Eintracht Frankfurt - FC Schweinfurt
05 |
Oberliga Süd 1956/57 - 9. Spieltag
4:1 (1:1)
Termin: 21.10.1956
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Fierhauser (Karlsruhe)
Tore: 1:0 Eckehard Feigenspan (25.), 1:1 Korbacher (42.), 2:1 Eckehard Feigenspan (57.), 3:1 Eberhard Schymik (73.), 4:1 Eberhard Schymik (82.)
Eintracht Frankfurt | FC Schweinfurt 05 |
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Trainer | Trainer
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Ein Erfolg des Innentrios Na endlich, sagte man sich am Riederwald, als die Eintracht im neunten Punktspiel ihren ersten Heimsieg unter Dach und Fach hatte. Schwer wurde es auch diesmal der Eintracht gemacht und eine Weile konnte man glauben, auch diesmal müßte man einen Punkt fahren lassen. Aber die Schweinfurter sind schon immer ein unbequemer Gegner gewesen, so daß unserer Meinung nach dieser Heimerfolg doppelt wiegt. Im Schweinfurter Lager hatte man sich anscheinend erst auf dem Weg von der Kabine auf den Rasen zu einer Umstellung entschlossen anders konnte man sich die völlig abweichende Aufstellung von der einen Minute zuvor bekanntgegebenen nicht erklären. Linksaußen Aumeier stand auf dem rechten Verteidigerposten, dafür rückte Grimm in die Läuferreihe und Korbacher auf den linken Flügel. Noch kurioser war, daß Molly Kupfer eine Zehn und Stammberger eine Acht auf dem Trikot trugen, jedoch Halbrechter bzw. Halblinker spielten. Was soll dieser Blödsinn? Meint man, durch diese Mätzchen den Gegner zu täuschen? Man benimmt sich höchstens dem zahlenden Zuschauer gegenüber unhöflich, zu dessen Vorteil die Rückennummern eingeführt worden sind. Die Schweinfurter hatten sich ein gutes Konzept für die neunzig Minuten gemacht. Wendrich, Burkhardt und Korbacher bildeten die Stoßkeile, während Molly Kupfer und Stammberger im Hintergrund die Fäden knüpften, wenn es nottat, aber auch mit nach vorne stürmten. Diesem Ansturm schlossen sich oftmals auch die Läufer Grimm und Lang an. Besonders Lang bemühte sich um den Aufbau des Schweinfurter Spieles. Aber das gute Konzept war im Grunde völlig nutzlos: man spielte im Sturm zu sehr in die Breite, bot der Frankfurter Abwehr immer wieder genügend Zeit, um sich aufzustellen, und verlor schließlich, weil die Abwehr doch dem Tempo (und dem Alter?) Tribut zahlen mußte. Nach dreißig Minuten war Merz, der Feigenspan überall hin folgte, sichtlich müder geworden, sein klatschnasses Trikot unterstrich diese Feststellung. Hätte nicht Aumeier wie ein Turm gestanden, die Schweinfurter Niederlage hätte sich vielleicht zu diesem Zeitpunkt schon angebahnt. Doch der Eintrachtsturm stand zu diesem Zeitpunkt nur auf zwei Beinen, auf denen seines Mittelstürmers Feigenspan. Das 1:0 — Feigenspan jagte eine Vorlage Schymiks ins Netz — war zu diesem Zeitpunkt verdient. Doch noch konterten die Schweinfurter, noch konnten sich Grimm und Lang Ausflüge bis zum Eintrachtstrafraum erlauben. Allmählich fand sich Pfaff, durch Grimms grimmiges Einsteigen gereizt, zu der ihm zugedachten Rolle des Regisseurs. Für Grimms Härte revanchierte sich Pfaff auf seine Weise: mit listigen Kabinettstückchen spielte er sein Gegenüber aus und schob paßgerechte Vorlagen zu seinen Nebenleuten. Da kam auch Kreß in Schwung, der bis dahin gegen Lang keinen Stich bekommen hatte. Aber die Flügel blieben ohne Schwungkraft. Bäumler war bei Aumeier einfach abgemeldet und dürfte eine Ruhepause vertragen und Schymik ist kein Flügelstürmer. Warum machte man es nicht auf italienische Weise, ließ Schymik zurückhängen und aufbauen, während der Halbrechte an der Außenlinien seine Vorstöße unternahm? Nun, es ging gut, auch wenn erst der Schock des Schweinfurter Ausgleiches überwunden werden mußte. Es schien sich in der Eintracht-Abwehr einer auf den anderen verlassen zu haben, jedenfalls fiel es Korbacher nicht schwer, sechs Minuten vor der Pause den Ausgleich herauszuschießen.
Mit Vehemenz ging der Riederwälder Innensturm nach dem Wechsel ans Werk. Die Abwehr ließ sich von Molly Kupfers Winkelzügen nicht mehr verblüffen und festigte sich zusehends. Weilbächer, der in der ersten Halbzeit einfach keine Bindung zu seinem Sturm fand, wurde aktiver und im Zuspiel auch glücklicher. Schwach bis zum Schluß blieb lediglich Bechtold I. Besonders auffallend, Höfer: unerbittlich und jeden Abschlag an seinen eigenen Mann schickend. Das nennt man Aufbau aus der Hintermannschaft heraus. Die Last wurde der Schweinfurter Abwehr zu schwer.
Erst mußte jedoch eine Glanzleistung Feigenspans kommen. Den zweiten
Eckball stieß er hochspringend an Geyers Fäusten vorbei mit
dem Kopf zum 2:1 ein. Das Spiel war gelaufen, dem schwachen Schweinfurter
Sturm war ein nochmaliges Aufbäumen nicht mehr zuzutrauen. Daß
es gerade Schymik war, der die restlichen beiden Tore schoß, wirkte
bei seiner schwachen (Stürmer)vorstellung versöhnlich. Erst
stieß er eine Vorlage Feigenspans ins Netz, dann erwischte er
kurz vor der Torlinie einen Schrägschuß Bäumlers. Ende
gut, alles gut! . (Host Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 22.10.1956)
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