Eintracht Frankfurt - Viktoria Aschaffenburg

Oberliga Süd 1956/57 - 16. Spieltag

4:1 (0:0)

Termin: 06.01.1957
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Krämer (Stuttgart)
Tore: 1:0 Helmut Geiger (52.), 1:1 Mirsberger (54.), 2:1 Alfred Pfaff (56.), 3:1 Eckehard Feigenspan (60.), 4:1 Eckehard Feigenspan (80.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Viktoria Aschaffenburg

 


  • Groh
  • Bahlke
  • Buller
  • Budion
  • Hoffmann
  • Schmitt
  • Staab
  • Mirsberger
  • Ertel
  • Hauner
  • Schnabel

 

Trainer Trainer
  • Hans Tauchert

 

Groh war fabelhaft

Höfer in Melbourne-Form

Beim Abmarsch konnte man sehen, wer aus Frankfurt und wer aus Aschaffenburg war. Die Aschaffenburger Anhänger machten düstere Gesichter. Aber auch ein Frankfurter war gar nicht zufrieden: der Schatzmeister der Eintracht. Der andauernde Nieselregen, der boshafterweise erst nach dem Anpfiff aufhörte, hatte einen negativen Zuschauerrekord (für Punktspiele) am Riederwald verursacht: 3000 Zuschauer waren draußen.

Wie zu erwarten war, kamen die Aschaffenburger mit Doppelstopper. Mirsberger war zwar als Halbrechter nominiert worden, stand aber als Mädchen für alles im eigenen Strafraum. Wie weiter zu erwarten war: die Riederwälder konnten sieh nicht mit der Doppelstopper-Taktik befreunden. Zum Teil waren sie aber auch selbst schuld. Sie spielten bis zur Pause umständlich in die Breite, schoben sich fünf Meter vor dem Aschaffenburger Tor den Ball noch einmal zu und machten den ganzen Eifer von Bechtold I zunichte.

Zwei Spieler ragten bei der Eintracht besonders heraus: „Stift" Höfer, der unerbittlich dem langen Staab die Bälle abjagte und seine weiten Schläge direkt zum eigenen Stürmer dirigierte. Das war echter Aufbau aus der Abwehr heraus. Da Mirsberger im Viktoria-Sturm ja fehlte, war es goldrichtig, Bechtold offensiv und Schymik mehr defensiv spielen zu lassen, Adolf Bechtold schaffte Ball auf Ball in seinen Sturm — und mußte erleben, daß in der ersten Halbzeit kein Schuß im Aschaffenburger Tor landete.

Nicht zuletzt, weil Tausendsasa Groh die Bälle an sich riß. Dabei hätte Geiger schon in der 7. Minute das 1:0 erzielen können, aber durch seine Umständlichkeit fand Groh noch einmal Gelegenheit, an den Ball zu kommen. Doch die Aschaffenburger wirkten trotz ihres dezimierten (und wie in Offenbach schwachen) Sturmes gefährlicher, weil Weilbächer und Pfaff die Außenläufer Budion und Karl Schmitt nicht störten. Die Folge davon war: im Mittelfeld herrschten die Blauen aus Unterfranken! Drei Chancen hatten sie bis zur Pause. Einmal rutschte Rothuber beim Auffangen eines Hauner-Schusses (14. Minute), Mirsberger hob einen Freistoß knapp über das Tor (15. Minute), und eine Ballkette Hauner-Ertel-Hauner endete in einem Schuß in den wolkenverhangenen Himmel (17. Minute).


Groh rettet vor Feigenspan

Doch das 0:0 zur Pause war unzweifelhaft das Verdienst von Groh. Seine kühnen Hechtsprünge erregten immer wieder Beifall. Fünf dicke Eintrachtchancen machte er zunichte, und als einmal (in der 43. Minute) Groh von Geiger ausgespielt worden war, da rettete Bullers Kopf vor dem schon lauernden Weilbächer. Während der Pause machte man sich seine Gedanken: Gewiß, Groh hatte die meiste Arbeit verrichten müssen, und der Aschaffenburger Sturm war ohne Durchschlagskraft. Aber, war es nicht möglich, daß auch ein blindes Huhn ein Korn findet? Konnten die Aschaffenburger nicht doch noch zu einer l:0-Führung kommen und was dann? Ihre Abwehr mit den überragenden Hoffmann — dessen Abschläge stets aufbauende Pässe waren — und dem harten Mirsberger hatten sich bis zur Pause dem umständlichen Eintrachtsturm überlegen gezeigt.

Es war also alles noch offen, die Aschaffenburger blieben bei ihrer Taktik. Ein 0:0 schien immer möglicher zu werden. Da riß Geiger die Aschaffenburger aus ihren Hoffnungen, und endlich bekam das bis dahin dahinplätschernde Spiel Farbe. Kreß war Buller davongelaufen, seine Flanke wurde zwar von Feigenspan nicht erreicht, aber Geiger stand am richtigen Fleck, und für Groh war nichts mehr zu machen. Drei Minuten später schien alles wieder wie zu Anbeginn. Mirsberger war sofort nach Geigers Tor in den Sturm gegangen und erzielte den Ausgleich.

Doch postwendend fiel im psychologisch richtigen Moment der zweite Eintrachttreffer. Den Aschaffenburgern steckte die Ausgleichsfreude noch in den Knochen, da wühlte sich Weilbächer durch, blieb an zwei Aschaffenburgern hängen, der Ball rollte beiseite, und mit Windeseile lief Pfaff herbei: 2:1. Was dann kam, war ein Spiel in einer Richtung. Das Eintrachtspiel lief jetzt steiler, die Aschaffenburger Abwehr wurde weich in den Knien, da vorne der Sturm keinen Ball zu halten verstand. Die Ueberlastung wurde immer deutlicher, und die eigentliche Schuld an der Höhe der Niederlage trug Budion. Zweimal führten seine Fouls hart an der Strafraumgrenze zu Freistößen. Zweimal führten diese Freistöße zu Toren. Beide Male trat Pfaff diese Freistöße raffiniert vor das Aschaffenburger Tor, beide Male bewies Feigenspan seinen Torinstinkt und wandelte die Freistöße in Treffer um. Was sonst noch aufs Gästetor kam — und das war nicht wenig —, griff sich Groh.

Das Resümee: Erst als die Eintracht steil spielte, da geriet ihr Sturm in Schwung und die Aschaffenburger Abwehr in Schwierigkeiten. Die Frankfurter Hintermannschaft hatte es bei der Sturmschwäche der Gäste leichter und, was man schon vor vierzehn Tagen auf dem Bieberer Berg feststellen konnte: mit dem Viktoriasturm ist zur Zeit nicht viel Staat zu machen. Staab ist langsam geworden. Hauners Uebersicht ist verschwunden, und Eitel ist kein Stürmer. Man wird vielleicht darauf hinweisen, daß Bahlke angeschlagen wurde. Aber als das passierte, da führte die Eintracht schon 3:1, und das Spiel war zu ihren Gunsten gelaufen. (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 07.01.1957)

 

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