Eintracht Frankfurt - FC Schweinfurt
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Oberliga Süd 1955/56 - 11. Spieltag
3:2 (1:2)
Termin: 20.11.1955
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Eisenmann (Heidelberg)
Tore: 0:1 Geyer (4.), 0:2 Burkhardt (28.), 1:2 Alfred Pfaff (38.), 2:2 Alfred Pfaff (51.), 3:2 Alfred Pfaff (62.)
Eintracht Frankfurt | FC Schweinfurt 05 |
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Trainer | Trainer
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Eintrachtgeist lebt noch Die Ränke des Alfred Pfaff In der „Stunde der Not" hat die Eintracht kämpfen gelernt. Wenn es eine Punktewertung für das Samstagspiel im trüben Novemberlicht und vor der schwachen aber übertrieben nervösen Kulisse der 6000 gegeben hätte, wäre ihr fast die Höchstzahl zuerkannt worden. Die Zuschauer, die nach dem zweiten Schweinfurter Treffer demonstriert hatten, wurden rasch wieder ausgesöhnt. „Der alte Eintrachtgeist lebt doch noch", sagte jemand auf dem Heimweg. Und niemand widersprach ihm. Die Eintrachtstürmer starteten wie vom Katapult abgeschossen. Feigenspan sprang in eine etwas zu scharfe Pfaff-Flanke, Kreß legte den ersten Alleingang vor und verstolperte. Als beim Schweinfurter Gegenangriff Heilig einen Querschläger am eigenen Tor vorbeijagte, stockte den 6000 schon der Atem. Geyer II drehte sich kurz darauf in eine flache Hereingabe von Albert, und aus 18 Meter flitzte ein Staatsschuß geradewegs in die linke Torecke. 0:1 nach 4 Minuten, Die Eintrachtler hatten sich noch nicht von dem Schrecken erholt, da stand Geyer wieder bereit, zielte aber auf Rothuber, Allmählich drängten die Frankfurter in die Schweinfurter Hälfte, und Käser mußte laufend bei Schüssen von Heitkamp und Feigenspan, der sich gut einsetzte, ins Parterre. Dazwischen stürmten die Schweinfurter noch mit fünf Mann. 2:0 für Schweinfurt Wenn Rath und Albert die Flügel wechselten, kam das ganze Eintracht-Deckungsgefüge ins Wanken. Bei Eigenbrod-Heilig fanden sie mehrfach Durchschlupf, und erst als Burkhard in der 28. Minute einen Spurt gegen Eigenbrod nach einem von Rath ins völlig freie Mittelfeld gelegten Ball gewann und an Rothuber vorbei das zweite Tor schoß, entschloß man sich zur vielleicht entscheidenden Umstellung. Die Verteidigung hieß jetzt Bechtold-Eigenbrod, Seitenläufer spielten Heilig und Schymik. Werner Heilig war in der Angriffsrolle jetzt in seinem Element. Da auch Pfaff anzog und die großen Kämpfer Kreß und Feigenspan noch einen Zahn zulegten, wurde der Eintrachtdruck stärker. Die Pfiffe des Publikums schlugen bald in Beifall um, nachdem Pfaff in der 40. Minute einen Aufsetzer vom Elfmeterpunkt ins lange Eck zielte. Im nächsten Moment ließ Kreß drei Mann auf der Strecke, um im Kampf mit dem letzten Mann (Aumeier) im Strafraum zu stürzen. Die Entscheidung Eckball sicherte dem Schiedsrichter Eisemann-Heidelberg einen Abgang und Wiederauftritt mit Riesen-Pfeifkonzert. In der Pause waren schon viele der Meinung, daß die Eintracht bei ihrem Einsatz noch gewinnen werde. Sechs Minuten später zweifelte kein Mensch mehr daran. Pfaff zielte einen Freistoß aus gut zweiundzwanzig Metern flach zum 2:2 in die kurze Torecke, und traf anschließend bei einem indirekten Freistoß aus vertracktem Winkel den Pfosten des von allen elf Schweinfurtern besetzten Tores. In der 62. Minute fiel schon die Entscheidung. Kreß erkämpfte sich auf der rechten Seite gegen Merz-Vertreter Aumeier eine steile Vorlage, umkurvte den herauslaufenden