Eintracht Frankfurt - Stuttgarter
Kickers |
Oberliga Süd 1957/58 - 8. Spieltag
4:2 (2:0)
Termin: 29.09.1957
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Klein (Hof)
Tore: 1:0 Hans Weilbächer (6.), 2:0 Dieter Lindner (18.), 3:0 Helmut Geiger (54.), 3:1 Zechmeister (60.), 4:1 Dieter Lindner (63.), 4:2 Jakobi (87.)
Eintracht Frankfurt | Stuttgarter Kickers |
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Trainer | Trainer
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Die Grippe regiert am Riederwald Die Grippe regiert am Riederwald. Hesse, Höfer und Feigenspan wurden vom asiatischen Bazillus gepackt, Bechtold war verletzt, und so trat eine umgekrempelte Eintrachtelf auf das klatschnasse Feld. Die Verteidiger hießen Lutz und Eigenbrodt, der Mittelstürmer Pfaff, und den linken Flügel bildeten Geiger und Meier. Eine Notlösung fürwahr, aber eine Notlösung, die man nicht als eine solche empfand. Weder Lutz noch Eigenbrodt versiebten etwas, sie schlugen sich prächtig, man darf aber auch nicht übersehen, daß der Stuttgarter Sturm auf sehr schwachen Füßen stand, lediglich der österreichische Nationalspieler Zechmeister besaß Oberligaformat. Pfaff fühlte sich in der Mitte sehr wohl, fädelte geschickt ein und führte als Kapitän das Kommando. So rief er einmal Loy zu, als dieser einen Abstoß etwas langsam ausführen wollte: Auf, weiter, zack-zack. Nun, so zack-zack lief auch das Eintrachtspiel. Schon nach fünf Minuten blickten sich die Stuttgarter verdutzt an. Strauß war die Sicht versperrt und schon mußte er Weilbächers Scharfschuß aus dem Hinterhalt an sich vorbeiflitzen lassen. Die Eintracht beherrschte souverän Gegner und Feld. Letzteres war nicht leicht, denn so grün der Rasen auch aussah, an etlichen Stellen spritzten die Wasserfontänen hoch auf. Hätten die Stuttgarter nicht ihren Routinier Fauser auf dem Stopperposten gehabt, wer weiß, ob sie so gnädig davongekommen wären. Schymik und Weilbächer schalteten sich in jeden Angriff mit ein und geizten ebensowenig mit Schüssen wie ihre Kollegen vom Sturm. Strauß mußte sich gehörig strecken und mancher Ball (Glätte!) rutschte ihm aus den Händen. So auch in der 20. Minute. Kreß—Pfaff— Kreß, so hieß die Ballfolge, Kreß nahm in der Gasse die Steilvorlage auf, sein Schuß rutschte Strauß weg, und schon war Lindner zur Stelle, um einzudrücken. Höchst selten kamen die Gäste zum Gegenzug, und dann war es im Eintrachtstrafraum mit ihrer Kunst vorbei, obwohl Horvat sich mit dem glatten Rasen gar nicht anfreunden konnte. Vor der Pause kamen die Kickers nur zu zwei Chancen, beide gleich in der 24. Minute. Zuerst rutschte Zechmeister der Ball weg, beim zweiten Vorstoß faustete Loy den Schuß Zechmeisters zur Ecke. Sonst war nichts Rühmliches vom Kickerssturm zu berichten. Strauß kam zwei Minuten nach diesen Kickerschancen in Versuchung, die Querlatte zu streicheln, denn sie kam ihm zu Hilfe, als Pfaff einen raffinierten Heber aufs Tor losgelassen hatte.
Ueber eins brauchte der Stuttgarter Schlußmann sich nicht zu beklagen: darüber, daß er zu wenig beschäftigt wurde. Fünf Minuten nach Wiederbeginn mußte er einen Zwanzigmeterschuß Pfaffs parieren und dann passierte ihm der einzige Fehler. Als sich Geiger auf dem linken Flügel durchspielte, da blieb Strauß in der kurzen Torecke kleben. So rauschte der Schrägschuß Geigers über ihn hinweg ins Netz. Zechmeister gelang dann der Gegentreffer, er erwischte eine Flanke vor dem herausstürzenden Loy, aber Lindner stellte den alten Torabstand wieder her. Das zweite Kickerstor, kurz vor Schlußpfiff erzielt, war ein Schönheitsfehler auf der Weste der Riederwälder Abwehr. Wir möchten uns eine allzu scharfe Kritik ersparen. Bei diesen schlechten Boden- und Witterungsverhältnissen war es für alle Spieler schwer, den Ball aufzunehmen und zu führen. Die „schweren Brocken" hatten mit ihrer Standfestigkeit ihre Not. Der Sieg war schon verdient, denn die Eintracht zog sich auch mit ihrer umgekrempelten Elf besser aus der Affäre als die Stuttgarter. Die Kickers waren kein schwerer Prüfstein für die Riederwälder, bei einem derartig schwachen Sturm möchte man keine rosige Zukunft prophezeien. Der Sturm der Riederwälder spielte ausgezeichnet. Pfaff als Mittelstürmer war gar keine schlechte Lösung. Seine Vorlagen rutschten nur so über den Rasen und mit Fauser ließ sich Pfaff erst gar nicht ein. Mehr im Hintergrund bleibend, mehr Aufbauspieler spielend, darin sah er seine Aufgabe — und die Aufgabe hat er zur völligen Zufriedenheit gelöst. Lindner — eifrig wie immer. Geiger vom Glück nicht begünstigt, aber sehr um den schnellen Meier bemüht und auf der rechten Seite Kreß, der Reißer, dem ein so erfahrener Spieler wie Ritter unterlegen war. (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 30.09.1957)
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