Auswahl Frankfurt - Ligaauswahl
Irland |
Freundschaftsspiel 1954/1955
Zur Neueinweihung des Stadions
7:2 (1:1)
Termin: 14.05.1955
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Hubbuch (Bruchsal)
Tore: 1:0 Buchenau (34.), 1:1 J. Fitzgerald (38.), 2:1 Erich Bäumler (65.), 3:1 Buchenau (66.), 4:1 Rappsilber (71.), 5:1 Alfred Pfaff (75., Elfmeter), 6:1 Niebel (76.), 7:1 Richard Kreß (79.), 7:2 Gannon (82.)
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Sieben Tore in 25 Minuten! Kreß spielte mit Eifer und Wucht Es muß stimmen. Der Reporter — in Mathematik noch nie eine ausgesprochene Leuchte — hat zur Vorsicht dreimal nachgerechnet: In den letzten 25 Minuten des Spiels fielen sieben Tore, also alle 214,39 Sekunden ein Tor. Dies für die Statistiker. Aber Spaß beiseite. Diese 25 Minuten waren wirklich eine Wucht. Es hatte seine Vorteile, daß man vom trefferreichen Handballspiel her noch einige Uebung hatte. Wie leicht hätte man sich sonst verzählen können. Zumal dieser Torhagelschauer so überraschend kam. Schließlich hatte die erste Halbzeit nur ein unterernährtes 1:1 erbracht. Man hatte sich darauf gefaßt gemacht, daß der Frankfurter Sturm, der zu dieser Zeit noch aus zwei Teilen bestand, einem Eintracht- und einem FSV-Teil, daß dieser gefällig aber drucklos operierende Sturm sein Kreuz haben würde, gegen die irische Deckung zu den notwendigen Erfolgen zu kommen. Nicht daß diese Deckung über imponierende Spielerpersönlichkeiten verfügt hätte; aber hier riß sich jeder einzelne Mann um jeden einzelnen Ball förmlich ein Bein aus. Es war, als ob der Frankfurter Angriff nach ermutigenden Ansätzen ein Stück weiter vorn in eine dornenstrotzende Hecke geraten würde, wo das Lockere und Mühelose des Aufbaus plötzlich in Mühsal und Drangsal überging. Es war alles so so la la. Gewiß, Remlein und Niebel bewegten sich souverän in all dem satten Grün (womit neben dem frischen Rasen auch die grünen Trikots der Leute von der grünen Insel gemeint sind). Man fühlte etwas von den Wonnen mit, die der kleine Ali vom Riederwald erlebte, wenn er auf diesem Billardtisch zum Querpaß ansetzte. Gerade für Leute seines Schlages muß es eine Lust sein, hier das Bällchen tanzen zu lassen. Gewiß, Pfaff und Buchenau entdeckten bald ihre Gemeinsamkeiten und schlossen sich zu manchem netten Intermezzo zusammen. Eins davon war der Führungstreffer, den Pfaff mit einem Slalomlauf vorbereitete und den Buchenau sicher vollendete. Gewiß, es gab bis auf Bäumler, der in den letzten Wochen wirkt, als stehe er jeden Tag mit dem linken Bein zuerst auf, eigentlich keinen schwachen Punkt. Selbst Rappsilber, der erst wenige Stunden zuvor von seinem Glück erfuhr, auch mit dabei sein zu dürfen, machte keine üble Figur. Die Art, wie Bornheims neuer Mann seine Vorlagen über die Köpfe der Gegner schaufelt, verrät den Könner. Was an ihm störte, war ein leichter Hang zur Behäbigkeit; aber hier kann fleißiges Training Wunder wirken. Schwamm drüber: über die ganze erste Halbzeit. Wer den zweiten Durchgang erlebte und vor allem den Hagelschauer zwischen der 65. und der 90., erinnert sich ohnehin kaum noch an das Vorhergegangene. Nach der Pause geriet Frankfurt in helles Entzücken. Es war, als wenn die Vertreter der beiden Oberliga-Rivalen erst einmal zusammen Kaffee trinken mußten, um sich näherzukommen. Die zweite Halbzeit steigerte sich nach und nach zu einer Orgie des guten Einvernehmens. Man beglückwünschte sich gegenseitig zu den Toren, schlug sich freundschaftlich auf die Schultern und fiel sich um den Hals. Beim Aufbruch auf der Truppe hörte der Reporter wie ein stadtbekannter FSV-Anhänger zu Riederwalds Balles hinüberrief: „Gratuliere zu Ihrem Rechtsaußen!" Dieser Rechtsaußen war aber auch allein das Eintrittsgeld wert. Er hieß Kreß und spielte so frei von der Leber weg, so voll glühenden Eifers, und mit einer so einreißenden Wucht, daß es manchmal aussah, als würden die Iren vor ihm flüchten statt ihn anzugreifen. Aber das war nur eine optische Täuschung. In Wirklichkeit ging ihm meistens mehr als ein Gegner zuleibe und so hatten seine Nebenleute endlich freie Bahn. Kreß riß in der 65. Minute, als er Bäumler den Ball fix und fertig vor das Schußbein servierte, jene Bresche in die irische Dornenhecke, die nicht mehr zuwuchs. Schon sechzig Sekunden später bewährte sich die Allianz Pfaff—Buchenau aufs neue, als der Bornheimer mit einem perfekten Kopfstoß einen perfekten Eckball des Riederwälders ins Netz stieß. Dann schoß Rappsilber sein Tor und zeigte dabei (Ballannahme und Schuß waren fast eins), daß er auch anders kann. In diesem einen Fall reagierte er wie ein Elektro-Magnet. Ein Foulelfmeter (Stopper Keogh an Rappsilber) kam hinzu, den Pfaff in einer geradezu boshaften Art versteckte. Niebel überrumpelte den braven C.O. Callaghan im irischen Tor mit einem wohlabgewogenen Fernschuß und schließlich kam auch noch Kreß zu seinem Treffer, einem Prachtstück wie die andern. Er hob den Ball über den herauslaufenden Keeper in die Maschen. Arme Iren! Vor allem: arme Nr. 4. Manchmal schien es, als trage nicht nur der rechte Läufer Gannon die 4 auf dem Rücken, sondern drei oder vier Spieler im grünen Trikot. Gannon rackerte sich ab wie ein Traktor. Auch Mittelstürmer Gibbons fiel angenehm auf und der Tormann im knallgelben Pullover hielt, was zu halten war. Aber im Grunde kämpften sie alle ohne Aussicht, Sie kämpften immerhin so, daß ihnen jeder die beiden Gegentreffer von Herzen gönnte: einen Nachschuß von J. Fitzgerald, der nach Mißverständnis zwischen Schwarz und Klemm zum 1:1 führte und ein Elfmetertor von Gannon, nachdem das Leder unglücklich den rechten Arm von Schwarz getroffen hatte. (aus 'Der neue Sport' vom 16.05.1955)
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