Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Oberliga Süd 1956/57 - 21. Spieltag

4:0 (2:0)

Termin: 17.02.1957
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Meißner (Nürnberg)
Tore: 1:0 Eckehard Feigenspan (22.), 2:0 Eckehard Feigenspan (40.), 3:0 Eckehard Feigenspan (54.), 4:0 Eckehard Feigenspan (56.)

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Leichum
  • Nold
  • Krone
  • W.Mayer
  • Lurz
  • Niebel
  • Jöst
  • Hofmann
  • Buchenau
  • Lidinsky
  • Herrmann

 

Trainer Trainer
  • Bogdan Cuvaj

 

 

Im Derby zerbrach ein Aberglaube

Am Riederwäld zerbrach ein Aberglaube. Ein junger Fürchtenichts namens Feigenspan, der nicht an Hexen und Gespenster glaubt, räumte innerhalb einer guten halben Stunde endgültig mit dem Scheingesetz auf, daß ein Frankfurter Derby nicht zweimal in einer Punktspielsaison von ein und derselben Mannschaft gewonnen werden könne. Das Gesetz galt, solange die Oberliga besteht. Mit einem 3:1 für die Eintracht im Vorrundenspiel und einem 4:0 für die Eintracht nun in der Rückrunde wurde es vor 18.000 Augenzeugen förmlich in der Luft zerrissen.

Der Leidtragende ist der FSV. Die Bornheimer verschönten den feierlichen Akt mit einem Gespinst schöner Kombinationen, taten alles, um ihre neu gewonnene mannschaftliche Geschlossenheit zu wahren, hatten meist mehr vom Mittelfeld als ihr Gegner und blieben treu und brav auf ihrem Kurs, obwohl ihnen schon frühzeitig die Felle davonschwammen. Aber alles, was die Bornheimer mühsam aufbauten, stürzte zusammen, wenn der rechte Flügel der Riederwälder antrat. Dieser rechte Flügel mit dem Sausebraus Feigenspan, der alle vier Tore schoß, und Kreß, der immer wieder wie über einen Knüppeldamm nach vorn ratterte, war das Ereignis dieses Derbys, von dem man dachte, es würde im Morast ersticken.

Der Morast war tiefer als erwartet. Daß er sich erst Mitte der zweiten Halbzeit auf das Tempo des Spiels auswirkte, sagt alles über die Einstellung, mit der man die Aufgabe anging. Auf beiden Seiten wurden die Kräfte verschwendet, solange der Vorrat reichte. Das Wort „Derby" putschte die Spieler auf wie ein Doping.

Das Sensationelle an dem Ergebnis ist schnell erklärt. Während der FSV seine Kalorien gleichmäßig verbrauchte, in permanenter Anstrengung stets alles gab, was in ihm steckte, komprimierte die Eintracht ihre Gewalten in mitreißende Ausbrüche, denen ausgedehnte Phasen der Sammlung folgten. Dieser Rhythmus gab ihrem Spiel etwas Unberechenbares, Entnervendes und Stechendes. Wenn ihre Angriffe tief aus der eigenen Hälfte nach vorn zuckten, bewegten sich große Teile der Bornheimer Abwehr noch in Offensiv-Staffelung.

Was Bornheim vor allem fehlte, war ein Feigenspan. Der Rechtsaußen der Riederwälder steigerte sich von Tor zu Tor. Bei jedem Treffer explodierte ein Zündsatz, der die Rakete auf dem rechten Flügel der Eintracht auf neue Touren brachte. Hier gab es in den entscheidenden Augenblicken weder für Krone noch für Leichum etwas zu retten. Krone kriegte auf der Rutschbahn einfach nicht schnell genug die Kurve, um seinen Widersacher am Elfmeterpunkt noch einmal zu erwischen, und Leichum litt in seinem ersten „Derby" offenbar unter Angstzuständen. Daß er sich bei besonders hohen Bällen merkwürdig passiv verhielt, kann man sich nur damit erklären, daß ihn die Verantwortung niederdrückte. Da neben Feigenspan ein Kreß stürmte, dessen Brachialgewalt diesmal noch größer war als die Klugheit eines Niebel, entstand auf dem rechten Flügel der Eintracht eine Zusammenballung an Tempo und Wucht, der auf die Dauer auch ein Kassenschrank nicht standgehalten hätte.

Dazu kam, daß die Bornheimer Verteidigung falsch formiert war. Der FSV erwartete die Hauptgefahren vom linken Flügel, von Pfaff und Geiger. Er hatte sich eigens etwas ganz Ausgefallenes zurechtgeknobelt. um hier auf Nummer Sicher zu gehen, und es klappte fast genau nach Plan. Werner Mayer als Verteidiger ist eine echte Entdeckung. Er stürzte Geiger mit seinen robusten, aber dennoch fairen Attacken allmählich in völlige Resignation. Er hätte auch Feigenspan wahrscheinlich erheblich gebremst, aber der zog seine Kreise auf der andern Seite. Philipp Nold als Außenläufer hielt sich streng an seinen Auftrag, den gefürchteten Alfred Pfaff zu stören und er tat dies, in dem er sich wie ein Pfahl vor seinem Gegner aufpflanzte und sich durch nichts, aber auch gar nichts foppen ließ. Der Alfred kam erst ganz zu sich selbst, als er sich später weiter nach hinten absetzte. So weit die eklatanten Fälle.

