Eintracht Frankfurt - Phönix Ludwigshafen

Oberliga Vergleichsrunde (Totorunde) 1955 - Gruppe 3

4:1 (4:0)

Termin: 05.06.1955
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Scheuring (Schweinfurt)
Tore: 1:0 Helmut Geiger (3.); 2:0 Richard Kreß (5.); 3:0 Helmut Geiger (6.); 4:0 Alfred Pfaff (32.); 4:1 Oster (74.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Phönix Ludwigshafen

 


  • Eberhardt
  • Faller
  • Gawlicek
  • Pohl
  • Gläser
  • Pilkan
  • Dächert
  • Hauck
  • Greiner
  • Amman
  • Oster

 

Wechsel
Wechsel
Trainer Trainer
  • Günther Hentschke

Nach sechs Minuten 3:0

Ein Tor-Tornado brach ab

Die Oberliga-Vergleichsspiele besitzen zwei Vorzüge: Sie ermöglichen es den Vereinen, ihre jungen Talente an die rauhe Oberligaluft zu gewöhnen und bieten den Zuschauern schöne Begegnungen, die freundschaftlichen Charakter tragen und ohne die Härte der Punktspiele sind. Eben aus diesem Grunde können junge Spieler ohne Sorgen eingesetzt werden.

Die 5000 Zuschauer am Riederwald machten eine Entdeckung: den blutjungen Außenläufer Reismann. Aus dem eigenen Nachwuchs hervorgegangen, bewegte sich der etwas zartknochig wirkende Reismann auf dem Feld als wäre er ein langjähriges Mitglied der Ligaelf. Er hatte immerhin einen Klasseläufer wie Ali Remlein neben sich, was ihn jedoch nicht beeindruckte, und innerhalb von wenigen Minuten bildeten Reismann—Remlein die Achse des ganzen Eintrachtspieles. Reismanns Zuspiel wies die Akuratesse eines Routiniers auf, und zweimal mußte sich der Phönix-Schlußmann bei Weitschüssen Reismanns von der Strafraumgrenze aus gehörig strecken.

Reismann konnte somit keinen Treffer erzielen, aber das dritte Eintracht-Tor ging im Grunde auf sein Konto. Sein Steilpaß erreichte auf den Millimeter den in die Gasse gelaufenen Kreß, der Faller und Gläser ausspielte und Geiger dann den Ball zum 3:0 servierte. Zuvor hatten Geiger den Ball mit dem rechten Fuß in die kurze Torecke geschoben und Kreß ein Zuspiel Remleins in ein Tor verwandelt. Dies alles geschah innerhalb der ersten sechs Minuten, und die Ludwigshafener blickten sich verdutzt an, als sie so urplötzlich um drei Tore zurücklagen.

Wie ein Tornado waren die Eintrachtangriffe über die Gästeabwehr hereingebrochen. Pfaff und Geiger spielten sich in traumwandlerischer Sicherheit die Bälle zu, und in der Sturmmitte betätigte sich Kreß als der große Reißer. Für ihn gab es einfach kein Halten, und die Phönix-Verteidiger wußten nicht, wie sie diesen Rieseneifer eindämmen sollten. Mit der Zeit bemerkten sie aber, daß aus dem Rieseneifer ein Uebereifer wurde, und da fand sich die Gästeabwehr zusammen. Kreß verfiel immer mehr in seinen alten Fehler, den Ball zu lange zu halten und dann einfach kopflos abzuspielen.

Doch noch beherrschte die Eintracht das Feld, da Pfaff glänzend aufgelegt war und Geiger von Pfaffs Spiellaune Profit schlug. Die Gefahr ging stets von dem linken Flügel aus, denn auf der anderen Seite hing Bäumler etwas in der Luft, weil Weilbächer nicht in Schwung kam. Der frischgebackene Nationalspieler blieb farblos bis zum Schluß. Ob blonde Menschen wirklich besonders unter der Hitze leiden?

In der Abwehr vertrat Höfer Wloka ausgezeichnet, wenn ihm auch die Uebersicht Wlokas abging; bei Kopfbällen behielt er stets die Oberhand. Kudraß hatte den schnellen Dächert gegen sich, dem er so zusetzte, daß der Rechtsaußen später in die Sturmmitte wechselte. Hesse zeigte Schlagkraft, deckte aber seinen Gegenspieler nicht genau ab und hatte dadurch den Gegentreffer auf dem Gewissen. Rothuber erhielt für seine Paraden und sein beherztes Herauslaufen Sonderbeifall.

Die Ludwigshafener brauchten lange Zeit, bis sie sich von dem Schock einigermaßen erholt hatten. Pohl und Pilkan warfen Reismann-Remlein den Fehdehandschuh hin, und bis zum Schluß ging der faire Kampf um die Herrschaft im Mittelfeld unentschieden aus. Phönix war also in der Läuferreihe der Eintracht gleichwertig, im Sturm blieb das Uebergewicht bei den Frankfurtern. Gewiß, der Ludwigshafener Sturm war gut aufeinander abgestimmt, sparte nicht mit Schüssen, kombinierte aber eine Idee zu sehr in die Breite und sah sich letzten Endes immer wieder abgefangen.

Immerhin schien man sich im Ludwigshafener Lager Hoffnungen zu machen, den Rückstand zu vermindern. Doch Rothuber fischte sich jeden Ball, und Pfaff machte in der 32. Minute alle Hoffnungen zunichte. Mit einer unnachahmlichen Täuschung ließ er Pohl und Gläser ins Leere laufen und schloß seinen Alleingang mit dem vierten Treffer ab. Für die Gäste ging es nur noch darum, das Ergebnis zu verbessern. Aber auch nach der Pause blieb die Eintracht bei ihrer Offensive, und Eberhardt bewies sein Können, als er einen Scharfschuß Pfaffs abwehrte und einen gefährlichen Weitschuß Reismanns über die Latte lenkte.

Erst als der Eintrachtschwung verebbte, kamen die Gäste gefährlich auf, und bei einigen Angriffen stand das Glück Rothuber zur Seite. So, als Greinerts Schuß vom Pfosten ihm in die Hände sprang, und dann, als Dächert nur den Pfosten traf. Gegen das einzige Ludwigshafener Tor war Rothuber machtlos. Pilkan hatte Oster angespielt, den Hesse aus den Augen gelassen hatte, und für den Linksaußen war es ein leichtes, den Eintrachttorwart mit einem Schrägschuß zu schlagen. Lobenswert war die Fairneß auf beiden Seiten, man reichte sich nach jedem Zusammenstoß die Hand oder klopfte sich auf die Schulter, und man sah, diese Gesten kamen aus ehrlichem Herzen. (aus 'Der neue Sport' vom 06.06.1955)

 

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