Schweinfurt 05 - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1955/56 - 26. Spieltag

0:1 (0:1)

Termin: 25.03.1956
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 0:1 Eberhard Schymik (19.)

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Schweinfurt 05 Eintracht Frankfurt

  • Käser
  • Grimm
  • Schmitt
  • M.Kupfer
  • Merz
  • Lang
  • Wendrich
  • Rath
  • Albert
  • Burkhardt
  • Aumeier

 


 

Trainer
  • Fritz Teufel
Trainer

Schmährufe für Eintracht

Rastloser Schymik

„Na ja, es hat gereicht", kommentierte Rudi Gramlich, als er sich von seinem Marterstuhl erhob. Er und seine Mannen hatten allerhand auszustehen, ehe feststand, daß das eine Tor von Schymik tatsächlich zwei Punkte erbracht hatte. Der Boden am Elfmeterpunkt vor dem Eintrachttor war aufgewühlt von Massenaufläufen, und immer mußten die Riederwälder befürchten, daß sich der Ball doch noch einmal auf irgendeine komische Tour ins Netz schleichen würde. Wohlgemerkt: auf eine komische Tour. Anders ging es nicht.

Die Frankfurter blieben selbst im wildesten Kampfgetümmel Herr ihres Strafraumes. Nur in ganz seltenen Fällen wurde eine Schußbahn für Schweinfurt frei, und wenn, dann stand Rothuber, der sich im Augenblick überhaupt nicht aus dem Eintrachttor hinwegdenken läßt, an der richtigen Stelle. Wie ein gereizter Wespenschwarm setzte sich die Eintracht zur Wehr, und daran sind die Schweinfurter Zuschauer selbst schuld. Die 8000 erwiesen nicht nur sich selbst, sondern auch ihrer Mannschaft einen schlechten Dienst, als sie beim Erscheinen der Gäste in Schmährufe ausbrachen. Schwer festzustellen, ob sie wegen des 1:1 der Eintracht in Schweinfurt oder wegen ihrer letzten 2:3-Niederlage am Riederwald oder darüber böse waren, daß ihnen gegen die Eintracht seit 1952 auf ihrem eigenen Platz kein Sieg mehr gelang. Jedenfalls gab es viele Mißtöne. Der Unsinn ging sogar so weit, daß jeder Eintrachtspieler, der es wagte, einem Gegner den Ball abzunehmen, mit Pfuirufen bedacht wurde.

So wuchs in den Riederwäldern von Minute zu Minute die „Nun-erst-recht-Stimmung". Schymik wurde zu einem Energiebündel, und die übrigen Abwehrspieler eiferten ihm nach. Aber Schymik blieb von der ersten bis zur letzten Minute unerreicht. Er war da, wenn keiner mehr da war, und er stoppte schwerste Schüsse mit Kopf, Brust und verlängertem Rücken. Er war da, wenn es im Mittelfeld etwas zu ordnen gab, und er war auch da, als man einen Torschützen brauchte. In der 18. Minute rannte er in verhaltenem Lauf einem langsam aus dem Schweinfurter Zuschauerraum ins Feld zurückrollenden Ball entgegen und schoß aus 25 Meter mit Wucht und Ueberlegung in die obere Ecke. Ein Tor, das zwei Punkte wert war. Selbst den Schweinfurter Krakelern verschlug es den Atem.

Noch ein Verdienst von Schymik: Trotz des enormen Pensums, das er sich aufgeladen hatte, kam er noch dazu, seinem Hintermann Bechtold II zu helfen, der bei Aumeier hin und wieder ins Schwimmen geriet. Aumeier und Albert verursachten überhaupt der Eintracht-Deckung die größten Plackereien, und eine Viertelstunde lang fiel Wloka auf die Tricks des Mittelstürmers prompt herein. Auf die Dauer jedoch ließ der eiserne Hans das nicht mit sich machen, und in der zweiten Hälfte gehörte jeder Abschlag des gegnerischen Tormanns ihm. Albert hatte ausgespielt. Das übrige erledigte sich ohne übermäßigen Aufwand. Daß Bechtold I auch mitspielte, sah man allerdings an der Harmlosigkeit seines Gegenspielers Rath, über den zwar sämtliche Kombinationen liefen, der aber stets in den Vorbereitungen steckenblieb. Adolf Bechtold muß ihm in aller Stille den Nerv gezogen haben.

Ja, hin und wieder durften sie froh sein, daß ihnen eine höhere Niederlage erspart blieb! Die Eintracht entwickelte zwar nicht solche Gewalten wie ihr Gegner, aber wenn dessen Kraftausbrüche verrauscht waren, dann hatte sie die stärkere Kondition im Mittelfeld und baute die soliden Kombinationen auf. Auch dies zunächst ein Verdienst von Schymik. schließlich aber auch die Tat eines erfrischten Weilbächer. Die beiden Jungen speisten den übrigen Sturm mit Kraft. Kreß hatte die strikte Weisung, zunächst auf alle Fälle vorn zu bleiben, um die gegnerische Abwehr zu beschäftigen, und er rieb sich in dieser undankbaren Aufgabe auf. Pfaff gingen — als einzigem — die Pfiffe des Publikums gegen die Eintracht auf die Nerven, und er strengte sich nur zu Anfang an.

Ja, und Baier, der den indisponierten Geiger ersetzte ... Er spielte wie immer, wenn er in die Erste kommt: Ueberhitzt, nervös, ohne Blick für die Situation. Vielleicht muß man ihm Zeit lassen. Vielleicht, sicherer ist es, sich mit einem indisponierten Geiger zu begnügen. Kreß machte schließlich das meiste auf eigene Faust und erzielte dabei gegen den besten Abwehrspieler der Schweinfurter gegen Merz, immerhin beachtliche Erfolge. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 26.03.1956)

 

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