BC Augsburg - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1955/56 - 24. Spieltag
4:2 (3:1)
Termin: 11.03.1956
Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Hubbuch (Bruchsal)
Tore: 1:0 Eberhard Schymik (15.. Eigentor), 2:0 Biesinger (24.), 3:0 Müller (39.), 3:1 Hans Weilbächer (41.), 3:2 Helmut Geiger (51.), 4:2 Schlumpp (77.)
BC Augsburg | Eintracht Frankfurt |
|
|
Trainer
|
Trainer |
Ohne Alfred Pfaff Hubbuch pfiff Fata Morgana-Tor Das Rosenau-Stadion scheint verhext, wenn die Frankfurter kommen. Auch diesmal wieder fielen zwei Tore zu viel gegen die Gäste vom Main und zwar gerade diejenigen zwei Tore, die den Frankfurtern das Unentschieden verdarben. Ein Unentschieden aber war das Spiel wert, vielleicht sogar mehr, denn die Eintracht kämpfte unter erschwerten Bedingungen. Sie spielte ohne Regisseur, da Alfred Pfaff in Praunheim blieb, um seine Grippebazillen auszuschwitzen, und sie spielte trotzdem — na sagen wir — nicht übel. Jedenfalls nicht übler, als der Gegner, dem vielmehr an Punkten liegen mußte als den Frankfurtern, denn der BCA wollte endgültig die Abstiegsgefahr bannen. In Fleiß und Aufmerksamkeit verdiente sich die Eintracht sogar ein glattes „Gut". Sogar die beiden Tore, die der Schiedsrichter erzielte, konnte die Männer um Richard Kreß nicht verdrießen, ja sie legten noch nicht einmal Protest ein oder auch nur andeutungsweise. Um so bemerkenswerter als es sich bei der ersten Fehlentscheidung um den Augsburger Führungstreffer handelte. Von Schymiks Kopf spritzte das Leder unglücklicherweise in Richtung Torkreuz, wo es glücklicherweise auf dem Kopf von Bechthold eintraf und in den Strafraum zurückprallte. Kein Zuschauer muckste sich, auch der Nachschuß wurde abgewehrt, diesmal von Rothuber und schon orientierten sich die Riederwälder wieder nach vorn, als sich endlich herumsprach, daß Hubbuch (Bruchsal) längst auf Tor erkannt hatte. Nach seiner Version sollte der Ball die Linie bereits überschritten haben, als Bechthold zu seiner Abwehraktion kam. Einen Mumm haben diese Pfeifen-Männer a la bonheur! Besonders allerdings, wenn es gegen die Gäste geht! Nicht minder dick war die zweite Fehlentscheidung, die die Eintracht zu einem Zeitpunkt traf, als ganz Augsburg vor dem Ausgleichstor zitterte. Niklasch, der rechte Läufer, preschte durch die Hälfte der Eintracht. Es sah schön aus, konnte aber nur dazu führen, daß einer seiner Stürmer unterdessen ins Abseits lief. Aus geradezu klassischer Abseitsstellung brachte dann Schlump auch sein Tor unter. Diesmal protestierte die Eintracht überhaupt nicht. Man sparte die Luft, um noch einmal gegen das BCA-Tor anzurennen, diesmal ohne Hoffnung, aber nicht minder verbissen. Dieser unzerbrechliche Angriffsgeist war das Beste an der Eintracht und das Ueberraschende. Man hatte den Verteidiger Bechtold an Stelle von Heilig auf den Posten des linken Läufers versetzt und so lag der Schluß nahe, daß in Augsburg die Sicherheit vor allem gehen sollte. Weit gefehlt! Die Eintracht wollte den BCA im Handgalopp niederrennen, und der gute Bechtold rannte mit. Er tat — wie alle Riederwälder Außenläufer — mehr für den Aufbau als für die Abwehr. Bäumler kurvte nach innen, und der in die Ecke schnellende Gitschier kam gerade noch zurecht, um seinen harten Schuß zur Ecke zu drehen. Geiger verlor nur um Millimeter