Eintracht Frankfurt - BC Augsburg

Oberliga Süd 1956/57 - 14. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: 09.12.1956
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Jedele (Reutlingen)
Tore: 0:1 Schuller (14.), 1:1 Alfred Pfaff (25.), 2:1 Hermann Hesse (67.)

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Eintracht Frankfurt BC Augsburg

 


  • Schmid
  • Hochstetter I
  • Fischer
  • Niklasch
  • Hochstetter II
  • Marxer
  • Reisig
  • Arnold
  • Biesinger
  • Vogel
  • Schuller

 

Trainer Trainer
  • Fritz Rebell

 

Seemanns großartiges Debüt

Wloka ohne Respekt vor Biesinger

Alle Jahre wieder, um den adventlichen Hintergrund dieser Begegnung festzuhalten, alle Jahre wieder erweist sich der BC Augsburg als ein schwer zu besiegender Gegner. Zäh, schlagkräftig in der Abwehr — manchmal vielleicht etwas zu robust —, und nicht nachgebend bis zum Schlußpfiff. Verständlich, daß bei einem derartigen Gegner das 2:1 schwer erkämpft werden mußte.

Dieses 2:1 war aber auch verdient, wenn auch nicht verschwiegen werden darf, daß ein Unentschieden bis zum Abpfiff durchaus im Bereich des Möglichen lag. Ebenso gut hätte es aber in der Schlußminute gut und gar 5:1 für die Eintracht stehen können. Die Augsburger Taktik war darauf begründet, den Halbrechten Arnold als Läufer spielen zu lassen und mit vier Stürmern aus der Tiefe des Raumes anzugreifen. Oftmals waren es auch nur drei Stürmer, nämlich dann, wenn Biesinger oder Vogl etwas zurückhingen. Diese Taktik schien goldrichtig, denn in der 14. Minute kam wieder einer der Steilpässe, die der Frankfurter Abwehr so zu schaffen machten, zu dem an der Außenlinie lauernden Schuller. Ehe es sich Bechtold versah, war Schuller ihm davon gelaufen und sein Schrägschuß landete im Tornetz.


Pfaffs Freistoß zum 1:1

Da zu diesem Zeitpunkt Wloka mit dem stets seine Position wechselnden Biesinger seine liebe Mühe und Not hatte, sah es für die Eintracht gar nicht gut aus. Etliche Male zeigte sich der Nationalspieler durch seinen schnellen Antritt dem „eisernen Hans" überlegen. Aber mit der Zeit wandelte sich das Bild. Wloka, der bekanntlich immer eine gewisse Anlaufzeit benötigt, stellte sich immer besser auf Biesinger ein und mit der Zeit wurde dieser zu einem Statistendasein verurteilt. Was er auch versuchte, Wloka kam ihm auf die Schliche. Damit bekam das BCA-Spiel einen Knacks. Es bekam noch einen stärkeren Knacks, als man später etwas hart einstieg. Warum sich aber Wloka und Biesinger so beharken mußten, war unerklärlich. Doch das war alles nach der Pause. Die Eintracht mußte erst einmal die Führung der Augsburger wettmachen. Das gelang rechtzeitig nach dem 0:1. Ehrlich gesagt, keiner hatte damit gerechnet. Es war jedenfalls gut, daß Schiedsrichter Jedele genau auf die Einhaltung des Neun-Meter-Abstandes bedacht war. Pfaff hob den Ball, fast tupfend als wäre es ein Luftballon, über die Augsburger Mauer — und Beifall ringsum, während Schmid etwas bedäppert den Ball aus dem Tornetz klaubte. Gegen diesen raffinierten Freistoß war nichts zu machen gewesen.

Jetzt machte sich auf einmal der Eintrachtsturm bemerkbar. Bisher waren lediglich Schymik und Weilbächer in Erscheinung getreten, während der Sturm auf zwei Beinen stand. Auf den Beinen von Alfred Pfaff. Bäumler flankte zwar wunderschön, zeigte aber eine gewisse Schußscheu. Hesse hat alles das verloren, was er einmal besessen hat, als man in ihm noch ein großes Talent sah: Blick und Uebersicht. Feigenspan konnte gegen Hochstetters (dem Mittelläufer) Cleverneß und lange Beine nicht ankommen und Geiger hat sich von seinen Komplexen immer noch nicht befreien können. Doch der Ausgleich rüttelte die fünf Stürmer auf und vielleicht wären die Zuschauer in der zweiten Halbzeit ohne Sorgen gewesen, wenn nicht im BCA-Tor ein Tausendsassa gestanden.

Wie eine Gummipuppe sprang Schmid zwischen seinen Pfosten einher. Seine Fangkunst erhielt immer wieder Beifall. In den letzten zehn Minuten vor der Pause kam er einfach nicht mehr zur Ruhe. Aber wie raffiniert Pfaff aber auch schoß, wie herzhaft Feigenspan köpfte, Schmid war nicht zu überlisten. Er wehrte alles ab. Als er dann zehn Minuten nach Wiederbeginn ganz groß vor Feigenspan rettete, da tauchte bei vielen die Vermutung auf, diese Begegnung könne unentschieden ausgehen.

Weilbächer versuchte es mit einem Schuß aus zwanzig Metern — Schmid hielt. Ausgerechnet dem schwächsten Eintracht-Stürmer gelang es, diesen Schmid zu besiegen: Geiger flankte vor das Augsburger Tor und Hesse hieb den Ball ins Augsburger Tor.

Vielleicht war aber eine taktische Umstellung bei der Eintracht die echte Ursache für diesen Erfolg: Nach der Pause hielt sich Pfaff zurück und bildete mit Schymik und Weilbächer eine Sperrkette, an der sich die vielen Gegenangriffe allmählich festliefen. Biesinger wirkte pomadiger (Starallüren?), jedenfalls war seinen Gesten anzumerken, daß er jeden Ball haargenau auf die Stiefelspitze gespielt wünschte. Mit derartigen Sachen war aber bei der Riederwälder Hintermannschaft kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Der Debütant Seemann stand in dieser Abwehr, als würde er schon Jahre mitwirken. Keine Sekunde war ihm anzumerken, daß es sein erstes Spiel war. Erbarmungslos fuhr er Reiser in die Parade und vergalt Härte mit Härte.

Pfaffs neue Rolle verschaffte dem Eintrachtsturm noch mehr Spielraum. Seine Mustervorlagen brachen den Geiger, Feigenspan, Hesse und Bäumler immer wieder eine Gasse. Mit etwas Glück verhinderten die Augsburger weitere Treffer. Warum aber die Härte? Wer ehrlich ist, muß aber zugeben, daß bei dem Duell Wloka-Biesinger der "eiserne Hans" angefangen hatte. Auf sein Foul hin wurde der Nationalspieler an der Außenlinie verarztet. Biesinger revanchierte sich prompt und Wloka wurde hinausgetragen. Der „Eiserne" kam nach drei Minuten wieder und dann beruhigte man sich zum Glück wieder. Schiedsrichter Jedele gab ein ebenso erfolgreiches Debüt wie Seemann. Besonders gut verstand er es, die Vorteilregel auszulegen. (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 10.12.1956)

 

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