Eintracht Frankfurt - TuS Neuendorf |
Oberliga Vergleichsrunde (Totorunde) 1956 - Gruppe 1
5:3 (2:1)
Termin: 20.05.1956
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Siebert (Mannheim)
Tore: 0:1 Müller (5.), 1:1 Erich Bäumler (24.), 2:1 Werner Heitkamp (25.), 3:1 Helmut Geiger (67.), 4:1 Helmut Geiger (77.), 4:2 Schmutzler (80.), 5:2 Werner Heitkamp (85.)
Eintracht Frankfurt | TuS Neuendorf |
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Trainer | Trainer |
So wird Totorunde populär Vergnügliches Spiel mit sieben Toren Die Zeit, da die Wehklage des Kassierers die einzige vernehmbare Aeußerung auf dem Sportplatz ist, wäre in der Totorunde schnell überwunden, wenn es mehr Spiele von der Art dieser Riederwald-Begegnung gäbe. Die paar Tausend, die der Totoruf noch zu diesem Nachgeplänkel auf die Plätze lockt, wollen ja nach der Pein der Punktspiele eine andere Sorte von FuBballvergnügen. Sie möchten nicht den Sieg an jeden Preis, sondern das gute Spiel erleben, und eben dies wurde hier meisterlich geboten. Das Rezept ist im besonderen bei Herrn Heitkamp einzusehen, einem Mann, der von Anfang an die Pfiffigkeit an die Spitze stellte. Er rannte gewiß keine Betonmauern um, aber stahl sich durch die Hintertür, und mit seinen Spitzfindigkeiten steckte er die Nebenspieler an. Nach Pfaffs Geschmack war das ohnehin, und bald glaubte man das Ständchen eines Elf-Männer-Chores zu hören, dem die Dissonanz fast völlig fehlte. Wahrscheinlich braucht man für so ein Fußballspiel den geeigneten Gegner, und der war Neuendorf allemal. Die Neuendorfer sahen zumindest zwanzig Minuten lang gut aus, sie mischten mit im Wettstreit der Techniker, und was auf der anderen Seite Pfaff und Heitkamp waren, das waren hier Miltz und Schmutzler. Miltz schaltete im Mittelfeld und schickte die Bälle wohlverteilt in den Angriff, und hier wiederum ließ sich Schmutzler anspielen, um dann mit geschickten Wendungen den Gegner zu bluffen. Freilich — wäre er nur ein wenig der „Selbstversorger", dann hätte er mehr zum Spielausgang beigetragen. Aber er schwitzt nicht gern... Die Puste fehlte Ueberhaupt ist die Kondition nicht die Stärke der Südwest-Elf gewesen. Sie kamen immerhin abgekämpft aus drei schweren Qualifikationsspielen und hatten ihre Puste früher verloren, als man erwartete. Auch die hochgewachsenen Recken in der Abwehr — gerade auch sie — fanden im Eintracht-Wirbel keine Bande mehr. Es hätte auch noch gewaltiger aussehen können, das Ergebnis, aber vielleicht hätten allzuviel Tore nur den Spaß verdorben. Geigers Wandlung Im Eintrachtsturm erfuhr Geiger wohl die seltsamste Wandlung. Zunächst schien er wie ein gestrafter Schulbub in der Ecke zu stehen, und nichts gelang. Als seine Verzweiflung am größten schien, schoß Geiger ein Tor, wie es auch alte Hasen selten sehen. Von diesem Augenblick an war der Lange nicht mehr zu halten. Auch bei Bäumler und Kreß wechselten die guten und schlechten Zeiten. Die Abwehr, mit Wloka, fand sich nach anfänglichen Unsicherheiten, als die steilen Neuendorfer Vorlagen immer wieder Breschen schlugen, allmählich gut. Vor allem Bechtold 2 trat als Verteidiger hervor, während sein Namensvetter im Abspiel alles tat, um zu beweisen, daß der Außenläuferposten ihm am wenigsten liegt. Aber das schadete nichts, denn Schymik stellte den Anschluß an die vordere Linie immer wieder her und war der Lebendigsten einer.
Ziemlich schnell und überraschend trat Müller mit Vehemenz aul Miltzsches Zuspiel das Führungstor der Gäste, und zunächst bemühten sich mit vergeblichem Fleiß Heitkamp und Geiger, den Ausgleichstreffer zu schießen, am meisten wackelte Hopfenmüller noch bei einer Rückgabe von Mohrs. Als aber dann wieder eine gestochene Vorlage Heitkamps zu Bäumler kam, erinnerte sich dieser seiner Völklinger Treffer, spielte sich bis ans Tor und bugsierte den Ball unter dem sich werfenden Torwart ins Netz, und unmittelbar danach machte das Duo Pfaff-Heitkamp (Direktschuß von H.) den Führungstreffer. Zwanzig Minuten bis zum Wechsel ohne Tor, und doch viel Kurzweil: So einen harten Schädel wie Pick möchte man haben, der zweimal direkt hintereinander krachende Schüsse von Pfaff und Bäumler aus der leeren Torecke köpfte. Dann ein Spazierritt Pfaff-Bäumler, dann ein Kreß-Solo, beides mit Fehlschüssen abgeschlossen. Auch die zweite Halbzeit ließ auf weitere Tore warten, um so größer die Freude, als eine neue Kombination Pfaff-Heitkamp folgte und als dann auf Heitkamps Flanke Geiger das 3:1 gelang. Von Mohrs bedrängt, hatte er den Ball am linken Fuß, ließ ihn über den Kopf auf den rechten Fuß rollen — Gegner war düpiert und Schuß ein Kinderspiel. Mit einem Kopfball auf Flanke Bäumlers, der das 4:1 brachte, hatte Geiger Absolution bei allen Zuschauern. Schließlich hat jeder Fußballspieler sein „schwaches Stündchen". Das Gegentor Schmutzlers, stramm in die Ecke getreten, konnte die Stimmung nicht mehr ändern, und als dann Heitkamp in einem beschwingten Lauf (altes Herz wird wieder jung) das 5:2 einschmetterte, da waren die Zuschauer traurig, daß es schon dem Ende zuging. (Erich Wick in 'Der neue Sport' vom 22.05.1956)
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