Eintracht Frankfurt - SpVgg Fürth

Oberliga Süd 1956/57 - 4. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: 09.09.1956
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Neumaier (Ebingen)
Tore: 0:1 Kuhnert (11.), 0:2 Appis (63.), 1:2 Alfred Pfaff (78.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SpVgg Fürth

 


  • Geißler
  • Engelhardt
  • Koch
  • Bauer
  • Mai
  • Erhardt
  • Schmidt
  • Bucklisch
  • Appis
  • Kuhnert
  • Landleiter

 

Trainer Trainer
  • Hans Schmidt

 

Eintrachtspiel voller Rätsel

Pfaffs Elfmeter landete am Pfosten

Die 10.000 am Riederwald waren sprachlos. Weniger über das gute Spiel der Fürther als über die Leistung der Eintracht. So von allen guten Geistern verlassen hatte man die Mannschaft wohl kaum mehr in Erinnerung. Sie lief hinter den Fürthern und den Ereignissen her, und erst als Pfaff den Anschlußtreffer erzielte, war etwas Dampf hinter ihrem Spiel. Da war es längst zu spät. Außerdem hinkte Geiger und Wloka lag mit blutendem Kopf in der Kabine. Wer die Eintracht gut spielen sehen will, wird wohl auch weiterhin reisen müssen.

Die Pessimisten behielten Recht. Gegen Fürth geht die Eintracht wie ein Examen, das über alles entscheidet. Sie fiel das zweitemal durch. Im Frühjahr beim 0:1 war es vielleicht Pech, diesmal war es ein Reinfall mit Pauken und Trompeten. Die Fürther spielten mit dem Ball und der Eintracht, wie sie wollten. Sie brauchten nicht zu riegeln, denn sie hatten ihren in allen Fußballwassern gewaschenen Mai zum Stopper (ja, zum Stopper!) gemacht und ließen Bauer sich mit Alfred Pfaff abplagen. Der rechte Läufer Fürths brauchte keine Wunderdinge zu vollbringen, denn Alfred war nicht in Laune. Ob er den Kummer über seinen Elfmeterfehlschuß an den Pfosten in der 18. Minute mit über die ganze Partie schleppte, ob ihm sonst etwas nicht behagte? Zeitweise schien er mit sich und der Welt in Hader zu liegen.

Aber es lag nicht allein an dem Alfred, daß es nicht klappte. Es waren noch ein halbes Dutzend anderer Leute, die überhaupt keine Spieleinstellung fanden. Das gesamte Dreieck Bechthold 2—Wloka—Kudraß hatte seine Gegner nie unter Kontrolle. Die drei ließen sich austricksen, daß man nur die Köpfe schüttelte. Schymik verstolperte die Bälle schon im Mittelfeld. Das Schlimmste aber: jeder Eintrachtspieler stand, während die Fürther in Bewegung waren, ob der Ball in der Nähe war oder nicht. Unter diesen Umständen konnte der Sturm, ohne den Einfluß von Pfaff, gar nicht ins Spiel kommen.

Man täte den Angriffsspielern Unrecht, wenn man sie en bloc für die Niederlage mitverantwortlich machte. Feigenspan und Kreß bastelten soviel zusammen, daß ein Treffer längst hätte fallen müssen, ehe es 1:0 für Fürth hieß. Als aber der Ex-Friedberger in der 15. Minute einen feinen Schuß abgab, der nur die Latte traf, und drei Minuten später ein Pfaff-Elfmeter vom linken Pfosten zurückschnellte, schlich sich langsam der „Wurm" ein.

Die Fürther waren sechs Minuten später mit ihrem Elfmetergeschenk (eine glatte Konzession für den vorausgegangenen Elfmeter) glücklicher, und Kuhnert schickte Rothuber fein täuschend ins Leere. So bahnte sich das Unglück der Eintracht an. Mit Wlokas Verletzung wurde es deutlich. Der „eiserne" Hans ging an den linken Flügel und hätte ums Haar kurz vor und nach der Pause seinen Stürmerkameraden das Toreschießen vorgemacht. Wenn nicht... ja wenn nicht Geißler gewesen wäre. Der Fürther Hüter hatte einen ausgesprochenen Sinn dafür, wo die Schüsse hinfliegen mußten, und er besaß zwei Hände wie Greifzangen. Sie holten jeden Eckball und jede Flanke herunter.


Feigenspan und der Fürther Torhüter Geißler

In der zweiten Halbzeit stemmte sich die Eintracht gegen die drohende Niederlage. Aber sie verschob nur das Spiel zeitweilig in die Fürther Hälfte. Aber Kreß, den man inzwischen auf den linken Läuferposten gestellt hatte für Höfer, der Stopper wurde, war die einzige Dampfmaschine. Es kamen zwar ein paar Schüsse. Geiger versuchte auch ohne Unterstützung vom linken Flügel eine Bresche zu schlagen. Aber das war alles nichts gegen den Schuß, den Appis in der 65. Minute aus der alten Kiste holte. Er streifte irgendwo unterwegs (Höfer) und fand den Weg in die rechte Ecke. Rothuber stand wie versteinert drei Meter weiter rechts, wo der Ball unter normalen Umständen wohl angekommen wäre.

Die Fürther, mit Erhardt als überragenden Mann auf dem Feld, wurden erst nervös, als Pfaff in der 78. Minute einen Freistoß von halbrechts durch die Mauer lupfte, und Geißler erst in die richtige Ecke kam, als der Ball schon dort lag. Dann hackte Engelhardt den in voller Fahrt befindlichen Geiger um, der weggeführt werden mußte, Koch und Wloka krachten mit den Köpfen zusammen und blieben liegen, der Eintrachtler mit blutendem Kopf. Es gab Pfiffe, erhobene Fäuste und ein Ansturm, der nichts mehr einbrachte.

Die Fürther hatten zu Recht gewonnen. Ihr großer Mann hieß Ehrhardt, der in dieser Form in Hannover spielen müßte. Geißler, Mai, Appis, Landleiter und vor allem Schmidt, imponierten kaum weniger. Für die Eintracht war ein Kreß zu wenig. (Bert Merz in 'Der neue Sport' vom 10.09.1956)

 

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