Eintracht Frankfurt - FSV Frankfurt

Oberliga Süd 1955/56 - 21. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: 19.02.1956
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 1:0 Werner Heitkamp (26.), 1:1 Buchenau (61.)

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Eintracht Frankfurt FSV Frankfurt

 


  • Klemm
  • Nold
  • Krone
  • Lurz
  • Schwarz
  • Niebel
  • W.Mayer
  • Strittmatter
  • Buchenau
  • Herrmann
  • Willi Kraus

 

Trainer Trainer
  • Willibald Kreß

Gerechtes Ergebnis

Werner Mayer auf zwei Posten

Das 109. Frankfurter Derby stand im Zeichen des Schnees. Des Schnees, der pausenlos vom Himmel herabrieselte und des Schnees, der seit einigen Wochen den Boden bedeckt. Man hatte ihn zwar ziemlich glattgewalzt, aber er machte den Spielern doch sehr zu schaffen, so daß man mit den Zensuren nicht allzu streng sein darf.

Dieses 1:1 wurde dem Spielverlauf gerecht. Immerhin hatte sich die Eintracht bis zur 60. Minute an Ihrem 1:0-Vorsprung erfreuen können, während den Bornheimer Anhängern immer beklommener zumute wurde. Sie sahen beide Punkte entschwinden, obwohl ihre Mannschaft kämpfte und kämpfte, um zum Ausgleich zu kommen. Als er dann fiel, sah es für eine Weile böse um die Eintracht aus. Die Blauschwarzen rannten den aussichtslos scheinenden Bällen nach, sie gaben keinen Meter Boden mehr preis. Doch der Sieg kam nicht mehr zustande, ihre Kraft war beim Verfolgungsrennen im Schnee ebenso entschwunden wie bei der Eintracht.

Man hatte sich beim Sportverein einen Plan zurechtgelegt: Werner Mayer trug zwar die Nummer Sieben auf dem Rücken, er zog sich aber zur Verstärkung der Läuferreihe zurück und hatte ein liebevolles Augenmerk auf Pfaff. Der Plan war gut, doch er war nicht mehr gut, als nach dem Ausgleich die Riederwälder Abwehr wankte. Hier hätte man Werner Mayer konsequent vorne lassen müssen. Das Pendeln hatte keinen Sinn mehr, zumal Pfaff längst resigniert hatte und der Eintrachtsturm alles andere als sehr gefährlich war.

Vielleicht war das Konzept dieses Planes nicht völlig durchgearbeitet worden. Warum zog man die meisten Bälle auf Strittmatter? Das fragte man sich immer wieder, zumal Strittmatter auf dem Boden sehr hilflos wirkte und gar nichts von seiner sonstigen Gefährlichkeit ausstrahlen ließ. Gewiß, Herrmann war an diesem Sonntag nicht der Spielmacher, dazu wurden ihm von seinem Bewacher Schymik zu sehr die Flügel beschnitten. Man hätte Kraus mehr einsetzen sollen und auch Buchenau. Zu Beginn wäre das besonders angebracht gewesen, als dem Niederwöllstädter Wloka-Ersatz Bechtold II (Lampenfieber?) einige Fehlschläge unterliefen. Doch nach zwanzig Minuten stellte man bei der Eintracht um: Kudrass bewachte nun Kraus, Bechtold I stand in der Mitte und Bechtold II auf dem linken Verteidigerposten, wo er sich gut aus der Affäre zog. Bei Kudrass war der „Scheppe" dann so ziemlich abgemeldet, sein ehemaliger Vereinskamerad kannte alle seine Schliche.


Heitkamp erzielt das 1:0 für die Eintracht

Die Eintrachtabwehr hatte sich gefestigt — und schon setzte der Sturm zur zweiten Offensive an. Die erste hatte man in den ersten zehn Minuten unternommen, wobei Klemm zweimal großartig retten mußte und Bäumler einmal freistehend verzog. Als einziges Positivum aus dieser Zeit hatte der FSV ein Tor Herrmanns aufzuweisen, das aber nicht gewertet werden konnte, weil Kraus abseits gestanden hatte. Doch die zweite Offensive der Riederwälder führte auf ihrem Höhepunkt zum Erfolg: Pfaff spielte den Ball Heitkamp zu, der sich zweimal um seine Achse drehen mußte, um angreifende Bornheimer aus dem Weg zu räumen, und dann überlegt einschoß. Die Bornheimer machten sich auf die Verfolgung, Werner Mayer wäre beinahe ein Tor geglückt, aber sonst behielten die Riederwälder den Kopf oben, zumal Rothuber sehr aufpaßte.

Die Bornheimer Verfolgungsjagd hielt auch nach der Pause an, zumal das Zuspiel bei der Eintracht schlecht war und meistens beim Gegner landete. Man spielte Klein-Klein, auch Kreß lief zu wenig, und hätte am Samstag in Offenbach zusehen müssen. Der VfR Manheim hatte gezeigt, wie es gemacht wird, jedenfalls raubte man sich mit diesem Quergepasse die Kräfte. Dabei ließ Nold erschreckend nach und konnte Geiger nicht so wie vor der Pause halten. Immerhin behielt Krone gegenüber Kreß die Uebersicht.

Der FSV spielte etwas steiler, und das führte wenigstens zum Teilerfolg. Ein unnötiges Foul Schymiks war letzten Endes die Ursache für den Ausgleich. Herrmann hob den Freistoß raffiniert vor das Eintrachttor, wo ihn Buchenau (höher springend als Rothuber!) nur noch einzuköpfen brauchte.

Doch die Wendung, die sich die Bornheimer ersehnten, kam nicht. Man stritt sich weiter im Mittelfeld um jeden Ball, und beide Seiten schienen mit dem Unentschieden zufrieden. Das Derby stand ungewollt im Schatten des VfR Mannheim. Es darf aber allen Derbyteilnehmern bescheinigt werden, daß sie sich äußerster Fairness befleißigten und Jakobi sein Amt leicht machten. (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 20.02.1956)


Stimmen zum Derby

Trainer Windmann: Das Spiel war nicht gut. Das lag vor allem an den schlechten Bodenverhältnissen. In der 1. und auch lange Zeit in der 2. Hälfte war der FSV sehr stark. Zum Schluß waren wir dann wieder überlegen. Bei diesen Platzverhältnissen ist dem Zufall Tür und Tor geöffnet.

Trainer Kreß: Das Derby nahm einen gerechten Ausgang. Wir sind mit dem Punkt sehr zufrieden. Bedauerlich war nur, daß so ein Spiel von so wenig Zuschauern besucht war. Wir haben den Punkt auf Grund unserer Vorteile bestimmt ehrlich verdient.

Spielausschußvorsitzender Berger: Bei so einem Wetter gehört kein Fußball gespielt. Es war ein gerechtes Ergebnis. Der FSV hat vor allem vor Halbzeit klarer gespielt. Geiger und W. Mayer haben mir durch ihre Einsatzfreude besonders gefallen.

Eintracht-Vorsitzender Gramlich: Man sollte bei so einem Wetter keimen Fußball spielen.

Spielausschußmitglied Ferdi Becker (FSV): Ich bin mit dem Spielausgang sehr zufrieden, es kann sich keiner beschweren.

 

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