SpVgg Fürth - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1956/57 - 19. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: 03.02.1957
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 1:0 Schmidt (63.)

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SpVgg Fürth Eintracht Frankfurt

  • Drossel
  • Schmolke
  • Erhardt
  • Mai
  • Bauer
  • Gottinger
  • Schmidt
  • Bucklisch
  • Ehrlinger
  • Gettinger
  • Landleiter

 


 

Trainer
  • Hans Schmidt
Trainer

 

Weilbächer als orthodoxer Mittelläufer

„Das Ergebnis ist paradox. Man kann es nur damit erklären, daß Weilbächer ausfiel. Kinder, hat der Junge gespielt. Er ist ja am Mann explodiert. Weilbächer war mit Abstand der beste Mann der Eintracht." Soweit ein fränkischer Kollege, der jedem, der aus Frankfurt stammte, im Dämmerlicht der Tribünenhalle feierlich kondolierte. Sein Herz schlägt für die Fürther, sein Gewissen schlug diesmal für die Eintracht, die von einem Pech ins andere tappte.


Hans Weilbächer

Diesmal war es ein geradezu exemplarischer Fall von Pech. Aus purer Bosheit griff sich die Fußballhexe gerade den Mann aus der Riederwälder Mannschaft heraus, um den sich eine Halbzeit lang fast alles drehte. Als er ausfiel, gab es nichts mehr zu gewinnen. Wer den wahren Hans Weilbächer erleben will, der muß mit der Eintracht über Land fahren. Auswärts spielen die Riederwälder neuerdings mit „Doppelstopper", und diese Rolle ist dem Hans auf den Leib geschrieben. Es ist nicht der herkömmliche „Doppelstopper", den der blonde Hans praktiziert, es ist etwas ganz anderes, noch besseres: etwas ganz altes. Weilbächer spielt den Mittelläufer orthodoxer Art nach den Vorbildern Hans Kalb und Robert Pache, zu deren Zeiten der Mann in der Mitte der Mannschaft noch weiter vorn operierte und das wirkliche Zentrum der Mannschaft bildete — nicht nur das Zentrum der Abwehr.

Wloka Stopper, Weilbächer Mittelläufer — das ist die Masche, mit der Trainer Patek seit Karlsruhe die Kenner überrascht. In Fürth war noch deutlicher als in Karlsruhe, wo Weilbächers Probelauf stattfand, zu erkennen, worauf die Eintracht mit dieser Tour hinaus will. Sie will eine zusätzliche Sicherung des eigenen Strafraumes erreichen, ohne in eine geistlose Riegeltaktik zu verfallen. Das gelang ihr am Rohnhof in der ersten Halbzeit schier musterhaft. Weilbächer war, ohne die Verdienste Wlokas schmälern zu wollen, in Fürth eine Halbzeit lang der konsequenteste, kämpferischste, erfolgreichste Abwehrspieler und zugleich, wenn er vorstieß, einer der wirkungsvollsten Stürmer. Er war der Mann, mit dem die Fürther Abwehr nie rechnete. Der Preis, den die Eintracht für den Gewinn im Zentrum der Mannschaft zu zahlen hatte, bestand darin, daß der Sturm normalerweise nur über vier Mann verfügte. So waren die Verbindungswege länger als sonst, und mehr als sonst mußten die Stürmer versuchen, auf eigene Faust weiterzukommen. Das war schwer auf dem Fürther Gelände, wo Trockenheit und tiefer Morast unvermittelt miteinander abwechselten, wo der Ball an jede Aufschlagsstelle mit einem anderen Winkel weiterflitzte.

Am besten kam — wie konnte es anders sein — Alfred Pfaff mit diesen vertrackten Bodenverhältnissen zurecht. Auch Kreß baggerte sich manche hoffnungsvolle Gasse, und sogar Geiger stellte sich allmählich, wenn er auch immer wieder nach feinen Läufen in Richtung Eckfahne abgedrängt wurde, auf den abnormalen Untergrund ein. Feigenspan aber fiel nahezu aus. Als Mann, der alles mit dem Tempo und mit der Wucht des Angriffs macht, verlor er bei der Kontrolle des Leders jedesmal kostbare Zehntelsekunden und rannte dann geradewegs in die Finger von Ehrhardt, der sich durch keinen Zusammenprall erschüttern ließ. Unter diesem Umständen schmolz der Sturm der Vier bald zu einem Sturm der Drei zusammen. Den Außenläufern und Weilbächer ist es zu verdanken, daß trotzdem stets genügend Riederwälder zur Stelle waren, um eine geschlossenen Angriffseinheit zu bilden. Die in ihrer personellen Besetzung stets wechselnden Improvisationsstürmer erzielten stärkere Effekte als das geschlossene Fürther Angriffsquintett. Daß diese Stürmer sich darüber hinaus keineswegs nur auf Überfall-artige Angriffe beschränkten, sondern die Fürther Abwehr während ausgedehnter Spielabschnitte ständig unter Druck hielten, ist gegen alle Gewohnheiten.

In der 49. Minute wurde Weilbächer vom Platz getragen und zwecks gründlicher Untersuchung in das Fürther Krankenhaus überführt. Es geschah bei einem seiner mitreißenden Vorstöße, die ihn mit dem Ball am Fuß bis auf die Höhe von Pfaff und Kreß nach vorn brachten. Zwei Gegner waren bereits passiert, beim dritten, bei Mai, brach Weilbächer zusammen. Tiefe Fleischwunde unmittelbar über dem Knie, „wie mit dem Messer eingeritzt", sagte Spielausschuß-Vorsitzender Berger. Mai handelte nicht vorsätzlich, aber zumindest riskant, als er mit einem weiten Spreizschritt einstieg. Wie dem auch sei, die Eintracht spielte von nun an mit gelähmtem Rückgrat. Gewiß, sie stürmte weiter, anhaltender als bisher sogar, aber die Abwehr verlor ebenso das absolut Undurchdringliche wie der Sturm das Umwerfende, Unberechenbare. Die Riederwälder — wohlgemerkt, mit zehn Mann — drückten die Fürther Abwehr einschließlich der zurückgerufenen Halbstürmer, in der Fürther Hälfte zusammen, aber sie riß nichts mehr auf. Und als zwischendurch einmal eine hohe Vorlage in den Eintracht-Strafraum flog, war's geschehen. Schmidt warf sich auf gut Glück Hals über Kopf in die Luft und traf den Ball so glücklich, daß er an Rothuber vorbei in die Ecke rutschte. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 04.02.1957)

 

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