Bayern München - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1956/57 - 28. Spieltag
4:1 (2:0)
Termin: 04.05.1957
Zuschauer: 23.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 1:0 Velhorn (4.), 2:0 Nunberger (37.), 3:0 Nunberger (63.), 4:0 Sencar (85.), 4:1 Richard Kreß (88.)
Bayern München | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Patek sprach seine Worte in die Luft Das Duell der Wiener Trainer auf dem Bänkchen war fast erregender als das ganze Spiel. Hahn und Patek sausten öfters vom Sitz hoch bis zum Spielfeldrand. Hahn: „Schymik ist immer frei." — Patek: „Die Außen san nie gedeckt." Aber während der Bayern-Trainer mit den Seinen ins reine kam, waren Pateks Worte in die Luft gesprochen. Bei Seemann erreichten sie das absolute Gegenteil. Der Landshuter ging im Strudel der Geschehnisse am rechten Flügel völlig unter. „Vier Tore, das ist viel Holz", meinte Ernst Berger in der Kabine. Aber er wußte nicht recht, wer die Schuld für die klarste Niederlage nach dem Freiburger 1:7 trug. Die Abwehrspieler, die Schnitzer machten wie Fußballanfänger, oder die Angriffsspieler, die sich an den Bayernstürmern ein Beispiel nehmen konnten, wie man Chancen ausnutzt? Vielleicht hat der aufgestachelte Ehrgeiz das ganze Eintracht-Schiff durcheinandergeschaukelt. Denn vorher hieß es: „Ihr müßt mit voller Kraft spielen, ihr müßt gewinnen." Man wollte — denen —, die sich gegen die Ansetzung der beiden Spiele am Wochenende richteten, den Wind aus den Segeln nehmen. Es mißlang. In erster Linie deshalb, weil die Eintracht keine Verteidiger besaß, die den Anforderungen entsprachen. Mit Wloka wollte nun im Punktspiel das Risiko eines Comeback nicht eingehen. So mußte Höfer Stopper spielen. Er spielte die Rolle übrigens mit Auszeichnung. Bechtold II war verletzt, Bechtold I mußte Seitenläufer spielen, da Eigenbrodt aus beruflichen Gründen nicht bereit war und außerdem auf Wehner verzichtet wurde, weil er am Mittwoch nicht zum Amateurspiel gegen Friedberg erschien. So waren Hesse und Seemann praktisch das letzte Aufgebot. Sie kämpften wie alle Eintrachtler. Aber damit war es gegen Leute wie Velhorn und Huber nicht getan. Die Bayern-Flügelstürmer standen immer frei, und wenn sie einmal unterwegs waren, schlich sich einer der Innenstürmer nach außen. Wer den Ball erhielt bei München, schickte ihn sofort nach innen, im Gegensatz zu den Eintrachtstürmern, die sich stets durch den Gegner hindurchzubohren versuchten, was nur teilweise gelang. Der Münchener Innensturm hatte in Hahn einen Ballkünstler, der nicht ohne Grund in Herbergers Buch steht, in Sencar einen bedächtigen Mann, dessen Vorlagen aber „sitzen". Umjubelt aber war Mittelstürmer Nunberger, der Amateur, dessen Weg steil nach oben zeigte. Er erzielte trotz Höfer in Bestform zwei eindrucksvolle Tore. Die Geschichte der Bayerntore ist wichtig, um das 4:1 zu erklären. Nummer 1 fiel so schnell, nach vier Minuten, daß das beliebte Weilbächer-Rezept in Auswärtsspielen, schon frühzeitig hinfällig war. Am rechten Flügel flankte Hahn nach innen, wo Velhorn gegen Hesse das Bein dazwischensteckte. Loy ließ den Ball durch die kleine Lücke zwischen sich und dem Pfosten ins Tor hüpfen. Der zweite und der dritte Treffer fielen im Anschluß an eine klare Eintrachtchance in Gegenzügen. Einmal hatte Hesse Huber völlig „vergessen", der an den Pfosten zielte, und aus dem anschließenden Eckball fiel durch Nunbergers Kopfball der zweite Treffer. Beim dritten erwischte Nunberger am rechten Flügel die Huber-Flanke nicht beim ersten Versuch. Seemann, der neben ihm stand, ließ sich glatt überlaufen, und auch die hinzuspringenden Höfer und Loy hatten keine Chance mehr. Zum Schluß waren sich Loy und Seemann bei einer hohen Flanke nicht einig. Nach einigem Hin und Her rollte der schwache Nachschuß Sencars dem vor der Linie stehenden Seemann über den Fuß ins Tor. Zu guter Letzt kam dann noch Kreß zum verdienten Erfolg, als er mit Feigenspans Paß Landerer versetzte und einlenkte. (Bert Merz in 'Der neue Sport' vom 06.05.1957)
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