Ruch Chorzow - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1956/1957

3:1 (2:1)

Termin: 08.06.1957 in Kattowitz
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Alfred Pfaff, 1:1 Prutek, 2:1 Cieslek, 3:1 Cieslek

 

>> Spielbericht <<

Ruch Chorzow Eintracht Frankfurt

 


 

Trainer
Trainer

 

Vom Flugfeld gleich aufs Spielfeld

Ruch Bismarckhütte — Eintracht Frankfurt 3:1 (2:1)

Die Eintracht hat ihr erstes Spiel in Oberschlesien verloren, sie hat aber viel Sympathien gewonnen. Kein größeres Lob hätte sie von den Offiziellen ihrer Gastgeber erhalten können, als die Worte: „Von allen ausländischen Mannschaften, die bisher hier spielten, hat nur Vasas Budapest besser gefallen." Allein dieses Lob war die strapaziöse Reise wert. Ja, man muß zunächst von der Reise berichten. Von dem, was vor dem Spiel war, und was entscheidend wichtig für die Niederlage war.

Es sollen keine Entschuldigungen sein, denn es sind Tatsachen. In Frankfurt bestieg die Eintracht-Expedition das Flugzeug. In Berlin-Tempelhof wurde gelandet. Dann mußte man zunächst die Visen abholen, die vorher rechtzeitig beantragt waren. Irgendetwas muß aber nicht in Ordnung gewesen sein. Eineinhalb Stunden Wartezeit vergingen, ehe das erlösende Wort kam. Dann ging es im Bus hinüber nach Ost-Berlin. Im Flugzeug ab nach Posen. Hier mußte wieder umgestiegen werden. Als die Maschine wieder zur Landung ansetzte, sahen die Spieler entsetzt auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde bis zum Spielbeginn. In das Stadion gerast, umgezogen und aufs Spielfeld.

Nach elfstündiger Reise stand man auf dem Rasen dieses herrlichen Stadions, das erst vor einem Jahr mit dem Spiel Polen gegen Ostzone eingeweiht wurde. 25.000 Zuschauer klatschten Beifall, als die Mannschaften einliefen, und sie klatschten auch bei besonders guten Leistungen. Die sahen sie zunächst von der Eintracht. Sie übernahm die Initiative. Ihr großer Reißer war Richard Kreß. Er spielte am rechten Flügel. Steile Pässe kamen für ihn, besonders von Weilbächer, und auch der junge Lindner wußte die Stärke seines Nebenmannes mit überlegten Pässen auszuwerten. Feigenspans Schnelligkeit, und die Züge von Alfred Pfaff verwirrten die Deckung der Gastgeber. Sie war hart, konsequent und jeder Spieler sehr schnell. Sechs Nationalspieler standen im Gastgeberteam. Es war schwer gegen diese durchtrainierten, ausgeruhten Athleten anzukommen. Aber, es gab Einbrüche, und es gab Freistöße für die Eintracht.

Einen davon zirkelte Alfred Ffaff wieder einmal genau ins entlegene Toreck. Es stand 1:0 für Frankfurt. Das gab natürlich neue Impulse. Zehn Minuten lang wurde ein Tempo vorgelegt, das nur zu verstehen war, weil die Gastgeber rasch den Ausgleich, die Eintracht ein weiteres Führungstor schaffen wollte. Fast wäre es gelungen. Eine Flanke des recht guten Linksaußen Meier bekam Lindner vor das Schußbein. Er schoß ins kurze Eck, aber buchstäblich im letzten Moment drehte der Torhüter den Ball mit einer Glanzparade um die Ecke.

Als die Ruch-Elf aber steiler operierte, als aus dem Mittelfeld die Flügel steil eingesetzt wurden und auch die Schußfreude zunahm, war der allgemein sehr sichere Loy im Frankfurter Tor zweimal machtlos. Zunächst, als der Mittelstürmer wuchtig ins entlegene Toreck schoß, dann als der Halbrechte einen Querpaß über die Linie brachte. So ging es in die Pause.

