Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern

Freundschaftsspiel 1956/1957

5:1 (3:1)

Termin: 16.10.1956, Flutlichtspiel
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: 1:0 Richard Kreß (11.), 2:0 Eckehard Feigenspan (26.), 3:0 Erich Bäumler (31.), 3:1 Mangold (41.), 4:1 Richard Kreß (68.), 5:1 Richard Kreß (86.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Kaiserslautern

 


  • Holz
  • Schmidt
  • Kohlmeyer
  • Mangold
  • Liebrich
  • Bauer
  • Schroer
  • Fritz Walter
  • Wodaczek
  • Eckel
  • Späth

 

Trainer Trainer
  • Franz Binder

 

Eintracht steigerte sich in einen Spielrausch, der wohl einmalig bleiben wird

Kreß, Pfaff zerlegten den 1. FCK

R. LUDWIG: Bei Liebrich, Kohlmeyer nahm Verhängnis der Lauterer seinen Lauf

FRANKFURT (Eigener Telefonbericht) — Das war ein Abend der Superlative! Der Andrang war unheimlich, das Durcheinander der Autos nach dem Spiel kaum zu entwirren. Die Eintracht präsentierte sich in einer phantastischen Form, der 1. FC Kaiserslautern war völlig aus den Fugen, wurde überrannt, weggefegt. Die stolze Elf, die einen imponierenden Siegeszug hinter sich hat, die jüngst die ganze Ostzone in Bewegung brachte und deren Tabellenführer Wismut Aue vor 120.000 Zuschauern in Leipzig mit 5:3 bezwang, lag am Riederwald nach einer halben Stunde 0:3 im Rückstand.

Die Pfälzer wurden gehetzt wie noch nie von den Frankfurtern, die sich von Minute zu Minute steigerten. Es war kaum zu fassen. Aber vielleicht gibt es einige Erklärungen.

Die Sicht war für die Zuschauer nicht so einwandfrei, wie jüngst beim Auftreten des 1. FC Köln. In der diesigen Luft wirkte das Flutlicht etwas hemmend. Man mußte sehr scharf aufpassen. Inwieweit das die Spieler beeinträchtigt hat, vermag ich nicht festzustellen. Es soll dies auch keine Entschuldigung für die Lauterer sein, denn die Eintracht spielte ja unter denselben Bedingungen.

Während es auf den Rängen zu Schlägereien kam, weil die Zuschauer sich bessere Sichtmöglichkeiten verschaffen wollten, und eine Anzahl Verletzter auf Bahren weggetragen wurde, während der Platzlautsprecher immer wieder nach Aerzten rief und während sogar die Lichtmaste von ganz Verwegenen erklettert wurden, erfüllte sich das Schicksal der Gäste.

Pfaff und Kreß waren die Helden des Tages. Sie spielten als ginge es um die Weltmeisterschaft. Pfaff zog mit Kreß und Feigenspan, mit Schymik und Bäumler Kombinationen auf, die vom rauschenden Beifall umbrandet wurden und welche die Lauterer Deckung fast mühelos aus den Angeln hoben.

Werner Liebrich — vielleicht nahm von ihm aus das Verhängnis seinen Lauf — war gegen früher nicht wieder zu erkennen. Oft mußte Schmidt für ihn einspringen, und dann klaffte auf der Steuerbordseite des Lauterer Schiffes ein deutliches Leck. Kohlmeyer nahm die Sache mit Gelassenheit und Phlegma hin. Er wurde von Schymik, der eigentlich Läufer ist, meist glatt versetzt. Durch die Löcher, die an diesen beiden Punkten entstanden, fluteten unaufhaltsam die Eintracht-Wellen. Kreß war nicht zu halten.

Die Frankfurter waren durchwegs viel schneller als die Pfälzer. Die Angriffe der Lauterer wirkten geradezu lahm. Vergebens bemühte sich Fritz Walter, Schwung und Geschlossenheit in sein Quintett zu bringen. Die Frankfurter Drei-Verteidiger-Linie Kudraß—Wloka—Höfer (der Olympionike war in prächtiger Verfassung), die im Notfall von Bechtold und Weilbächer wirkungsvoll unterstützt wurde, schirmte ihr Tor so sicher ab, daß Loy nur selten einzugreifen brauchte. Die Form der Eintracht war so überwältigend, daß ihr mäßiges Abschneiden in den Punktespielen einfach nicht zu begreifen ist. Und sie war zugleich so grandios, daß es schwer fällt, daran zu glauben, sie ließe sich konservieren. Es war ein einmaliger Tag, aber er zeigte, was in dieser Eintracht steckt, wenn sie ungehemmt und frei von Punktesorgen sich ausspielen kann.

Nach dem Spiel gab es natürlich Stimmen, die an den Lauterem kein gutes Haar ließen. Sie schossen weit über das Ziel hinaus. Die „Roten Teufel" sind auch nach diesem 1:5 eine der besten deutschen Vereinsmannschaften, neunzig schlechte Minuten können eine monatelange Serie von strahlenden Triumphen nicht auslöschen. Immer wieder wird es im Fußball solche Kopfstände geben. Wie war es 1954 in Hamburg, als die Lauterer von Hannover 96 mit dem gleichen Ergebnis (1:5) ausgespielt wurden? Ein paar Wochen später wurden wir mit fünf Lauterem Weltmeister!

Diese Feststellung schmälert nicht die Leistung der Eintracht, im Gegenteil. Sie soll nur vermeiden helfen, daß jetzt alles wieder über Fritz Walter und seine Kameraden herfällt. Aber eins darf man vielleicht den Pfälzern raten: sucht jetzt endlich nach einer Standardbesetzung! Werdet euch darüber klar, ob Liebrich (wieder) spielen kann oder nicht! Jagt den Horst Eckel nicht über sämtliche Mannschaftsposten!

Kurz der Tor-Filmstreifen: 1:0: Energietor von Kreß.

2:0 Kopfball von Feigenspan auf Flanke von Schymik.

3:0 Bäumler nach feinem Zusammenspiel der rechten Sturmseite, das die Lauterer Hintermannschaft völlig ausmanövrierte.

Dann bezog Eckel seinen Stammplatz als rechter Läufer. Mangold erschien auf halblinks und verwandelte sofort eine Prachtvorlage von Fritz. Aber das bedeutete keine Wendung — die Eintracht beherrschte bis zum Schluß das Geschehen. Weitere Umstellungen der Lauterer blieben ohne Wirkung. Noch einmal schlug Richard Kreß den Lauterer Hüter Holz.

Vielleicht hätte es beim Stand von 3:1 in der 67. Minute eine Wendung gegeben, als Wodaczek an die Latte des Eintracht-Tores schoß. Doch hieß es 20 Sekunden später 4:1 — Kreß hatte mit einem gewaltigen Schuß über Holz den Ball ins Netz gejagt, und der gleiche Kreß machte dann noch das 5:1 fertig.

Schiedsrichter Handwerker leitete tadellos. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 18.10.1956)

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