Eintracht Frankfurt/FSV - Newcastle United

Freundschaftsspiel 1955/1956

1:2 (0:0)

Termin: 06.05.1956
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Sparring (Kassel)
Tore:1:0 Alfred Pfaff (48., Handelfmeter), 1:1 Davies (70.), 1:2 Keeble (82.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt/FSV Newcastle United

 


  • Ronald Simpson
  • George Lackenby
  • Alfred McMichael
  • James Scoular
  • Robert Stokoe
  • Stanley Keery
  • Leonard White
  • Reginald Davies
  • Victor Keeble,
  • William Curry
  • Robert Mitchell

 

Wechsel Wechsel
Trainer
Trainer
  • Duggie Livingstone

Simpsons Stellungskunst

Knapp und spät reifte Newcastles Sieg

Wieviele geheime Wünsche waren zum Riederwald gewandert. Der Wunsch, daß Newcastle United echten englischen Fußball zeige, der Wunsch, daß die Frankfurter Kombination zu einem harmonischen Ganzen würde und der Wunsch, daß man es den Engländern zeige. Keiner der geheimen Wünsche ging ganz in Erfüllung und doch war es ein gutes Spiel. Das scheint paradox, aber es ist leicht zu erklären.

Man darf von solchen Spielen nicht die Härte und den Einsatz eines Punktkampfes erwarten. Die Engländer wußten, was sie ihrem Cupruf schuldig waren, sie setzten sich ein, aber auch mehr nicht. Die Frankfurter Kombination schlug nicht wie erwartet ein. Was hatte man sich vom Flügel Pfaff-Kraus versprochen! Doch es lagen lange Jahre zwischen der Zeit, als beide noch in einer Mannschaft spielten, und diesem Spiel. Pfaff war guter Dinge, aber von Kraus sah man rein gar nichts. Er verschwand deshalb zur Pause in der Versenkung, um nicht wiederzukehren. Auch von den beiden linken Stürmern Kreß und Herrmann hatte man sich einiges erhofft. Doch beide spielten aneinander vorbei. Kreß stand nie auf seinem Flügel, meistens hing er weit zurück, oft vor dem eigenen (!) Strafraum. Vergebens sah sich Herrmann nach seinem Flügelstürmer manchmal die Augen aus.

Die Umstellung zur Pause schien gut: Herrmann wechselte auf die linke Seite und bildete mit Pfaff den „Frankfurter Traumflüger". Doch der Traum war bald ausgeträumt. Herrmann fand einfach keine Einstellung zu seinen Nebenleuten — auch zu dem wesensverwandteren Pfaff nicht. Kreß war in der rechten Verbindung wirksamer als zuvor als Außen, er harmonierte mit Bäumler sehr gut und kam auch mit Buchenau gut aus. Fast unüberwindlich stand die Frankfurter Abwehr. Besonders Wloka gab keinen Pardon und beherrschte den um einen Kopf größeren und weitaus kräftigeren Keeble, wie er wollte. Schymik schaltete sich oft als sechster Stürmer ein.

Bei den Engländern tat dies der gedrungene Läufer Scoular, der als Kapitän etliche Male durch Rufe und Gesten zu stärkerem Einsatz aufforderte. Scoular war allein des Kommens wert (die 200.000 Mark, die Newcastle für ihn an Portsmouth gezahlt hatte, auch, das sah man!) und er ließ Jackie Milburns Fehlen (erkrankt) vergessen. Mit Milburn wäre es im Sturm bei Newcastle wohl etwas zielstrebiger zugegangen. Unauffällig, das ist es, was man von den Engländern sagen konnte; unauffällig mit Ausnahme von Scoular und Simpson.

Newcastles Torwart trug ebenso einen knallgrünen Pullover wie am 1. Mai der Rampla-Juniors-Mann Rodigruez. Beides Torleute von Weltklasse mit einem traumhaft sicheren Stellungsspiel. Und doch welcher Unterschied: Simpson bei aller Sicherheit von einem sachlich-nüchternen Auftreten, während die Paraden des Uruguayers etwas theatralisch wirkten. Nun die Bergarbeiterstadt Newcastle ist eine Welt von dem heißen Montevideo getrennt. Horst Kickhefel

*

Herrjeh, das war ein Auftakt. Kreß war durchgebrochen, McMichel schaute ganz verdutzt drein: da schwebte auch schon die Flanke zur halblinken Position. Goldrichtig für Alfred Pfaff, der hineinstartete und Volley aufs kurze Eck donnerte. Aber Simpson, die Ruhe in höchster Potenz, schlug seelenruhig Volley gegen den Ball. Dann zog Kapitän Scoular im Mittelfeld ballschleppend davon, leider hielt er oft etwas zu lange den Ball. Seine Pässe kamen aber auch oft goldrichtig an. Einmal schoß er, es schien leicht, aus gut 25 Meter, so daß Rado sich strecken mußte. Danach war Curry frei durch, als Schymik etwas zu offensiv stand. Mit dem linken Fuß schlug er in den entferntesten Winkel. Gegen den Pfosten. Schade, man hätte ihm ein Tor gewünscht, so prächtig, überlegt und klar war sein Schuß. Drüben war Scheppe Kraus wirklich drüben, nämlich auf der rechten Seite. Geschickt umspielte er McMichael, erst den Ball vors linke Beinchen, aber dann kam eine Flanke. Ja, wenn da Buchenaus Kopf dazwischen gewesen wäre. So holte sie Simpsons Greiferarme herunter. Ein tückischer Aufsetzer von Keeble war bei Rado in sicheren Händen.

Bäumler kam für Kraus in die 2. Halbzeit, weil den „Scheppen" die Fürther Verletzung plagte. Herrmann wechselte auf Linksaußen, Bäumler blieb Rechtsaußen, und das gab neuen Schwung. Die „Umgestellten" fabrizierten dann auch die Vorarbeit zum 1:0. Herrmann, steil zu Kreß, der steuerte aufs Tor, legte hoch nach rechts, Bäumlers Kopfball traf knapp am Pfosten ins Tor, aber da stand McMichael, spielte mit Faustabwehr Torhüter, und das bedeutete Elfmeter. Pfaff, mit dem Außenrist, ins linke Ecke, Simpson stürzte ins andere. 1:0 in der 48. Min. Curry, White spielten sich prächtig durch, setzten Davies steil ein, knapp vorbei. Dann kam Keebles Steilpaß, Curry schoß wuchtig gegen die Latte (53.). Pfaffs Freistoß schwebte nach rechts, Bäumler schoß Volley gegen das Außennetz. Als dann Frankfurt drückte, trat Mitchells Steilpaß durch die gelöste Deckung. Davies überspurtete Wloka, es hieß 1:1 (70.). Und 12 Minute später schaffte Keeble den Siegestreffer, als die Abwehr schon frühjahrsmüde wirkte. (Karl Seeger in 'Der neue Sport' vom 07.05.1956)

 

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