Zehn Minuten lang drehte die Eintracht noch einmal auf. Weilbächers Kampfkraft, Feigenspans Sprints waren Lichtblicke. Als aber Richard Kreß bei einem Steilpaß nicht mehr zuerst an den Ball kam, wie er es vorher so oft gezeigt hatte, da machten sich doch die Ermüdungserscheinungen der großen Reise zusehends bemerkbar. Die Schritte der Eintrachtstürmer wurden kürzer, die Pässe kamen nicht mehr genau, und in Zweikämpfen gab es auch Vorteile für die Gastgeber. So kam es auch, daß die Gastgeber nur noch einmal nach einem schnellen Flankenwechsel durch ihren Rechtsaußen zum Torerfolg kamen. Man sah aber, daß dieser Treffer die endgültige Entscheidung war. Die Entscheidung, obwohl sich die Eintracht noch einmal zu einem Zwischenspurt aufraffte, der aber nichts mehr einbrachte.

Daß es am Ende viel Beifall und viele Lobesworte gab, war eine Freude für die Spieler, die voraussichtlich im September ihren Gastgeber unter Fluchtlicht in Frankfurt empfangen dürfen. „Wir freuen uns schon sehr auf das Gastspiel dieser ausgezeichneten Mannschaft", meinte Ernst Berger, der Spielausschußvorsitzende der Eintracht, der als Reiseleiter und väterlicher Betreuer fungierte. (Karl Seeger in 'Der neue Sport' vom 11.06.1957)

 

 


 

 

Adolf Patek (Eintracht-Trainer): Hervorragende Leistungen vor 35.000 Zuschauern

Ruch Bismarckhütte — Eintr. Frankfurt 3:1

Königshütte (Eigener Telefonbericht). — Nach elfstündiger Reise in Kattowitz gelandet, fuhr die Mannschaft von Eintracht Frankfurt direkt zum Sportplatz, einem phantastischen Stadion mit 100.000 Sitzplätzen und trat gegen den mehrmaligen Meister Ruch Bismarckhütte an. Vor 35.000 Zuschauern boten beide Mannschaften hervorragende Leistungen. Die polnische Elf, in der fünf Nationalspieler mitwirkten, die am 23. Juni gegen die UdSSR antreten werden, war zur Pause bereits 2:1 durch Prutek (Nr. 8) und Cieslek (Nr. 9) in Führung gegangen, nachdem die Eintracht mit einem Freistoßtor Pfaffs anfänglich vorne gelegen hatte. In der zweiten Hälfte schoß Cieslek noch ein weiteres Tor und stellte den Endstand mit 3:1 sicher. Die deutsche Elf zeigte mit zunehmender Spielzeit eine gewisse Ermüdung und konnte den Rückstand nicht mehr ausgleichen. ('Sport-Magazin' vom 10.06.1957)

 

 


 

 

Die Eintracht schlug oberschlesische Auswahl 3:1

Im ersten Spiel dagegen Niederlage in Kattowitz

Kattowitz (Eig. Drahtbericht). - Die Frankfurter Eintracht begann ihre Fußballreise nach Oberschlesien am Samstag in Kattowitz und verlor gegen die in der 1. polnischen Staatsliga spielende Elf von Ruch Bismarckhütte 1:3. Die Gastgeber mit ihren sechs Nationalspielern überraschten durch ein verwirrendes Kombinationsspiel, das an den Stil von MTK Budapest erinnerte. So kamen die Frankfurter nur durch einen Freistoß von Alfred Pfaff zum einzigen Gegentreffer.

Allerdings lagen der Eintracht auch die vielen Flugkilometer von Frankfurt über Berlin und Posen nach Kattowitz noch in den Knochen. Dazu fehlte den Gästen jegliche Zeit, um auch nur die Glieder auszuschütteln; denn die Maschine landete gegen 17 Uhr, und um I8 Uhr pfiff der Schiedsrichter im Slaska-Stadion (einem modernen Stadion mit 100.000 Sitzplätzen!) vor rund 25.000 Zuschauern das Spiel an.

Die Aufnahme der Frankfurter Mannschaft war ausgezeichnet. Besonders herzlich begrüßt wurde der gebürtige Oberschlesier Richard Herrmann vom FSV, der mit der Eintracht nach seiner alten Heimat geflogen war. Die Eintracht trat in Kattowitz an mit: Loy, Bechtold I, Höfer; Schymik, Eigenbrodt, Weilbächer; Kreß, Lindner, Feigenspan, Pfaff, Meier.     (he) (aus 'Frankfurter Neue Presse' vom 11.06.1957)

 

 

 

>> Spieldaten <<





© text, artwork & code by fg