Im übrigen handelte es sich mehr um Nuancen als um Kontraste, die ein 4:0 rechtfertigen könnten. Zwar hatten die Außenläufer der Riederwälder ihren Kollegen auf der andern Seite unverkennbar etwas an Unnachgiebigkeit und Frische voraus, zwar wurde Lurz als Stopper von Wloka sowohl im Stellungsspiel als auch in der Cleverness beim Zweikampf übertroffen, aber Höfer fühlte sich im Morast todunglücklich. Die von Kopf bis Fuß auf reibungslose Zusammenarbeit eingestellten FSV-Stürmer verfingen sieh nach erfreulichen Anfangserfolgen in der Riederwälder Abwehr meist noch, bevor ein Schuß knallte. Es mangelte ihnen bei aller Anerkennung für die vornehmen und uneigennützigen Aktionen von Lidinski und Buchenau an Eigeninitiative, und als Herrmann endlich sozusagen mit der Faust auf den Tisch schlagen wollte, stieß er bei Bechtold II auf einen Granitblock, Den beiden Youngstern Lindner und Hofmann war das Handwerk offenbar zu rauh. Sie waren jedoch bemüht, sich so gut und vor allem so schnell wie möglich aus ihren Affären zu ziehen. Ludwig Dotzert

 

Schnelligkeit war Trumpf

Der Spielfilm vom Derby, aufgezeichnet von K. Seeger


Geiger kommt zu spät,
Leichum hat den Ball

Es begann, wie ein Derby beginnen muß. Abtastend, gelassen, man „beschnupperte" sich erst einmal, gemächlich rollte der neue Ball über den aufgeweichten Rasen. Man ahnte noch keinen Donnerschlag. Da ließ ihn Pfaff mit einem strammen Schuß los, gut zwanzig Meter waren es zwischen ihm und Leichum, der den Ball gerade noch wegfaustete. Fein, wie sich der 17 1/2jährige Lindner von Lurz absetzte, wie er versuchte gut zuzuspielen, stellte man fest. Die Eintrachtler schwärmten noch von ihm, als Lidinsky links draußen frei durchlief. Seine Flanke schwebte vors Tor, Hofmann kam nicht richtig hoch, der Ball rutschte über seinen Scheitel ins Aus. Klare Sache für den FSV. Buchenau visierte zweimal zu hoch, im Gegenstoß zeigte sich schon die Gefährlichkeit der Eintracht-Steilpässe. Geiger war plötzlich frei durch, Leichum klärte noch.

Der FSV spielte nun zweifellos fürs Auge schöner. Buchenau, Herrmann, Jöst verstanden sich gut, Niebel und Lidinsky brachten den Ball gut an den Mann. Der FSV kombinierte, er spielte, stürmte aber nicht mit jener elementaren Wucht, wie sie die Eintracht, steiler angreifend, bewies. Kreß gab den zweiten klugen Paß, goldrichtig für Pfaff, der zögerte aber etwas, als Leichum ihm entgegenstürzte, dann kam der Flachschuß zum leeren Tor, aber da war Mayer längst heran. Auffallend, wie sich Mayer mit Nold in der Beschirmung des linken Flügels verstand.


Feigenspans erster Streich

Die Eintrachtabwehr schwamm etwas, besonders Bechtold II. Wloka klärte zweimal gewagt durch Kopfballhechter. Es sah gar nicht gut für die Eintracht aus. Da wurden alle Zweifel beseitigt. Kreß, mit viel Bewegungsfreiheit, servierte einen Steilpaß, genau in die Deckungslücke. Feigenspan startete hinein, und Leichum war machtlos. 23. Min., 1:0. Die Bornheimer waren aus ihren Träumen gerissen, die sie berechtigt begannen.
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Das Führungstor gab der Eintracht mehr Sicherheit. Abgewogener, steiler, rationeller kamen jetzt ihre Pässe. Schnelligkeit war Trumpf, während der FSV alles bedächtiger zuspielte. Der junge Lindner, klug abgesetzt auf Rechtsaußen, zog seine Flanke, Feigenspan ging hoch. Ehe Leichum die Faust am Ball hatte, saß der Kopfball im Netz (2:0).

Dann kam die 2. Halbzeit, Bornheims neue Hoffnungen. Erst mußte Leichum Schymiks Spannschuß halten. Herrmanns Freistoß bringt Gefahr in Rothubers Strafraum, Bechtold I klärt, bevor Jöst da ist. Herrmanns Eckball schoß Niebel über die Latte. Nach Josts Flanke köpfte Buchenau knapp vorbei. Das Anschlußtor lag nahe, aber Bornheim war ohne Glück. Dann hatte es Glück, als Geiger die Prachtflanke Feigenspans verpaßte, dann war es umgekehrt, Feigenspan kam bei Geigers Flanke gegen Lurz zu kurz.

Als aber Pfaff von Linksaußen flankte, war Feigenspan da, es hieß 3:0. Der Schreck mag dem FSV noch in den Gliedern gesteckt haben. Drei Min. später krönte Feigenspan seinen „großen Tag" mit dem 4:0. Noch einmal kam der FSV, drei Eckbälle, alle abgewehrt. Hofmanns Kopfball, nach Jöst-Flanke erhechtete Rothuber, Herrmann, nach Jöst-Flanke, köpfte Rothuber in die Hände. Wenn die Eintracht konterte, steiler ansetzte, gab es immer Gefahr. So auch bei der letzten großen Chance, nach Geigers Flanke, als Leichum seinen größten Moment hatte und Feigenspans Kopfball toll aus der Ecke faustete. ('Der neue Sport' vom 18.02.1957)

 

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