1. FC Nürnberg - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1955/56 - 29. Spieltag
0:2 (0:0)
Termin: 22.04.1956
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Schmetzer (Mannheim)
Tore: 0:1 Erich Bäumler (70.), 0:2 Alfred Pfaff (89.)
1. FC Nürnberg | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Jakobi wurde verletzt Zehn Kämpfer vom Riederwald Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Die Eintracht kam wieder zu sich selbst Und dies im Zabo! Und dies, obwohl Weilbächer und Geiger fehlten! Und dies, obwohl der dafür eingestellte Ersatz keineswegs an die Durchschnittsleistung eines Weilbächer oder eines Geiger heranreichte! Und dies, obwohl Jakobi bereits in der 20. Minute mit einer tiefen Platzwunde im Oberschenkel ausschied und die Mannschaft also siebzig Minuten lang mit zehn Spielern durchstand. Verzeihung: Mit zehn Kämpfern! Die Riederwälder hatten es sich offenbar in den Kopf gesetzt, in Nürnberg ein Exempel zu statuieren. Alle längst verschütteten Tugenden tauchten wieder auf: Das Verbissene in der Abwehr, die Unbeirrbarkeit in der Läuferreihe und die Wucht und der gradlinige Angriffsstil im Sturm. Ja, sogar Alfred Pfaff wachte wieder auf. Wie ein Phantom geisterte er immer dann, wenn sich die Nürnberger am sichersten fühlten, durch die gegnerische Hälfte und forderte das Publikum zu rauschendem Applaus heraus. Jetzt noch ein wenig mehr Genauigkeit und etwas mehr Aufmerksamkeit auf die Abwehr, und er ist wieder der alte Pfaff, an dem auch Sepp Herberger seine Freude haben könnte. Aber die Eintracht lebte nicht allein von ihm. Sie ruhte in Nürnberg auf drei Säulen, die von vielen zuverlässigen Streben und Querverbindungen gestärkt und gestützt wurden. Pfaff mußte die Gunst des Publikums teilen mit Rothuber und Kress. Zuletzt schwärmten die 7000 Zuschauer überhaupt nur noch von Rothuber. Die gesunde Aufwärtsentwicklung des vielumstrittenen Mannes im Riederwälder Tor fällt schon seit Wochen ins Auge. Im Zabo lieferte er sein Meisterstück. Wenn Rothuber nur drei Viertel von dem geleistet hätte, was er wirklich leistete, wäre er immer noch gut gewesen. Er griff Bälle aus dem Dreieck, die andere Tormänner höchstenfalls noch zur Ecke abdrehen. Er hielt nicht nur, sondern er klärte. Pfaff hätte im luftleeren Raum operiert ohne Kreß. Der Richard spielte Verteidiger, Läufer und Stürmer zugleich, und diesmal durfte er es, denn er trug die Nummer Acht des Halbstürmers auf dem Rücken. Ein Verbinder hat von Natur aus mehr Bewegungsfreiheit als ein Mittelstürmer, der sich für alle Fälle in der gegnerischen Hälfte bereitzuhalten hat. Kreß lud sich zu dem mannigfaltigen Normalpensum eines Halbstürmers noch einen ganzen Sack voll anderer Aufgaben auf und hat sich dabei nicht verzettelt. Diese Säulen waren solide verstrebt. Bechtold und Kudraß ließen sich immer nur so lange von den Nürnberger Trickspielern etwas vormachen, bis es ernst wurde. Dann aber hatten sie das Bein dazwischen. Wloka ist ein ausgesprochener Spezialist in Sachen Schade. Nur einmal gelang es dem breitschulterigen Nürnberger Mittelstürmer, seinen Bewacher zu täuschen. Aber da stand der Torposten im Wege. Schymik und Höfer hielten sich auch in der stärksten Bedrängnis den Ausblick nach vorn offen, und auch ein Morlock konnte Höfer nicht auf seinen stets richtig angesetzten Spritztouren in die Nürnberger Hälfte abbremsen. Der Sturm allerdings bestand im wesentlichen nur aus Kreß und Pfaff. Jakobi lief bis zu seinem Ausscheiden dem harten Ucko stets genau in die Arme, und Hesse wurde ein Opfer des cleveren Baumann. Immerhin, und das sei dem Verlegenheitsmittelstürmer hoch angerechnet, gewann der Riederwälder Angriff durch das unverdrossene Nachsetzen und den unzerbrechlichen Kampfesmut etwas Aggressives und Giftiges. Auch bei Bäumler blitzte nach vielem Mittelmäßigen hin und wieder ermutigende Szenen auf. Alles in allem freilich imponierte in der Eintracht mehr das Herz als der Kopf. Für Aestheten gab das Spiel nicht viel her. Allein die Lücken im Sturm verhinderten eine runde, abgeglichene Partie, Dazu kam der Nürnberger Wirbel, aus dem man sich nur mit Gewalt befreien kann. Die Eintracht hatte nach zwanzig Minuten gerade die Umklammerung durchbrochen, als der Fall Jakobi geschah. Jakobi wurde an der Strafraumgrenze von dem herausgelaufenen Schaffer in einer so rigorosen Art gefällt, daß die Tribüne aufstöhnte. Der Fall war einen Elfmeter wert und einen Platzverweis dazu. Beides blieb aus. Aber die Eintracht kämpfte weiter, als sei nicht geschehen. Mit zehn Mann wurde der Befreiungsakt vollendet. Dieser Schreck mag mit dazu beigetragen haben, daß die Riederwälder nach dem Wechsel vorsichtiger wurden. Man beschränkte sich nun ganz auf das taktische Wechselspiel zwischen Defensive und Konterstoß und kam zu zwei Treffern. Beim ersten im Anschluß an einen Eckball von Pfaff stand Höfer an der gegnerischen Strafraumgrenze. Sein Kopfball blieb an Bäumler hängen, und dieser brauchte nur noch eine "zackige Kehrtwendung" hinzulegen, um das Leder in die Ecke zu stopfen. Das zweite Tor fiel in der 89. Minute durch einen der bekannten Kunstkicks von Pfaff, der einen Freistoß um Haaresbreite an der Abwehrwand vorbei bugsierte. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 23.04.1956)
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