Phönix Ludwigshafen - Eintracht Frankfurt

Oberliga Vergleichsrunde (Totorunde) 1955 - Gruppe 3

2:2 (0:0)

Termin: 25.06.1955
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Neufang (Wiebelskirchen/ Saar)
Tore: 0:1 Helmut Geiger (67.), 0:2 Richard Kreß (77.), 1:2 Greiner (82.), 2:2 Oster (86.)

>> Spielbericht <<

Phönix Ludwigshafen Eintracht Frankfurt

  • Eberhard
  • Pilkahn
  • Gawliczek
  • Pohl
  • Gläser
  • Amann
  • Meier
  • Ritter
  • Hauk
  • Greiner
  • Oster

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
  • Günther Hentschke
Trainer

Rothubers schwache sechs Minuten

Rothubers schwaches „Viertelstündchen", das im ganzen nur sechs Minuten dauerte, bescherte der Eintracht einen schweren Schock. Es währte von der 82. bis zur 86. Minute und kostete einen Punkt, den Karlchen Schildger schon fest im Koffer verpackt hatte.

Es begann mit der 82. Minute, als Greiner vom Rand des Strafraumes aus einen Schuß in Miniaturausführung losließ, den der in die untergehende Sonne blinzelnde Rothuber ohne Gegenwehr passieren ließ. Es setzte sich fort in der 86. Diesmal war die Sache noch verzwickter: Oster versuchte eine Flanke, die aber mißlang. Der Ball flog in mäßigem Tempo aufs Tor, Rothuber startete, bekam ihn auch zu fassen und gab ihm den letzten Effet zum Weg über die Linie. Dabei war am jungen Keeper der Eintracht über die ersten 80 Minuten kein Wort des Tadels am Platz. Er machte seine Sache brav, in starken Augenblicken sogar bravourös. Wie hätte er sonst, in den ersten Phasen des Anlaufes schon, jenen gut angesetzten, placierten Schuß Hauks, der fast unhaltbar schien, noch halten können.

Die Eintracht machte das Spiel. Pfaff und Heilig hielten den Taktstock, nach dem die übrigen 20 tanzten. Die Phönixelf bevorzugte Härte und der Schiedsrichter Neufang war kein Wildfang, Er blieb ruhig und schwieg, als Pfaff von Pohl, den er in jeder Phase beherrschte und ausspielte, mehr als ein halbes dutzendmal auf den Rasen gelegt wurde. Die Eintracht blieb souverän, sie spielte und verlor letztlich den sicheren Erfolg nur durch ihr Pech der letzten Minuten.

Der Start und einiges mehr gehörte denen vom Riederwald, die schon in der 1. Minute vor dem 1:0 standen, als Ludwigshafens Torwart Eberhard den ersten Schuß, von Geiger abgefeuert verpaßte. Hesse war schnell zur Stelle, schoß aber, knapp vor dem einsamen Tor, nur eine Kerze. Was Eberhard konnte, zeigte er bei Geigers Eckball, den er mit kolossalem Sprung abfing und auch beim Gewaltschuß Höfers, den er zur Ecke faustete. Er bremste auch Kreß, der vorher drei Männer der Abwehr elegant umgangen hatte und gerade zum Torschuß ansetzte. Die Chancen der Phönix wuchsen meist da, wo Lange gegen Oster stand, weil der Ludwigshafener um etliches schneller und auch gewitzter war. So kam auch die schwerste Panne der 1. Halbzeit aus diesem Winkel, wo sich beide kreuzten: Oster ließ Lange stehen und zog den Ball zum freistehenden Ritter, der aber, statt zu stoppen, aus 8 m losdonnerte und den Kasten um volle 5 m verpaßte.

Diese Chancen waren gut, aber selten, die der Eintracht hatten den Vorteil der steten Wiederholung. So, als Pfaff abging und erst am Torraum von Gawliczek eingeholt wurde oder nach der klassischen Steilkombination Remlein-Kreß-Bäumler, die Eberhard wiederum mit großartiger Faustabwehr beantwortete. Der Druck blieb, er wurde noch verstärkt, als sich Heilig nach vorne orientierte und seine Stürmerqualitäten deutlich zum besten gab. Einige der besten Vorlagen kamen von ihm, die beste nutzte Pfaff zum sofortigen Schuß, der von Pilkahn auf der Linie aufgehalten werden konnte, als Eberhard schon vergessen war. Kurz vor dem Wechsel wurde Wloka angeschlagen und humpelte, seine Schwäche wurde von Oster prompt zu einem Schuß ausgenutzt, der da, wo sich Latte und Pfosten kreuzen, anschlug.

Nach 58 Minuten winkte der Eintracht zum xten Male das 1:0. Wieder hatte Heilig eine seiner akkuraten Flanken zum freistehenden Kreß gezogen, aber vor Kreß stand noch Gawliczek, der keine andere Möglichkeit sah, als den Ball mit der Hand zu bremsen. Pfaff schoß den Elfmeter, aber er schoß ihn schlecht. Er signalisierte zu deutlich seine, die rechte Ecke des Tores, und Eberhard flog und fing richtig. 9 Minuten drauf war's trotzdem passiert, Höfer paßte zu Pfaff, der sah Geiger in guter Position und der Junge spurtete los, schüttelte Gläser ab und schoß ein. Kreß besorgte das 2:0 nach wuchtigem Ausbruch. Wieder stand Gläser im Weg und brachte ihn und sich selbst zu Fall. Richard war schnell wieder auf den Beinen, nahm den Ball und spazierte mit ihm, an Eberhard vorbei, ins Tor. Die letzten Phasen brachten das Fiasko und ganz zum Schluß, Sekunden vor dem Abpfiff, noch einen raffinierten Eckball Pfaffs, der an die Latte klatschte, aber keinen Vollstrecker fand. (aus 'Der neue Sport' vom 27.06.1955)

 

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