Eintracht Frankfurt - Stuttgarter
Kickers |
Oberliga Süd 1956/57 - 11. Spieltag
0:1 (0:1)
Termin: 04.11.1956
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Carle (Saarbrücken)
Tore: 0:1 Rühle (17.)
Eintracht Frankfurt | Stuttgarter Kickers |
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Trainer | Trainer
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Die Eintrachtelf scheint ausgebrannt Flutlichtspiele hin, Flutlichtspiele her — die Folgen zeigten sich am Riederwald, wo eine völlig indisponierte Eintracht den besser aufgelegten Kickers aus Stuttgart unterlag. Jeder Stuttgarter wirkte schneller, und selbst in der Spielanlage lag eine gewisse Müdigkeit und Resignation über der Eintracht. Verständlich, daß die Degerlocher nach dem Abpfiff jubelten. Diese beiden Punkte brauchten sie dringend — und man ging mit der Befürchtung nach Hause, daß den Riederwäldern die vielen verlorenen Heimpunkte einmal fehlen könnten. Wie schon in Offenbach, so haben sich die Stuttgarter von ihrem so unbeliebten Riegel losgesagt. Sie griffen beherzt an. wenn auch das Spiel vermutlich ganz anders gelaufen wäre, wenn Geiger nicht so konfus gehandelt hätte. Genau anderthalb Minuten waren gespielt, die Gästeabwehr noch nicht konzentriert genug, als Geiger freistehend im Stuttgarter Strafraum den Ball erhielt. Er spielte einen Verteidiger aus, der Fußballhimmel stand ihm offen! Da kam er auf den unsinnigen Gedanken, auch den herauslaufenden Strauß umspielen zu wollen. Er hätte nur einzuschießen brauchen, aber so holte Strauß ihm den Ball vom Fuß. Wenn das nur kein böses Omen ist, dachte man sich. Es war ein böses Omen. Zwar hatte man Glück, als Rothuber in der dritten Minute einen Freistoß Rühles verfehlte und Schefold das Leder statt ins neben das Tor setzte. Aber die Stuttgarter beherrschten das Mittelfeld. Ihre Außenläufer bauten zusammen mit Sigi Kronenbitter und Flaig gut auf. wobei der lange Zatopek fast so nebenbei Pfaff bewachte. Wie matt und kopflos wirkten dagegen Schymik und Bechtold I. Kaum ein vernünftiges Zuspiel kam an den Eintrachtsturm und Pfaffs Unwillen war ganz offensichtlich.
Es war also zu diesem Zeitpunkt gar kein Wunder, als die Stuttgarter in Führung gingen. Wloka hatte mit Schefold um den Ball gekämpft und Schiedsrichter Karle verhängte einen direkten Freistoß zwanzig Meter vom Eintrachttor entfernt. Eine Entscheidung, über die man geteilter Meinung sein konnte. Rühle führte diesen direkten Freistoß aus und schlug den Ball mit dem linken Fuß so ausgezeichnet, daß er im rechten oberen Torwinkel landete. Unhaltbar für Rothuber. Als dann eine Minute später Pfaff freistehend über den Ball säbelte, da dämmerte es allen, daß dieses Spiel schiefgehen würde. Die Frankfurter Abwehr mußte bis zur Pause sich gehörig strecken. Wloka (wie immer der Eiserne), gegen den Schefold wenig zu bestellen hatte. Doch Schymik und Bechtold I ließen Flaig und Geiger schon zuviel Bewegungsfreiheit. Höfer ließ sich von dem Routinier Kronenbitter oft ausspielen, lediglich Kudraß erreichte Wlokas Linie und gewährte Pflum (warum so unsauber, Herr Pflum?) keinen Pardon. Rothuber fing in der 30. Minute einen scharfen Schuß Flaigs und verhinderte das 0:2. Dafür hatte er Glück, als in der 35. Minute Geigers (der Kickers-Geiger) Schrägschuß am Pfosten vorbeistreifte und ins Aus sprang. Selbstverständlich setzten die Riederwälder zur Pause alle Hebel in Bewegung, um das Spiel herumzureißen. Aber ein neues Mißgeschick: Bei einem Zusammenprall verletzte sich Geiger am Knie. Er kehrte wenige Minuten später wieder, aber stark bandagiert und als halbwertige Kraft. Die Stuttgarter räumten das Mittelfeld, zogen ihre Außenläufer zurück, verstanden es aber, mit weiten Vorlagen diesen aufgegebenen Raum zu überbrücken und ihre Gegenstöße stets gefährlich zu lassen. Kam die Wendung? Sie kam nicht, auch wenn Eberle in der 69. Minute vor Pfaff rettete, Feigenspan in der 71. Minute knapp neben das Tor köpfte und Strauß Pfaffs direkten Freistoß in der 72. Minute über die Latte faustete. Diese Rettungstat war der Sieg. Die völlig ausgekämpfte Eintracht steckte auf. Die Mannschaft scheint ausgebrannt, nur Wloka zeigte seinen alten Leistungsstandard. Flutlichtspiele sind halt nur mit Profis möglich, nicht mit Spielern, die nebenher auch noch einen Beruf ausüben sollen! (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 05.11.1956)
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