Jahn Regensburg - Eintracht
Frankfurt |
Oberliga Süd 1955/56 - 28. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: 15.04.1956
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Tschenscher (Mannheim)
Tore: 1:0 Kruppa (10.)
Jahn Regensburg | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Wiedersehen mit Höfer Glückstreffer gegen Eintracht Die kalten Duschen kamen so früh, daß die Einfracht keine Zeit hatte, sich darauf einzustellen. Dusche Nummer 1 kam aus einer Wolke, schwarz wie ein Kohlensack, die sich fünf Minuten vor Spielbeginn im D-Zugtempo vor die Sonne schob und ihren ganzen Inhalt auf das Jahnstadion schüttete. Selbst für das fixe Schildger-Karlche blieb unter diesen Umständen keine Muße, die Stollen auszuwechseln, und schon begann die frisch-fröhliche Rutschpartie. Immerhin sei dieser ersten Dusche zugestanden, daß sie sich gleichermaßen über Gastgeber wie über Gäste ergoß. Anfangs schien es sogar, als wären die Riederwälder die besseren Wasserballer. Sie stürmten! Sichtlich beeindruckt von dem Ungestüm der Eintracht patschten die Regensburger Abwehrspieler verwirrt im eigenen Strafraum herum, und besonders der schwere Beyerlein steckte bis zum Hals in dem Strudel, den die rechte Eintrachtflanke zehn Minuten lang aufrührte. Weilbächer und Bäumler trieben scharfe Keile von außen her in Richtung Tor, und der lauernde Kreß profitierte eine ganze Menge davon. Einmal war er schon bis in die Nähe des Elfmeterpunktes durchgebrochen und hatte nur noch den gegnerischen Tormann vor sich, aber ein leichter Stoß des Verfolgers in den Rücken des Ausreißers genügte, und Kreß rutschten die Beine unterm Leib weg. Der Druck der Eintracht auf das gegnerische Tor hatte gerade seine volle Stärke erreicht, als die zweite kalte Dusche herunterplatschte. Diesmal war es nicht der Regen, sondern ein Abschlag von Niemann, der weit hinter der Mittellinie in den Sumpf platschte und von dort aus in unerwartet spitzem Winkel an den verdutzten Abwehrmännern der Riederwälder vorbei in den freien Raum schnellte. Kruppa schnellte dem Ball nach und erreichte ihn kurz vor dem herauslaufenden Rothuber. 1:0 für Regensburg in der 10. Minute! Der Schuldige an diesem Rückschlag war schnell gefunden. Bechtold II stand nämlich in Reichweite, als der Ball aufschlug, und er stand deshalb dort, weil er den leicht angeschlagenen Wloka als Stopper vertrat. Damit hatte sich also wiederum auf drastische Weise erwiesen, daß Bechtold II auf diesem Posten unter merkwürdigen Hemmungen leidet. Trainer Windmann erschien zwar sofort an der Außenlinie, um seine Umstellungsorder zu geben, aber zu spät. Die Entscheidung war schon gefallen. Um so schmerzlicher, als Bechtold I, der nun in die Mitte rückte, in den restlichen achtzig Minuten eine exzellente Stopperpartie lieferte und alle Anzeichen darauf hindeuteten, daß ihm der Patzer seines Vorgängers nicht passiert wäre. Bechtold II zog sich als linker Verteidiger zurück und schlug sieh hinfort gegen den gefährlichsten Stürmer des Gegners, gegen Effenhauser, brav und ohne Tadel. Und linker Läufer wurde der als Verteidiger gestartete Höfer. Jawohl, Höfer!! Der von Herberger nicht vergessene Rekonvaleszent rückte nach einigen Aufbauspielen in der Reserve erstmals wieder in die Oberliga auf und diese Luftveränderung schien ihm wohl zu tun. Allerdings stand sein Sinn diesmal noch vorwiegend auf Angriff. Bei jedem Vorstoß trabte er mit bis an den gegnerischen Strafraum, fing manchen von der Deckung bereits abgewehrten Ball ab, bot sich geschickt den in Bedrängnis geratenen Nebenspielern an und besaß schließlich sogar die erlösende Frechheit, aus jeder nur halbwegs aussichtsreichen Entfernung zu schießen. Gewiß, den Schüssen fehlte es noch an Richtung und Wucht, aber das lag zu einem großen Teil an den unsicheren Bodenverhältnissen. Es wird schon werden. Der „Sonnyboy" hatte sogar das Glück, daß sein persönlicher Gegner Kruppa die ihm zugestandenen Freiheiten nur selten zu nutzen verstand, und daß daher einige Nachlässigkeiten in der Deckung kaum auffielen. Schade, daß der sympathische Höfer gegen Ende dem grimmigen Beyerlein einmal fern von den Geschehnissen das Bein stellte. (Nicht alle Schiedsrichter sind so nachsichtig wie der Mannheimer Tschenscher, der es trotz des lärmenden Publikums bei einer strengen Verwarnung beließ. Zu Höfer und Bechthold I schlossen nach und nach auch Kudraß und Schymik auf, der allerdings erst nach der Pause ganz zu sich selbst kam und da auch Rothuber kein Fehler unterlief, drohte der Abwehr vom mittelmäßigen Regensburger Sturm nur selten eine echte Gefahr. Bleiben also alle Vorwürfe wieder am Sturm hängen, obwohl zumindest vier von den fünfen ihre normale Leistung brachten und manchmal sogar mehr. Mehr brachte zum Beispiel eine Halbzeit lang Bäumler, der seinen alten Freund Beyerlein (stammt ebenfalls von Weiden) mit einer bei den Mainischen Rechtsaußen ungewohnten Kaltschnäuzigkeit anging und mehr brachte auch Weilbächer, der hin und wieder nicht nur Kraft, sondern auch Verstand verriet. Kreß dagegen „verriß" sich zwischen hunderterlei Aufgaben und Geiger — wer könnte es anders gewesen sein — verpatzte die beste Chance, als er eine Flanke von Bäumler aus zwei Meter Entfernung über das Tor praktizierte. Immerhin waren alle mit Feuereifer bei der Sache. Ausnahme: Alfred Pfaff! Der Alfred — es scheint — ist bereits zum Sommerfußball übergegangen und daran lag es auch, daß die übrige Eintracht in Energiefußball steckenblieb. Die Energie reichte immerhin aus, um eine permanente Feldüberlegenheit herzustellen, die sich noch steigerte, als Beyerlein, verletzt, eine halbe Stunde vor Schluß auf Rechtsaußen wechselte. „Schwein gehabt!" sagte ein Regensburger beim Schlußpfiff in einer edlen Anwandlung von Selbsterkenntnis. (Ludwig Dotzertt in 'Der neue Sport' vom 16.04.1956)
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