Eintracht Frankfurt - Bayern München

Oberliga Süd 1956/57 - 13. Spieltag

4:1 (0:0)

Termin: 18.11.1956
Zuschauer: 3.500
Schiedsrichter: Ommerborn (Saarbrücken)
Tore: 1:0 Helmut Geiger (56.), 2:0 Eckehard Feigenspan (64.), 3:0 Alfred Pfaff (82.), 4:0 Helmut Geiger (87.), 4:1 Sencar (90.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Rieger
  • Brandmaier
  • Bauer
  • Manthey
  • Mayer
  • Lindner
  • Erich Hahn
  • Sencar
  • Jobst
  • Berg
  • Huber

 

Trainer Trainer
  • Willibald Hahn

 

Die Schau der Supertore

Um Gotteswillen keinen Punkt verlieren, das war die Devise mit der die Eintracht ihr Heimspiel gegen Bayern München bestritt. Der ewige Reservist Hesse spielte praktisch ebenfalls Läufer, so daß eine dreifache Sperrkette schon im Mittelfeld den Bayernsturm auffing. Diese Taktik war schon richtig, denn so leicht, wie das 4:1 vermuten lassen könnte, wurde es den Riederwäldern nicht gemacht.

Die Bayern waren wie eine Landratte, die zum ersten Male zur See fährt. Zuerst trauten sie der ganzen Sache nicht und bewegten sich sehr zaghaft. Als sie dann merkten, daß die ganze Angelegenheit gar nicht so schlimm war, da wurden sie mutiger, und plötzlich sah sich die Eintracht fast an die Wand gespielt. Der kräftige Sencar, mehr aus dem Hintergrund die Fäden ziehend als Rechtsaußen spielend, und der schmächtige Hahn II bildeten die gefährliche Waffe der Münchner, während Mittelstürmer Jobst etwas unbeweglich wirkte und Linksaußen Huber II darunter litt, daß sein Nebenmann Berg nur Durchschnitt war. Das sofortige Weiterleiten des Balles war bei den Gästen vorbildlich, ihr Nachteil war, daß das Spielen bei ihnen zum Selbstzweck geworden ist, obwohl man nicht mehr so breit angelegt wie ehedem spielte.

Man kann verstehen, wenn man im Münchner Lager etwas mit dem Schicksal haderte. Die Glücksgöttin hielt es jedenfalls nicht mit dem FC Bayern. Dreimal traf er den Pfosten: zuerst traf ihn Hahn II, nachdem Rothuber einen Schuß Sencars abgewehrt hatte (29. Minute), dann schoß Huber II an den Pfosten, wobei Rothubers Fuß etwas nachhalf (32. Minute) und schließlich stand der Pfosten bei einem Schuß von Hahn II im Wege (63. Minute). Summa summarum: es hätte auch 4:4 ausgehen können. Aber seien wir ehrlich, verdient wäre es nicht gewesen. Hahn II, zierlich wie sein Landsmann der KSCer Siedl, mag ein großes Talent sein. Er hat sich aber mit seinen 19 Jahren schon reichlich große Starallüren zugelegt und glaubte manchmal aus dem Stand spielen zu müssen.

Der Sieg der Münchner wäre aber auch nicht verdient gewesen, weil aus einer hoffnungslosen Eintrachttruppe mit der Zeit eine verbissene Kampfeinheit wurde, die um jeden Meter Boden stritt. Denn hoffnungslos, das war die Eintracht zu Anfang. Zwei Chancen gingen dahin, Bäumler trat über den Ball, und Geiger traf nur Riegers Fäuste — und die Bayern fingen an, sich das Mittelfeld zu erobern. Ihre Abwehr stand eisern. Mayers Robustheit blieb zu diesem Zeitpunkt nicht ohne Eindruck auf Feigenspan, und Brandmaier wirkte wie ein Magnet, der alle Bälle auf sich zog. Bewundernswert die Bierruhe, mit der er die Bälle wegschlug. Die Außenläufer bauten auf, wobei es Manthey leichter hatte, da sein Gegenüber Hesse ebenfalls Läufer spielte. Und zu guter Letzt hatten die Gäste in dem blutjungen Amateur Rieger einen ganz ausgezeichneten Torwart zwischen den Pfosten mit der Strafraumbeherrschung eines alten Routiniers.

Wer hätte nach dem 0:0 bei Halbzeit gedacht, daß die Eintracht noch zu einem 4:1 kommen würde! Sie kam dazu, weil drei Tore fielen, von denen eines schöner als das andere war!


Geiger köpft das 1:0

Beim 1:0 machte Geiger alles wieder gut, was er vorher versiebt hatte. Ein Freistoß Pfaffs war von der Münchener Mauer abgeprallt, Bäumler nahm den Ball auf und schlug ihn schräg vor das Münchener Tor, wo überraschend für alle Geiger hoch über allen schwebte und einköpfte. Fast auf der gleichen Stelle und auf die gleiche Art fiel das 2:0. Bäumler schlug eine Flanke vor das Münchener Tor. und hier beging Rieger seinen einzigen Fehler. Starr wie eine Salzsäule ließ er den Ball über sich hinwegfliegen, und Feigenspan donnerte den Ball so hart ins Netz, als hätte er den Fuß benutzt. Doch das schönste kann noch. Allmählich hatte Pfaff sich in die rechte Laune gespielt. Im Slalom kurvte er von rechtsaußen in den Münchener Strafraum, ließ mit einer täuschenden Bewegung Lindner ins Leere laufen, und schon krachte sein Schuß von der Innenkante des Pfostens unhaltbar für Rieger ins Netz (82. Minute).

Diesen Schock überwanden die Gäste nicht mehr, zumal sie bei den sicheren beiden Bechtolds und dem eisernen Hans Wloka wenig Gegenliebe fanden. Lediglich Rothuber war nicht ganz auf der Höhe und ließ oft den Ball aus den Händen springen. Das Spiel gab die Eintracht nicht mehr aus der Hand, von Pfaffs guter Laune und Feigenspans Schnelligkeit, der Mayer immer weniger standhielt, mitgerissen, spielte alles aufs Münchener Tor. Sencars Gegentor blieb ohne Bedeutung, da Geiger noch ein zweiter Treffer gelungen war. (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 19.11.1956)

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg