VfR Mannheim - Eintracht Frankfurt |
Oberliga Süd 1955/56 - 18. Spieltag
1:0 (0:0)
Termin: 22.01.1956
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Kandelbinder (Regensburg)
Tore: 1:0 Diehl (56.)
VfR Mannheim | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Eintracht-Abwehr war großartig Pfaff - Erscheinung von einsamer Größe An den Brauereien ging der Geist von 1952/53 um, dem erfolgreichsten Nachkriegsjahr der Eintracht. Genau wie damals kämpfte die Abwehr wie um ihr Leben, und diese Hingabe machte sie fast unverwundbar. Genau wie damals war der Sturm auf Alfred Pfaff, dem Einsamen, angewiesen. Diesmal aber war Alfred noch einsamer, und ganz allein wäre im Fußball auch ein Halbgott machtlos.
Riederwalds Stolz war die Deckung. So kämpfte die Abwehr damals, als die Truppe um Wloka fast allein eine Meisterschaft gewann. Meister Wloka, der sonst mit den Fäusten auf den Boden trommelt, wenn das entscheidende Gegentor fällt, blieb diesmal gelassen, wem sollte er auch einen Vorwurf machen? Rothuber hielt, was zu halten war, und manchmal noch mehr. Bechtold klemmte sich an de la Vigne wie ein Schatten und bestach vor allem durch seine Beherrschung, die ihn davor bewahrte, ins Leere zu laufen. Kudraß war durch keinen Trick abzuschütteln und Wloka konnte scheinbar seine Beine in der Not verlängern wie ein Stativ. Schymik entwickelt sich immer wieder zu einem Meister des Bodenkampfes und verlor auch im Parterre nie ganz die Uebersicht. Der wunde Punkt lag dort, wo Heilig und Langlotz zusammenspielten. Aber auch dies ließ sich verschmerzen, und Heilig trug allem viel Nützliches zur Abdichtung auftretender Lücken bei. Der Angriff allerdings schien meist von allen guten Geistern verlassen. Er spielte mit Pfaff, aber ohne Pfiff. Kreß steckt noch tief in der Rekonvaleszenz, entwickelte nur selten seine Gewalten und fiel in technische Mängel zurück, die längst überwunden schienen. Bäumler litt unter argen Konzentrationsschwierigkeiten beim direkten Schießen und Geiger erschrak vor jeder Chance mehr als vor seinem Bewacher Hofmann, mit dem er vor dem Strafraum recht gut fertig wurde. Da konnten einige sehenswerten Sprints von Feigenspan, der im Umgang mit Verteidigern noch lange nicht perfekt ist, auch nichts helfen. Es blieb eben wieder alles an Alfred hängen. Aber Alfred fühlte eine Halbzeit lang die Augen von Herberger im Rücken. Er brauchte 45 Minuten, um seine Unbefangenheit zurückzugewinnen. Dann jedoch müßte er mit seinem Spiel auch des Bundestrainer steinern Herz gerührt haben Drei Eintrachtfahnen gingen über den Stehterrassen hoch, als die Riederwälder einliefen. Der reichlich erschienene Anhang der Frankfurter hatte auch allen Grund zum Jubeln, denn mit der 8 auf dem Rücken lief Richard Kreß mit ein. Die Mannheimer dagegen erschienen ohne den verletzten Oetti Meyer, der durch den 19jährigen Diehl vertreten wurde, und der Riederwälder Jubel hielt an. Nach einem Solo von Pfaff, der diesmal von dem herzlich begrüßten Bundestrainer Sepp Herberger beobachtet wurde, erzwang die selbstbewußt auftretende Eintracht bereits bei ihrem ersten Vorstoß zwei Eckbälle hintereinander, die gleich zu ernsthaften Chancen führten. Erst dann kam der VfR zur Besinnung, und auch er hatte sofort eine große Gelegenheit, als Laumann plötzlich vor Rothuber auftauchte, jedoch in die Wolken zielte. Allmählich jedoch pendelte sich das Spiel aus. Bei der Eintracht liefen alle Angriffe über Pfaff, der jedoch zunächst leicht befangen schien, bei Mannheim über Langlotz, der aber von Heilig verbissen verfolgt wurde. So dauerte es geraume Zeit, bis die beiden Tormänner wieder einmal in echte Verlegenheit kamen. Die Verlegenheit, in die Rothuber nach einem Freistoß von Langlotz kam, war allerdings mehr als echt. Bei einem scharfen Angriff der nachdrängenden Mannheimer Stürmer verlor der Eintrachthüter den bereits gefangenen Ball, und nur eine verzweifelte Rettungstat von Wloka bewahrte die Riederwälder vor dem schlimmsten. Jetzt stieß Mannheim entschlossen nach, zum erstenmal seit Beginn befand sich die Eintracht in der Umklammerung. Aber schon der erste Ausbruch von Pfaff erbrachte eine
großartige Gelegenheit. Ein Schuß des Alfred prallte von
der gegnerischen Abwehr hinüber zu Geiger, der 10 m vor dem Tor
unbedrängt, in nahezu idealer Schußstellung wartete. Sein
Schuß jedoch mißglückte kläglich. Oh, diese Nerven! Auf einmal war Pfaff eine Erscheinung von einsamer Größe. Er führte Regie, spielte und — nein, vollstrecken konnte er diesmal nicht. Dafür paßte die Mannheimer Abwehr zu gut auf. Pfaff brauchte also noch einen Mann, der wenigstens 75 Prozent seiner Leistung gebracht hätte. Dieser Mann fehlte. So brach sich der Eintrachtansturm immer dann, wenn der Alfred nach Beistand suchte, und so hatte die Abwehr des VfR immer wieder Zeit, eingerissene Bastionen im Torraum wieder aufzurichten. Von diesen Bastionen prallten die Bälle dann zur Ecke. Ein halbes Dutzend schönster Eckbälle oder mehr sprang allein von dem Leuchtturm Keuerleber ins Feld zurück. (Ludwig Dotzert in 'Der neue Sport' vom 23.01.1956)
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