Schwaben Augsburg - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1955/56 - 4. Spieltag

2:2 (0:1)

Termin: 17.09.1955
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Eisenmann (Heidelberg)
Tore: 0:1 Erich Bäumler (24.), 0:2 Hans Weilbächer (59.), 1:2 Harlacher (63.), 2:2 Schmuttermeier (80.)

>> Spielbericht <<

Schwaben Augsburg Eintracht Frankfurt

  • Süßmann
  • Frisch
  • Nenning
  • Schmuttermeier
  • Schießl
  • Kneitel II
  • Jungmann
  • Schmelzinger
  • Struzina
  • Nöth
  • Harlacher

 


 

Trainer
  • Hans Merkle
Trainer

Rothuber erlitt Nasenbeinbruch

Werner Heilig ging ins Eintrachttor

Die Eintracht steuerte im Rosenau-Stadion sicher ihrem vierten Sieg entgegen, und büßte dennoch einen Punkt ein. Wie schon so oft. Woran liegt das? Ganz einfach. Bei den Riederwäldern stimmt etwas nicht an der Relation zwischen vorhandenen und ausgewerteten Chancen. Der Eintracht fehlte ein Buchenau.

Einige Ungläubige, die doch noch auf einen Einsatz des zurückgekehrten Wloka glauben wollten, mußten sich beim Einlauf der Mannschaften endgültig eines Besseren belehren lassen. Bechtold stand für den verletzten Höfer im Zentrum der Abwehr, und seine ersten Zusammenstöße mit Struzina ließen erkennen, daß er das auf ihn gesetzte Vertrauen unter allen Umständen rechtfertigen wollte. Diese Zusammenstöße waren von Anfang an scharf und bedrohlich. Augsburg ging sofort zur Offensive über. Die Angriffe der Schwaben gingen meist von dem rechten Läufer Schmuttermeier aus, der sieh bei Pfaff energisch festsetzte, und erhielten durch die Schnelligkeit der beiden Außenstürmer Jungmann und Harlacher immer wieder eine brennende Gefährlichkeit. Weder Kudraß noch Heilig bildeten in der Phase des Auftaktes einen verläßlichen Widerstand gegen die Unternehmungslust ihrer Gegner.

Die Riederwälder antworteten zwar mit recht verheißungsvollen Vorstößen, doch lief Geiger zweimal, in aussichtsreichen Augenblicken, in die Abseitsfalle. Die ersten Phasen entsprangen dem Tatendrang von Kreß, doch der Richard verfiel zweimal hintereinander in seinen alten Fehler, in bester Schußposition noch einmal abzugeben. Immerhin stärkten diese Szenen das Selbstbewußtsein der Riederwälder. Aus den sporadischen Vorstößen erwuchs langsam eine massive Gegenoffensive, die zu dramatischen Höhepunkten führte. Zwei Bomben des aus allen Lagen zuschlagenden Bäumler prallten von der Abwehrwand ab, als Süßmann schon geschlagen war, und ein Nachschuß Weilbächers, vor dem der Kasten weit offenstand wie ein Scheunentor, spritzte von der Torlatte ins Aus.

In der 23. Minute aber schlug ein Kopfball des nach links hinübergewechselten Bäumler endlich zum nunmehr längst verdienten Führungstreffer ein. Er ging auf einen jener typischen „Amokläufe" von Kress zurück, der über vierzig Meter bis in Höhe der Eckfahne vorstieß, und von dort eine gestochene Flanke zog. Kress und Bäumler bewährten sich auch weiterhin als Gestalter des Angriffsspiels der Riederwälder, das nun der Deckung eine weitgehende Entlastung verschaffte.

In der zweiten Hälfte brachen Glück und Unglück in seltener Fülle über die Eintracht herein. An den Stellen, wo das Zusammenspiel bis zur Pause noch geholpert hatte, floß es jetzt wie geölt dahin, und da Weilbächer sich merklich sammelte, bestand der Sturm nun aus einem harmonischen Quintett, das mit verwirrenden Positionswechseln aufwartete. Trotzdem verzögerte sich der unvermeidlich scheinende zweite Treffer bis zur 60. Minute. Es lag an der alten Krankheit. Vor dem Tor wurden die Eintracht-Stürmer von einer Art Panikstimmung erfaßt, und besonders Kress, dem weiter hinten soviel Gutes, ja Bestechendes gelang, scheute vor dem Letzten, vor einem unbekümmerten Schuß zurück. In der 60. Minute legte die Eintracht eine ihrer schönsten Kombinationsfiguren auf den Rasen. Der Ball lief von dem zurückgehenden Pfaff über den furchtlos nach vorn stürmenden Heilig, der zu Bäumler in die Gasse lenkte. Bäumler quetschte sich an der Auslinie entlang nach innen, und seine Vorlage wurde von Weilbächer durch drei Angreifer hindurch förmlich ins Netz gepreßt.

Immer verzweifelter und rücksichtsloser wurden die Attacken, gegen die sich Rothuber bei den Augsburger Vorstößen zu behaupten hatte, und als er — wieder einmal in stärkster Bedrängnis — den Ball Harlacher vor das Schußbein faustete, stand es 1:2. Unmittelbar darauf geschah das Malheur: Rothuber, der das Leder bereits fest an die Brust gedrückt hatte, wurde von einem Angreifer derart wuchtig und unvorsichtig gerammt, daß er mit einem Nasenbeinbruch hinters Tor getragen werden mußte. Also Heilig zwischen die Pfosten und Kress zurück! Klar, daß die Augsburger entschlossen nachstießen. Im Eintracht-Strafraum schäumte die Brandung der Schwaben-Angriffe, und es mutete wie ein Wunder an, daß Heilig nur zweimal in einer Viertelstunde einzugreifen brauchte. Dann kam Rothuber wieder, und alles schien gut. Er kam rechtzeitig genug, um — trotz Nasenbeinbruchs — schwerste Schüsse zu parieren — gegen den 20-m-Schuß von Schmuttermeier, zehn Minuten vor Schluß, aber gab es nichts auszurichten. 2:2! Riederwalds Endspurt scheiterte, wie üblich, an der verstärkten gegnerischen Deckung.

Die Eintracht hat dennoch Frankfurts großen Ruf in Augsburg bewahrt und vertieft. Man sparte auf den Rängen nicht mit höchstem Lob. Dieses Lob galt vor allem Bäumler, Kress, Pfaff und Schymik, die bald zu den tragenden Figuren des Riederwälder Spiels wurden. Die anwesenden Frankfurter aber wußten als Kern der internen Schwierigkeiten auch die Taten Bechtolds und Heiligs zu würdigen. Bechtold stoppte Struzina, soweit der „schwarze Peter" überhaupt zu stoppen ist. Heilig schüttelte seine Hemmungen nach einer Viertelstunde energisch ab und mischte sich — wie einst im Mai — hin und wieder sogar in die Offensivhandlungen mit ein. Daß auch die anderen nicht wesentlich abfielen, ist eine ausgesprochene Referenz für sie. (aus 'Der neue Sport' vom 19.09.1955)

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg