Eintracht Frankfurt - Fortuna Düsseldorf

Oberliga Vergleichsrunde (Totorunde) 1955 - Gruppe 3

5:3 (3:0)

Termin: 19.06.1955
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: 1:0 Werner Heilig (36.), 2:0 Alfred Pfaff (40.), 3:0 Hermann Hesse (44.), 4:0 Alfred Pfaff (51.), 4:1 Derwall (56.), 4:2 Martin Gramminger (61.), 4:3 Kern (68.), 5:3 Richard Kreß (81.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Fortuna Düsseldorf

 


  • Klose
  • Vigna
  • Knopf
  • Grings
  • Fandel
  • Wimmer
  • Müller
  • Kern
  • Sehl
  • Derwall
  • Martin Gramminger

 

Trainer Trainer
  • Kuno Klötzer

Fortuna lag 0:4 zurück

Wloka unersetzlich für Eintracht

Das Hosianna und das Kreuzige-Ihn liegen im Fußball dicht nebeneinander. So wurde die Eintracht von ihren Anhängern mit Pfiffen und Beifall bedacht. Lediglich bei Geiger blieben die undankbaren Zuschauer konsequent: sie pfiffen ihn bis zum Schluß aus.

Das war eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Es besteht kein Zweifel, Geiger hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt. Als er sich bei seinen ersten Aktionen verzettelt hatte, wurde er immer fahriger und verlor dann ganz die Fassung. Die Pfiffe hatten ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Doch man sollte mit einem jungen Spieler mehr Geduld haben; Geiger hat noch viel zu lernen, er brachte aber eins mit auf das Spielfeld: einen Rieseneifer, und der hatte keine Pfiffe verdient. Schließlich wollen wir ehrlich sein, Geiger war nicht der einzige schwache Punkt in der Eintracht. Für Weilbächer z. B. wäre es gut, wenn er etwas Urlaub machen würde. Die letzten Wochen hatten ihn offensichtlich überfordert. Schwächer ist auch Remlein geworden. Dahin sein akkurates Zuspiel, allzu oft landeten die Bälle beim Gegner. Ueberspielt, das kann man dazu nur sagen. Auch Höfer sah nicht immer gut aus, sehr oft ließ er sich von dem listigen Müller überlisten und beging den Fehler, diesen gefährlichsten Mann im Düsseldorfer Sturm ungenau zu bewachen.

Was eine gewisse Ruhepause ausmacht — selbst wenn sie unfreiwillig ist — sah man bei Wloka und Heilig. Wloka verdiente sich in seinem Strafraum königliche Ehren, so herrschte er dort über Widersacher und Freunde. Die letztwöchigen Versuche mit Bechtold und Höfer zeigten eins: Es handelte sich nur um Versuche, Wloka ist für die Eintracht unersetzlich. Heilig war in der Form der Saison 1953/54. Sein Herz schlug wieder für den Angriff und als sechster Stürmer war er gefährlicher als die übrigen fünf, deren Aufgabe es war, Tore zu schießen. Erst als Heilig die Trefferserie eingeleitet hatte, fand sich der Eintrachtsturm zusammen.

Zuvor hatte jeder auf eigene Faust versucht, die stabile Düsseldorfer Deckung auszuspielen. Da jedoch kein genaues Zuspiel aufkam, man vielmehr immer wieder in die Breite kombinierte, waren alle Angriffe zur Erfolglosigkeit verurteilt. Dabei machten die Düsseldorfer es der Eintracht vor, wie man heutzutage spielen muß; man braucht nur den gradlinigen Weg zum gegnerischen Tor einzuschlagen und schon winkt der Erfolg. Das heißt, der Fortuna winkte der Erfolg auch nicht, weil Rothuber auf dem Posten war und Wloka eisern aufräumte. Auf der Gegenseite hatte Klose Glück, als ein Schuß Hesses gerade noch zur Ecke abgelenkt wurde.

Mit der fünften Frankfurter Ecke brach das Verhängnis über die Düsseldorfer herein. Pfaff hatte gerade die vierte Ecke hereingezogen und verspürte keine Lust, zur anderen Eckfahne hinüberzutraben. Weilbächer legte sich deshalb den Ball zurecht, drehte ihn zur Strafraumgrenze herein, wo Heilig sich zur Seite legte und den Ball aus der Luft ins Netz jagte. Gleich danach wurde Pfaff von Wimmer im Strafraum zu Fall gebracht, ohne daß Handwerker seiner Pfeife einen Ton entlockte. Die strafende Gerechtigkeit folgte auf dem Fuß: beim nächsten Vorstoß spielte sich Pfaff durch die gegnerischen Reihen, and schon stand es 2:0. Die Gerechtigkeit gebietet es zu sagen, daß Handwerker (konzessionsweise?) nicht bemerkte, wie Remlein im eigenen Strafraum den Ball mit der Hand wegschlug.

Jedenfalls hatte dieses 2:0 den Eintrachtsturm zu einer Einheit geschweißt. Plötzlich spielte man und beschränkte sich nicht mehr auf Einzelvorstöße. Pfaff dribbelte and täuschte, Kreß rannte mit dem Ball am Fuß übers Feld und Hesse, der einen schwachen Start hatte, wurde am rechten Flügel zur großen Gefahr. Nur Weilbächer und Geiger vermochten sich nicht zu steigern. So pfiff man wieder, als Geiger kurz vor der Pause in aussichtsreicher Position den Ball verzog. Doch die Eintracht blieb im Ballbesitz. Pfaff traf zwar nur die Latte, aber Hesses Nachschuß landete im Düsseldorfer Tor.

Als in der 51. Minute Pfaff einen Alleingang unternahm und zum zweiten Male mit dem rechten (!) Fuß ein Tor erzielte, schienen die Düsseldorfer dem Untergang geweiht. Doch irgendwie wurmte dieses 0:4 die Gäste, man legte die inzwischen aufgetauchte Lethargie ab und war sich bewußt, daß der Name „Fortuna" verpflichtete. Eine gewisse Unterstützung bot die Eintrachtabwehr. Sie markierte nicht mehr ganz genau, und schon hatte Derwall eine Flanke Sehls mit dem Kopf eingedrückt. Als dann Grings Müller einsetzte und dieser fast auf der Torlinie stehend den Ball hereinflankte, sprang Martin Gramminger hoch und köpfte zum zweiten Fortuna-Treffer ein.

Die Gaste witterten Morgenluft. Die Frankfurter Abwehr kam etwas ins Schwimmen. Da verhängte Handwerker zu Recht einen Freistoß etwa 25 Meter vom Eintrachttor entfernt. Derwall legte sich behutsam den Ball zurecht, die Frankfurter wollten sich formieren, da preschte Kern heran und hieb den Ball mit Vehemenz ins Frankfurter Tor. Aus einem 4:0 hatten die Düsseldorfer ein 4:3 gemacht, und ein 4:4 hing in der Luft. Klose faustete einen scharfen Schuß Weilbächers ins Feld zurück und erst in der 81. Minute neigte sich die Waagschale des Sieges auf die Seite der Eintracht. Kreß überkam der Zorn, er überspielte jeden, der sich ihm in den Weg stellte, und schoß das 5:3 heraus. Kurz vor dem Abpfiff griff sich Weilbächer mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Oberschenkel (Zerrung?) und humpelte vom Feld. (aus 'Der neue Sport' vom 20.06.1955)

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg