem verdienten 0:0-Sieg sprechen. Aber, aber...! Zu den Ruhmestaten der Eintracht gehörte dieses Spiel gerade nicht. Vor der blumenreichen Schalker Tapete nahmen sich die Bewegungen der Frankfurter fast etwas eckig aus. Keine zwanzig Meter Raum wurden überbrückt, ohne irgendwo anzustoßen. Auf jeder Station gab es unnötigen Aufenthalt. Alle Vorteile beruhten auf einem fast schwerathletischen Kraftaufwand. Wo blieben die Vorlagen von Alfred Pfaff, mit denen er früher drei Abwehrspieler auf einmal ausschaltete? Wo das direkte Abspiel Bäumlers in die Laufrichtung des Nebenmannes, die Diagonalschläge Weilbächers, wo blieb das plötzliche Anspringen des Gegners aus der scheinbaren Ruhestellung, auf den die schönsten Erfolge der Riederwälder beruhen? Sie blieben in der Garderobe. Es lag jedoch beileibe nicht nur an den drei Genannten. Wenn sie den Ball führten, mußten sie sich vorkommen wie beim Blindekuhspiel; nirgends ein Mann in günstiger Position, alle Stürmer irgendwo im Gebüsch versteckt. Und dazu ein Kreß, der an diesem Abend lieber den Ball kaputt dribbelte, als sich rechtzeitig von ihm zu trennen. Daß die Eintracht mit der reinen Kraft ihren Gegner in der zweiten Halbzeit dennoch unter ständig wachsenden Druck setzte, war freilich imponierend. Dieser Beharrlichkeit und einer Hintermannschaft, die zur Zeit mindestens im Süden unerreicht sein durfte, verdanken die Riederwälder den Pokal. Beinahe hätte es sogar zum regulären Sieg gereicht; aber Alfred Pfaff scheiterte bei dem harmlosesten Elfmeter seiner Laufbahn (nach einem Foul von Kleim an Kreß) an dem aufmerksamen Orzessek. Die Schalker wahrten ihren Ruf als Mannschaft mit Schliff und Pfiff; aber es fehlte am „Bums". Ihre markantesten Figuren waren Borutta und Krämer, der sich zum Glück Höfers nach der Pause ablösen ließ. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 14.10.1957)
Aus: 'Der neue Sport' vom 04.11.1957
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