Stuttgarter Kickers - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1956/57 - 26. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: 14.04.1957
Zuschauer: 6.500
Schiedsrichter: Betz (Regensburg)
Tore: 0:1 Alfred Pfaff (72.)

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Stuttgarter Kickers Eintracht Frankfurt

  • Bechtold
  • Dienelt
  • Ritter
  • Zatopek
  • Fauser
  • Rühle
  • Bugecker
  • Zechmeister
  • Schefold
  • Flaig
  • Pflum

 


 

Trainer
  • Oswald Pfau
Trainer

 

Ein Sieg der Verlegenheitself

Als sich die Mannschaftsaufstellung der Eintracht auf der Fahrt nach Stuttgart herumsprach, blieb selbst einem so unverbesserlichen Optimisten wie „Karlchen" Schildger nichts anderes übrig, als sich lange und intensiv am Hinterkopf zu kratzen. Das konnte nicht gutgehen. Seit Monaten läuft am Riederwald die alte Platte von den elf Spielern und nichts hintendran. Seit Monaten, seit Jahren! Solange, bis jeder daran glaubte, wie an den Lehrsatz von Pythagoras. Und nun also fehlten von den elf Anerkannten sage und schreibe sechs: Kudrass und Bäumler als Halbverletzte, Wloka, Bechtold I, Schymik und Geiger als Neuverletzte und Krankmeldungen, Rothuber als Mann in der Krise.

Außerdem fehlte Trainer Patek. Dolfi kam einer Einladung nach Wien nach, wo... Gerade für Patek aber wäre der „Treppenwitz von Stuttgart" sehr lehrreich gewesen. Patek ist nämlich einer der konsequentesten Verfechter der These vom dürren Spielerfundus der Riederwälder. Er mag insofern nicht Unrecht haben, als es an fertigen Oberligisten wirklich an allen Ecken und Enden mangelt bei der Eintracht.

Als Wehner und Eigenbrodt „drin" waren, hatte die Eintracht ein für allemal die Oberhand in diesem Spiel. Den Trommelwirbel zum Gegenangriff gab Weilbächer, der, als Nummer 9 getarnt, zunächst den Part eines zweiten — pendelnden — Mittelläufers übernahm. In dieser Rolle wagte er von der eigenen Strafraumgrenze aus seine ersten ausgedehnten Unternehmungen, die bis in den gegnerischen Torraum führten. Es klappte auch. Hinten kam die Abwehr auch dann zurecht, wenn Weilbächer fehlte, und vorne winkte der Eintracht sofort eine Chance, wenn sich der blonde Hans heranpirschte, den die Kickers offenbar immer noch mit einem biederen Doppelstopper herkömmlicher Art verwechselten.

Dieser Irrtum kam ihnen teuer zu stehen. Immer weiter schob Weilbächer seinen Aktionsradius nach vorn und geriet zuletzt so in die Rolle des pendelnden Mittelstürmers. Da er trotzdem nie versäumte, der in Bedrängnis geratenen eigenen Deckung beizustehen, kam er nie aus der Arbeit heraus und leistete gut und gerne das Pensum zweier Spieler. Er war das Vorbild. Bei ihm holten sich Pfaff und Kreß die Ueberzeugung, daß es trotz aller Widrigkeiten doch gelingen könnte. So ging es dann nach einem erschreckend schwachen Start allmählich aufwärts. Hesse und Bechtold II als Verteidiger klemmten sich immer fester an die gegnerischen Außenstürmer Bugecker und Pflum. Höfer legte eine Stopperpartie hin, die sich ebenso durch instinktsicheres Positionsspiel wie auch durch hartes Markieren des Mannes auszeichnete. Wehner gelangen nach schlimmen Anfangsschwierigkeiten geschmeidige Dribblings, und nach und nach wurde er auch genauer im Zuspiel. Eigenbrodt erwartete den bedrohlichsten gegnerischen Stürmer Zechmeister weit zurückgezogen und brachte seine Abschläge fast stets an den freistehenden Vordermann. Und vorne bohrte Kreß, bohrte und bohrte meistens vergeblich, oft aber auch mit Erfolg.

Sie alle haben mehr oder weniger Anteil an den kaum erwarteten zwei Punkten. Ohne Pfaff und Loy aber hätte es nimmermehr gereicht. Pfaff mußte diesmal viel allein tun, da ihm mit Feigenspan, der stumpf und nervös wirkte, und Heilig, jawohl dem alten Heilig, der bei aller Anerkennung für seine Bemühungen nicht mehr schnell genug war), um sich vom Gegner zu lösen, als Außenstürmer, nur halbe Kräfte zur Seite standen.

Also spielte Pfaff praktisch Verbinder und Außenstürmer gleichzeitig, und was er sonst mit Pässen bewerkstelligt, das erledigte er nun mit ausgedehnten Alleingängen. Loy hat den Konkurrenzkampf . mit Rothuber durch seine Stuttgarter Taten zunächst für sich entschieden. Wenn er aus dem Tor lief, verbreitete sich Angst und Schrecken im gegnerischen Sturm.

So reichte der Eintracht ein einziges Tor zum Sieg. Es wurde geschossen von Pfaff, der wieder einmal auf eigene Kappe loszog und den tapferen Bechtold im Kickers-Kasten, der Loy ansonsten nicht nachstand, mit einem Zwanzigmeterschuß überraschte. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 15.04.1957)

 

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