Bayern München - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1954/55 - 25. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: 20.03.1955
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Leonhardt (Stuttgart)
Tore: 0:1 Helmut Geiger (43.), 1:1 Knauer (73.)

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Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Hoffmann
  • Frisch
  • Faltermeier
  • Mayer
  • Ludwig Landerer
  • Knauer
  • Legath
  • Velhorn
  • Resch
  • Schädlich
  • W.Huber ll

 


 

Trainer
  • Herbert Holl
Trainer

 

Eintracht-Sturm enttäuschte schwer

Man muß es vorwegnehmen: Keine Mannschaft hat in München bislang so enttäuscht wie der Spitzenreiter vom Main. Nicht einmal die Bayern selbst erlebten trotz ihres Abstiegs einen derart bedenklichen spielerischen Tiefpunkt.

Eine Revue der Nationalspieler von heute und morgen hätte der Münchener Kampf werden sollen. Keiner der Auserwählten wurde aber seinem guten Ruf gerecht. Es stand in den taktischen Dispositionen der Frankfurter, ihren Mittelstürmer Kreß im Mittelfeld ziemlich zurückgezogen operieren zu lassen, etwa im Stil der Ungarn, um dann die beiden Halbstürmer weit nach vorn zu schicken. Doch die Rechnung ging nicht einmal auf dem Papier auf, weil jegliche Voraussetzungen fehlten.

Kreß arbeitete wohl fleißig wie eine Biene, allein mit einigen Paßbällen vermochte er die resolute Münchener Abwehr nicht zu beeindrucken. Der neunzehn Jahre alte Mittelläufer Landerer verurteilte den Frankfurter zur Wirkungslosigkeit. Ueberhaupt ist dabei zu vermerken, daß Kreß in München noch nie überzeugt hat.

Es bedurfte meiner ganzen Ueberredungskunst, um meine Kollegen von den Vorzügen des Eintracht-Sturmführers zu überzeugen. Kreß scheint mir eben nicht der Spielmacher aus der Tiefe heraus zu sein. Er muß geschickt werden, in der Sturmspitze stehen und dem Ball wie einem Windhund nachhetzen können. Da auch Pfaff reichlich lässig auf dem Münchener Schneeboden spazierenging und nur zuweilen etwas Dampf draufsetzte, da Weilbächer weit von seiner Normalform entfernt war und Linksaußen Geiger kaum den Anforderungen eines Ligaspielers entsprach, konnten unmöglich zwingende Kombinationen von den 10000 Münchener Sportfreunden beklatscht werden.

Nur Bäumler auf Rechtsaußen erfüllte die Erwartungen. Freilich verging selbst ihm mit zunehmender Spieldauer die Lust und er fand in Faltermeier seinen Bezwinger. In der Harmlosigkeit konnten die Frankfurter den Münchenern die Hand reichen. Ein Glück für die Eintracht, denn nach einer Viertelstunde war eine 2:0-Führung der Platzherren durchaus vertretbar. Schädlich und Rech standen mutterseelenallein vor Loy und brachten den Ball doch nicht über die Torlinie.

Auf der Gegenseite zeigte sich Geiger recht entschlossen. Mit Wucht setzte sich Außenläufer Heilig gegen die Bayernabwehr durch, stürmte in den Strafraum der Münchener hinein und gab einen unheimlich scharfen Schrägschuß ab. Torwart Hoffmann konnte zwar das Geschoß reaktionsschnell meistern, aber der Nachschuß Geigers landete im Netz. Drei Münchener standen neben dem glücklichen Schützen und sahen fröhlich zu. Sie werden in Gedanken wohl bereits ihren Halbzeittee geschlürft haben, denn zwei Minuten vor der Pause traf sie diese Strafe.

Nach Seitenwechsel veränderte sich kaum das Bild. Die Eintracht kam einfach nicht auf Touren. Im Gegenteil: Die Gäste hatten alle Hände voll zu tun, um zunächst das Spiel ausgeglichen zu gestalten. Wloka zog seine Außenläufer zurück, Höfer griff zu einigen Derbheiten. Das Eckenverhältnis kletterte auf 9:3 für die Bayern. In der 71. Minute folgte das Unvermeidliche: die Münchener glichen aus. Knauer hatte einen Eckball von Huber II direkt aus der Luft aufgenommen und setzte den Ball unhaltbar für Loy ins Netz.

Den Frankfurtern wäre zu wünschen, daß sie recht bald aus diesem Formtief herauskommen. Erwiesen sich die hinteren Reihen als stabil, so versagte der Angriff maßlos. Die Bayern zeigten eine erfreuliche Frische. Hätten einige ihrer Spieler nur einen kleinen Schimmer fußballerischer Reife besessen (Legath, Schädlich), die Gäste wären klar distanziert worden. (aus 'Der neue Sport' vom 21.03.1955)

 

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