Eintracht Frankfurt - Duisburger SpV

Freundschaftsspiel 1955/1956

2:2 (1:2)

Termin: 14.08.1955
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Wenzel (Bad Homburg)
Tore: Tore: 0:1 Becker (7.), 1:1 Alfred Pfaff (12.), 1:2 Bermel (39.), 2:2 Hans Weilbächer (80.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Duisburger SpV

 


  • Broden
  • Müller
  • Weskamp
  • Wacker
  • Koll
  • Münnix
  • Becker
  • Bermel
  • Burgers
  • Lohmann
  • Schneider

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer

Hermännchen Höfer ersetzt Hans Wloka

„Donnerlüttchen", kann man da nur sagen; aber nur zu den Duisburgern. Die Gäste aus dem „goldenen Westen" steckten zwar ebenfalls in einer rotweißen Montur wie die Gäste aus dem Süden, die am Mittwoch am Riederwald in der zweiten Halbzeit ziemlich untergingen, im übrigen aber waren die Duisburger wesentlich farbiger als die Bellinzoneser.

Sie hatten nicht nur eine perfekte Abwehr, sondern auch einen Läufer namens Münnix, der in seiner Wirkung an einen Verwandlungskünstler gemahnte. Wenn er abwehren mußte, war er breit wie eine Litfaß-Säule, wenn er angriff schmal wie ein Stilett, das den Abwehrknoten der Eintracht mehr als einmal gefahrdrohend aufstach. In Wirklichkeit gehörte er zu jenen spindeldürren Typen, deren Haupttugend die Zähigkeit ist. Die Duisburger besaßen des weiteren einen Halbrechten, den blutjungen Bermel, der die Fähigkeit besaß, mit einer einzigen ruckartigen Drehung in den Hüften ganze Wartesäle von freiem Raum freizulegen. Sie verfügten des weiteren über einen schwer kontrollierbaren Galopper, den jungen Becker, als Linksaußen, gegen den Kudraß erst nach eingehendem Studium die richtige Einstellung fand, und sie besaßen vor allem die Frische und Unkompliziertheit der Jugend. Trainer Harthaus, dem noch ein so guter Mann wie Frey diesmal fehlte, ist zu beneiden. Er hat es in Duisburg mit lauter Leuten zu tun, die mit Macht und Ehrgeiz ihrem Höhepunkt zustreben, ihn aber noch nicht erreicht haben. „Donnerlüttchen!"

Aber was sagt man zu der Eintracht? Die Riederwälder verlangten von ihrem Anhang wieder einmal viel Mannhaftigkeit und Unwandelbarkeit im Glauben. War das der Feigenspan, von dem die Koblenzer Zuschauer nach seinen vier Toren im Stadion Oberwerth gegen TuS Neuendorf noch tagelang schwärmten? Man begriff nie ganz, woran es lag. Lag es an der scharfen und punktspielmäßigen Bewachung durch Duisburgs Stopper Koll, der dem guten Jungen das Selbstvertrauen nahm oder lag es an der Vernachlässigung durch seine Nebenleute, die im Kampf mit der Duisburger Deckung mit sich selbst genug zu tun hatten, die einfach nicht dazu kamen, sich gebührend um den jungen Mann zu kümmern. Ein paar Pässe, die Feigenspan schon in den ersten Minuten mißglückten, kamen hinzu... Kurz, der Friedberger geriet ins Schwimmen und sah nur selten noch Land. Darum jedoch keine Angst vor der Zukunft, lieber Ecko! Es wird alles wieder gut. Nur ein kleines bißchen Mut! Ein bißchen Mut und Frechheit, jawohl, das war wahrscheinlich das einzige, was ihm fehlte.

Auch Schymik verhaspelte sich diesmal mehr als nötig. Man sah, wie die Selbstvorwürfe an ihm fraßen. Etwas ernstlicher fällt ins Gewicht, daß das Oberligatempo doch nicht ganz spurlos an ihm vorüberging. Außerdem hatte er zeitweilig einem doppelten Pensum nachzukommen. Da Bäumler und auch Schymiks Vordermann Pfaff von Kopf bis Fuß auf Offensive eingestellt waren, wurden die gegnerischen Außenläufer in ihren Aufbauaktionen nur selten gestört, und so gerieten Schymik und Remlein gar zu oft zwischen zwei Angreifer, gegen die es kaum etwas auszurichten gab.

Natürlich gab es keinen Alleinschuldigen. Bei den „Alten" klappte es im allgemeinen genau so wenig wie bei den „Jungen". Nur, daß sich die Alten dies nicht so zu Herzen gehen ließen. Ganz die Alten aber waren nur Pfaff (in der ersten Halbzeit) und Bäumler (in der zweiten Halbzeit, wo er sich bei seinem vorübergehenden Einsatz als linker Läufer zum spielgestaltenden Faktor steigerte). Halt! Ganz der alte war auch ein Junger, nämlich Wloka-Nachfolger Höfer. Das „eiserne Herrmännche" brachte das Kunststück fertig, den Kummer um den abgetretenen „eisernen Hans" für neunzig Minuten zum Schweigen zu bringen. Die anderen bewegten sich in den Toleranzen einer Durchschnittsleistung. Weilbächer trat erst ein, als Kreß Mitte der zweiten Halbzeit leicht verletzt ausschied. Er versorgte seine Anhänger mit einem neuen schlagenden Argument, in dem er kurz vor Schluß mit akrobatischem Kopfstoß das Unentschieden rettete.

Im übrigen gingen die Duisburger zweimal in Führung, und jedesmal aus gutem Grund. Einmal hielt Rothuber einen scharfen Schuß von Bermel nicht fest, so daß Becker zum Nachschuß kam; das andere Mal schlug ein Ball von Bermel in der linken Ecke ein, den die Eintrachtabwehr trotz vollzähliger Besetzung einfach nicht aus dem Strafraum gebracht hatte. Zwischendurch überraschte Pfaff mit einem 23-m-Schuß von elementarer Wucht sämtliche Anwesenden einschließlich Broden im Duisburger Tor. (aus 'Der neue Sport' vom 15.08.1955)

 

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