Eintracht Frankfurt/FSV - Manchester
City |
Freundschaftsspiel 1956/1957
2:0 (1:0)
Termin: 15.05.1957
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Jacobi (Mannheim)
Tore: 1:0 Hans Weilbächer (10.), 2:0 Buchenau (50., Elfmeter)
Eintracht Frankfurt / FSV Frankfurt | Manchester City |
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Auch Trautmann kein Wundermann Weilbächer und Buchenau schlugen Manchester City 2:0 H.H. Die erste Überraschung gab es schon vor Beginn des Flutlichtspiels am Riederwald: als durch den Lautsprecher die Frankfurter Mannschaft angesagt wurde mit Feigenspan als Mittelstürmer. Damit ist der "verlorene Sohn" nach wenigen Tagen wieder in den Schoß der Eintracht-Fußballfamilie zurückgekehrt. Die zweite Überraschung brachte das Spiel selbst, das vor mehr als 15.000 Zuschauern mit einem verdienten 2:0-Sieg der Gastgeber endete. Die Kombination Eintracht/Fußballsportverein präsentierte sich in wahrer Glanzform. Weilbächer (20-Meter-Schuß in der 10. Minute) und Buchenau (Elfmeter, 50. Minute) überwanden Manchester Citys "Wundertormann", Bert Trautmann. Und damit sind wir schon beim Angelpunkt dieses Mittwochspiels angelangt. Die englische Profimannschaft lebt von dem Nimbus der Unbesiegbarkeit ihres Schlußmannes. Wenn dieser Nimbus schon in den ersten Minuten zerschlagen wird, wie es hier geschah, dann verlieren selbst die harten englischen Profis den Nerv (so sehr, daß ihr Mittelstürmer in der 48. Minute einen Elfmeter verschoß). Das wußte ihr deutsches Torhüteridol genau. Deshalb lag er auch nach dem überraschenden Weitschuß Weilbächers, den er nicht erwartete und der deshalb ungehindert flach ins Eck zischte, noch einige Sekunden am Boden und fuhr sich verzweifelt durch den blonden Haarschopf. Später, da zeigte er seine Klasse als Beherrscher des Strafraumes wie einst ein Heiner Stuhlfauth oder ein Hans Jakob. Aber — er spielt doch nicht mehr so nüchtern und zweckmäßig wie vor Jahren, als er sich zum erstenmal im Frankfurter Stadion vorstellte. Und um so viel, wie Bert Trautmann von seiner überragenden Form verloren hat, ist auch seine Mannschaft schwächer geworden. So war das zweite Tor nach der Pause, als Buchenau den Elfmeter gnadenlos unter die Latte donnerte, nur eine Bestätigung dieser frühen Erkenntnis. Indes, man darf den Sieg der "Kombinierten" nicht allein der Schwäche des Gegners zuschieben. In Wahrheit starteten die Engländer famos, waren bei weitem nicht so phlegmatisch wie kürzlich die Leute von Arsenal, nahmen den Frankfurtern jeden Kopfball ab und brachten Loys Tor zunächst in arge Bedrängnis. Aber sie schossen zu wenig (oder zu spät) und scheiterten mehr und mehr an der hervorragenden Abwehrleistung der Frankfurter; übrigens mit Lurz an Stelle des zunächst vorgesehenen Wloka im Zentrum. Da gab es nicht einen schwachen Punkt, und von dieser geballten Abwehrkraft profitierten bald die Außenläufer (Weilbächer vor allem vor der Pause sehr energisch ), profitierte auch der Angriff, der in dem schnellen Kreß auf dem rechten Flügel wieder seinen unermüdlichen Motor und in dem Halblinken Buchenau seinen raffiniertesten Techniker hatte. Pfaff war nicht dabei, aber es ging auch ohne ihn. Noch ein Wort zum Schiedsrichter. Herr Jacobi aus Mannheim gab wieder eine "Galavorstellung". Was er an diesem Abend mit den Allüren eines Feldherrn zusammenpfiff, konnte auch den Friedfertigsten in Harnisch bringen. Aber sonst war das Spiel schon ein Genuß. Und mein
Nachbar in der Stehkurve stellte am Schluß sachlich fest: "Flutlichtspiele
machen Spaß. Da geh' ich bei Aston Villa wieder hin!" (aus
'Frankfurter Neue Presse' vom 16.05.1957)
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