Käser, der ihn am Boden „festnagelte". Der Elfmeter war an diesem Tag für Pfaff kein Problem. Heiligs Lattenschuß Die Eintracht hatte noch manche gute Chance gegen den vorzüglichen Torwart Käser, noch einen indirekten Freistoß und durch Heilig einen schallenden Lattenschuß. Nur ein einzigesmal, als Heilig einen Schuß in Richtung Torecke ablenkte, geriet der Sieg in Gefahr. Aber Rothubers blitzschnelle Reaktion bewahrte sie vor einem unverdienten Punktverlust. Die Schweinfurter antworteten nur noch mit übertriebener Härte, so daß Bäumler verletzt, Feigenspan und Kreß angeschlagen wurden. Die Eintracht hat bei allem Kampfgeist an diesem Tag aber auch das Spielen nicht vergessen. Schon als noch alles für die Schweinfurter lief, stellte man fest, daß sie besser war als ihr Ruf. Die Leistung vom BCA-Spiel wurde glatt übertroffen. Aber es knisterte jedesmal im Gebälk, wenn die Schweinfurter über die Mittellinie stießen. Und da die Gäste es wie stets gut verstanden, den Ball geschickt durch die eigenen Reihen zu schleusen, kamen die Eintrachtler fast nie mit den Gegnern in Tuchfühlung. Jede Steilvorlage in den freien Raum war Gift für die Deckung, und so nahm es kein Wunder, daß die Eintracht meist spielte und die Schweinfurter frank und frei in achtundzwanzig Minuten zwei Treffer schossen, die auch die letzten Hoffnungen am Eintrachthimmel zu zerstören drohten. In dieser kritischen Situation entschloß man sich zu einer Umstellung, die der Mannschaft Halt und Sicherheit verlieh. Eigenbrod, als Seitenläufer mit dem begreiflichen Lampenfieber des Debütanten befallen, wurde als linker Verteidiger zu dem gefährlichen Alleingänger Albert gestellt, Bechthold zu Rath, und Schymik-Heilig als Seitenläufer. Von diesem Augenblick an ging es sprunghaft aufwärts. Es war, als hätten sich die Eintrachtler das „aber jetzt" aufs Panier geschrieben. Schweinfurt, das langsam aber sicher alles zurückzog, spielte mit einem enormen Körpereinsatz. Aber die Frankfurter waren nicht unterzukriegen. Ein Alfred Pfaff lief nach jedem Ball, kämpfte, flankte, zog Eckbälle und Freistöße nach innen und schmiedete Ränke wie sie eben nur ein Pfaff zu schmieden vermag. Mit ihm jagte Kreß mit dem Mut des Unentwegten daher. Es verdroß ihn nicht, wenn ihm das eine oder andere nicht immer gelang, aber er holte die Chancen, die sich der Eintracht boten, mit seinem Einsatz heraus, wie beim zweiten und dritten Tor, als dem Gegner keine andere Wahl blieb, als den Fuldaer zu legen. Das große Dreigestirn wäre unvollständig, wenn Werner Heilig nicht erwähnt würde, seit eh und je ein Freund des Offensivspiels. Pfaff-Kreß-Heilig rissen das Spiel aus dem Feuer und die anderen mit, von denen Feigenspan ein wackerer Mitstreiter war, Bäumler an der Seite Pfaffs zu einer großen zweiten Hälfte auflief, und Heitkamp gut schoß und mit dem Ball gescheite Dinge zeigte, aber doch noch immer einen halben Schritt zu langsam war. Schatten und Licht wechselten bei Schymik, hinter dem Bechtold und Wloka später sicher standen und Rothuber wenig beschäftigt blieb. Die Schweinfurter, besaßen in Käser einen prachtvollen Torwart, in Grimm-Schmitt Verteidiger, die in der Wahl ihrer Mittel es nicht sehr genau nahmen. Aumeier vertrat Merz ganz gut. Als er später in den Sturm ging, hatten die anfangs so prächtigen Albert, Geyer 2 und Rath den Faden verloren. Rath wurde zehn Minuten vor Schluß verletzt. (aus 'Der neue Sport' vom 21.11.1955)
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