einen Wettlauf mit dem Augsburger Tormann, als Bechtold eine Vorlage von Pfaffscher Qualität in den freien Raum schickte, und vier Eckbälle folgten in kurzen Abständen voneinander. Das war der Auftakt! Und diese Courage ebbte erst ab, als der ärgerliche Augsburger Führungstreffer dazwischen kam. Um so deutlicher erkannte man anschließend die Mißlichkeiten in der Eintrachtabwehr. Mißlich war vor allem, daß Bechtold, den man auf Biesinger angesetzt hatte, in der Praxis auf einen ganz anderen Gegner stieß, denn nicht Biesinger stürmte halblinks, sondern Platzer. Der aufgedrehte Herberger-Schützling trug die Nummer Neun auf dem Rücken und trieb sich überall und nirgends herum. Ueberall aus Augsburger Perspektive gesehen, nirgends aus Wlokas Blickwinkel betrachtet. Der „eiserne Hans" war selten so ratlos wie im Kampf gegen diesen Irrwisch. Nach einiger Zeit ließ er Biesinger einfach laufen und wartete im Hintergrund auf günstigere Gelegenheiten zum Eingreifen. Mehrmals jedoch kam er zu spät, unter anderem auch bei Tor Nummer zwei, das Biesinger — völlig ungeschoren — aus Rechtsaußen-Position in die entfernte Ecke drosch. Die Verwirrung in der Eintrachtdeckung hielt an bis zum dritten Treffer, den Platzer im Zweikampf mit Rothuber unterbrachte. Dann griff die Eintracht noch konsequenter an, und mit dieser Methode kaschierte sie die Unzulänglichkeiten in der eigenen Deckung, wo sich Reservist Bechtold II neben Kudrass noch am besten hielt, mit Erfolg. Ein typisches Weilbächer Tor vor der Pause — mehr über die Linie gesprengt als getreten — und ein Treffer von Geiger nach der Pause erschütterte den BCA derart, daß er sich nie mehr ganz erholte. Kress wurde immer mehr zum legitimen Vertreter von Pfaff, wenn er ihn auch nicht ganz erreichte, Geiger gab keine Vorlage verloren, und auch Bäumler erlebte so etwas wie eine späte Blüte. Weilbächer und Feigenspan übertrafen sich gegenseitig an Hingabe, aber auch an Ungeschicklichkeit, und da es deshalb nie zu einer runden, abgeschlossenen Angriffsaktion reichte, blieben den Riederwäldern trotz aller Ueberlegenheit weitere Treffer versagt. Geschlagen allerdings gab sich die Eintracht erst nach Schlumpps Abseitsmasche. Das war zuviel des Schlechten. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 12.03.1956)
Adolf Patek neuer Eintracht-Trainer Seit Wochen hatten die Frankfurter Fußballfreunde ein aktuelles Thema. Wer wird der Nachfolger Windmanns als Trainer bei der Eintracht? Die Vereinsleitung der Eintracht hat zwar den Namen des "neuen Mannes am Riederwald" noch nicht bekanntgegeben. Seit vorigen Montag steht es aber schon so gut wie fest, daß Adolf Patek, der vom Karlsruher SC scheidende Trainer, das Eintrachttraining übernimmt. Patek war am vorigen Montag zur Vertragsunterzeichnung in Frankfurt. Patek gehört zu den international weitgereisten Trainern. Er spielte selbst international in Wien und Prag, wo er zuerst der Sparta, später dem DFC angehörte. Als Trainer wollte Patek schon einmal nach Frankfurt. Das war 1949, als er mit dem FSV in Verhandlungen stand, aber kurz vor Vertragsunterzeichnung dann als Verbandstrainer nach Luxemburg ging. Auf Umwegen kommt er zur neuen Fußballsaison doch an den Main, nachdem sich in den letzten Jahren der österreichische Fußballbund mehrmals vergebens um ihn bemüht hatte.
|