Eintracht Frankfurt - Freiburger
FC |
Oberliga Süd 1956/57 - 25. Spieltag
0:2 (0:1)
Termin: 07.04.1957
Zuschauer: 5.500
Schiedsrichter: Scheuring (Schweinfurt)
Tore: 0:1 Karch (25.), 0:2 Wächter (78.)
Eintracht Frankfurt | Freiburger FC |
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Trainer | Trainer
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Lange Gesichter am Riederwald Als zwölf Minuten vor dem Schlußpfiff das zweite Freiburger Tor fiel, da lagen sich elf Gästespieler in den Armen, während die Zuschauer in Scharen den Platz verließen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie noch auf ein Wunder gehofft, obwohl dem Kenner schon lange klar war, daß diese Eintrachtelf keine Wunder vollbringen würde. Machen wir uns nichts vor, das Spiel der Freiburger war trocken wie der Wüstensand, aber es stand in seiner Zielstrebigkeit weit aber dem sinnlosen Ballgeschiebe der Riederwälder. Somit war der Sieg der Gäste vollauf verdient. Man fragte sich nur, wie konnte diese Eintrachtelf diesen spielerischen Tiefpunkt — den absoluten Nullpunkt dieser Saison — erreichen? Ganz einfach, wenn mehrere Spieler ausfallen — es fehlten Bechtold II, Wloka, Schymik und Geiger —, dann ist man am Riederwald mit dem Latein zu Ende. Wie sehnte man den so oft gescholtenen Geiger herbei. Bianchi ist ein braver Amateurspieler, aber auch kein Deut mehr. Sein Eifer war lobenswert, doch gegen Hammels Erfahrung blieb sein Wollen ohne Erfolg. Hesse gab vor Jahren zu großen Hoffnungen Anlaß, diese Zeit liegt lange zurück, heute hemmt er das Spiel mehr als daß er es in Schwung bringt. Seemann kam mit Däschner nicht zurecht, der einzige, der kein Ersatz war, stand in der Läuferreihe: der Landsmann von Richard Kreß mit dem Namen Wehner. Kampfkräftig und zielstrebig stand er im Spielaufbau noch über Weilbächer. Das Fazit dieser verlorenen Begegnung: Man schaue sich für die kommende Saison nach guten und willigen Reservespielern um. Ohne eine gute Reserve ist kein Platz an der Sonne beschieden. Das Beispiel Club und KSC sagt alles! Doch die verlorene Schlacht möge man nicht den Ersatzspielern ankreiden, ankreiden muß man sie einigen Etatmäßigen, deren Form undiskutabel war. Höfer wies Licht und (mehr) Schatten auf, Bechtold I unterliefen manche Schnitzer, Weilbächer taute erst nach der Pause richtig auf, Kreß rannte sich kopflos an der Freiburger Abwehrmauer fest, und Pfaff war lustlos, so lustlos wie wir ihn noch nie gesehen. Drei Spieler ragten aus dieser Misere hervor: Rothuber, der gegen die Freiburger Tore machtlos war, Wehner und Feigenspan, der zum Leidwesen vieler in der Luft hing, da ihn Hesse vernachlässigte: Wenn Feigenspan durchbrach, dann brannte es im Freiburger Strafraum lichterloh, aber was konnte Feigenspan ohne richtige Unterstützung ausrichten?
Die Freiburger hatten das richtige Rezept: Sie zogen alle Mann in die eigene Hälfte zurück, wenn die Eintracht angriff. Bei der ersten Eintrachtecke (34. Minute) zählte man elf (!) Freiburger im eigenen Strafraum. Doch mit steilen Vorlagen stieß man schnell in die Frankfurter Hälfte vor, und wenn Karch und Wächter in Tornähe kamen, dann wurde nicht lange gefackelt. Von der Schußkraft der beiden dürfte Rothuber ein Liedchen singen können. Als der Neuling 1:0 führte, zog man Mittelstürmer Bechtel in die Abwehr zurück, doch der Vier- (oft auch Drei-)mann-sturm blieb bis zum Schluß gefährlich. Siehe das 2:0. Es wurde also nicht stur gemauert, sondern beherzt angegriffen, wodurch man die Eintracht beim Spielaufbau störte, der beste Freiburger stand in der Läuferreihe: Fangmann. Die ersten 22 Minuten standen unter einer Geräuschkulisse. Ein gutes Dutzend Buben schlug in der Ostkurve auf alte Konservenbüchsen, bis sich einige Ordner der ohrengeplagten Zuschauer erbarmten und die lärmende Begeisterung abstellten. Das dahinplätschernde Spiel erfuhr seinen ersten Höhepunkt zur 25. Minute. Weilbächer hatte Karch aus den Augen gelassen, Bechtold unterlief ein Schnitzer, und Karch hieb ein Ding ins Eintrachttor, daß Rothuber die Augen übergingen. Zwei Minuten später schlug Wächter im Fallen den Ball knapp neben das Tor. Das hätte schon das 2:0 sein können! Göhringer stand nach der Pause im Mittelpunkt der Geschehnisse und fischte sich Ball um Ball. Einmal half ihm Vogel, als er in der 66. Minute einen Kopfball Weilbächers von der Torlinie zurückköpfte. Das Spiel war zwölf Minuten später entschieden: Höge zog einen abgewehrten Ball in den Strafraum zurück, und Wächters Nahschuß sprang vom Pfosten ins Netz. Schiedsrichter Scheuring geriet nach der Pause stark ins Schwimmen. (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 08.04.1957)
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